Tagesförderung und Wohnungen für Menschen mit Behinderung sorgen für Integration in Neu Wulmstorf

Neu Wulmstorf. Dass Menschen mit Behinderung Aufgaben brauchen, hat sich als Erkenntnis allgemein durchgesetzt. Sie geben dem Tag eine Struktur und heben das Selbstbewusstsein. Doch manche Behinderte sind schwer und mehrfach behindert und brauchen so viel Hilfe, dass es für sie unmöglich ist, in einer Werkstatt zu arbeiten. Um diese Menschen kümmert sich die Integrative Lebens- und Arbeitsgemeinschaft (LeA) in Neu Wulmstorf. Der Verein hat vor vier Jahren die Laurens-Spethmann-Häuser, ein Wohnprojekt für Schwerbehinderte, geschaffen, das im Landkreis einzigartig ist.

Jetzt plant die Initiative einen Neubau hinter den Laurens-Spethmann-Häusern auf ihrem eigenen Grundstück. Kosten: 1,5 Millionen Euro. In einem 1000 Quadratmeter großen Gebäude sollen eine Tagesförderung und Wohnungen für Behinderte entstehen. Die Tagesförderung ist vor allem für die Bewohner der Laurens-Spethmann-Häuser gedacht.

Zugeschnitten auf die Fähigkeiten jedes Einzelnen bekommen die Behinderten Aufgaben und werden so individuell gefördert. Ganz im Sinne von Arbeit. Wie sehr das den Behinderten nach vorne bringt und auch dem Arbeitgeber hilft, erkannte Sabine Drevin, Geschäftsführerin der LeA gemeinnützigen GmbH, die die Laurens-Spethmann-Häuser betreibt, in den vergangenen Monaten. LeA und die nebenan gelegene Kindertagesstätte Fuchsbau entschlossen sich, eine Bewohnerin der Laurens-Spethmann-Häuser in der Kita arbeiten gehen zu lassen.

Die Frau wäscht und sortiert die Wäsche in der Kita. Sie braucht während ihrer Tätigkeit zwar immer noch einen Betreuer an ihrer Seite, aber mit jedem Tag wird sie unabhängiger. Sie schafft es inzwischen, den Weg zum Kindergarten alleine zu gehen. „Mit ihren Fähigkeiten hat sie in der Kita gleich viele Freunde gewonnen“, sagt Sabine Drevin. „Die Arbeit macht sie unheimlich stolz“, ergänzt Joachim Köhne vom LeA-Vorstand.

Genau das ist das Ziel des Vereins: Behinderte mit Hilfe der Tagesförderung zu ermöglichen, in der Gemeinde zu arbeiten. „Wir sind gerade dabei, weitere Arbeitsplätze zu akquirieren“, sagt Sabine Drevin. Denkbar sind beispielsweise Tätigkeiten in der Bibliothek und im Rathaus. Dabei sollen die Behinderten von Betreuern begleitet werden. In der Tagesförderung sollen 14 Menschen mit Behinderung Platz finden.

Die neuen Wohnungen haben zwar nichts mit der Tagesförderung zu tun, aber auch sie sollen aus Kostengründen im selben Gebäude entstehen. LeA hat viel Wert darauf gelegt, Wohnen und Arbeit voneinander zu trennen. Die Tagesförderungsstätte und das Wohnprojekt bekommen separate Eingänge. Zwölf Behinderte können sich in insgesamt neun Wohnungen niederlassen. Sie werden ambulant betreut.

Das Angebot richtet sich also vor allem an Behinderte, die eigenständiger sein wollen. Sechs Einzelzimmer und drei Zweizimmerwohnungen sind geplant. Paare und auch kleine Wohngemeinschaften können hier einziehen. Es soll eine Wohnform für unterschiedliche Menschen unter einem Dach werden.

Ein Glied in der Planungskette fehlt aber noch und kann das ganze Projekt in Frage stellen: die Anschubfinanzierung. Um die Tagesförderung und die integrativen Wohnungen zu verwirklichen, benötigt LeA mindestens 500.000 Euro Startkapital. Geld, das der Verein nicht hat und nur mit Hilfe von Spenden zusammenbekommen kann. Um den Neubau verwirklichen zu können, plant LeA eine Reihe von öffentlichen Spendenveranstaltungen in einem Festzelt auf dem Bauplatz. Zugleich sucht die Initiative nach einem Schirmherrn für das Projekt.

Der Verein hofft, den Erfolg von 2010 wiederholen zu können. Damals ermöglichten auch Spender den Bau der Laurens-Spethmann-Häuser mit 27 Plätzen für junge Menschen mit Behinderung. „Jeder Euro ist herzlich willkommen“, sagt Joachim Köhne.

Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden: IBAN DE 8120 7500 0000 2800 4083. LeA stellt gerne Spendenquittungen aus.