Bei Fußball-Feier auf dem Harburger Ring treten Teenager gegen Busse und Betrunkene posieren vor Polizeiwagen

Harburg. Während zahllose Harburger in Stadt und Land den ersten Sieg der Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien fröhlich und friedlich feierten, haben vermeintliche Fußballfans den Anlass auf dem Harburger Ring dazu genutzt, ihre Grenzen auszuloten: Teenager trommelten mit den Händen gegen Busse der Hochbahn, traten mit Füßen gegen die Karosserien und lösten damit einen Polizeieinsatz aus.

Einzelne offensichtlich betrunkene Erwachsene posierten provozierend für Fotos vor Polizeiwagen. Ein Unbekannter ließ sogenannte „Polen-Böller“, lauter und gefährlicher als in Deutschland zugelassenen Feuerwerkskörper, in der Menschenmasse explodieren.

Die Besatzungen von insgesamt fünf Streifenwagen und ein Motorradpolizist beruhigten 90 Minuten nach Spielende die Szenerie. Die Polizei spricht von 500 Menschen, die sich nach dem deutschen Sieg auf Höhe des Finanzamtes auf dem Harburger Ring eingefunden hatten.

Siegesfeiern auf der Fahrbahn des Harburger Rings nach Siegen der deutschen Fußballer bei Welt- und Europameisterschaften sind seit 2006 zu einem Ritual geworden. Autos fahren im Korso, Fans beugen sich aus Fenstern und Schiebedächern heraus und schwenken Fahnen. Die Polizei hatte das friedliche Treiben stets geduldet. Busse der Hochbahn wurden umgeleitet.

Im Gegensatz zu den früheren Jahren blieb der Siegesrausch zumindest nach dem ersten deutschen Auftritt am Montagabend aus. Mangels Masse kam ein Autokorso nicht zustande. Nur einzelne, schwarz-rot-gold geschmückte Autos fuhren über den Harburger Ring.

Neu in diesem Jahr war, dass ältere Kinder und Teenager das Publikum der friedlich feiernden Fans nutzten, um über die Stränge zu schlagen. Mindestens zwölf Teenager stürmten vor sich der Haltestelle nähernden Bussen der Hochbahn die Fahrbahn. Als einzelne mit den Füßen gegen die Busse traten, rief die Hochbahn die Polizei zur Hilfe.

Nach Angaben der Hochbahn wurde die Tür eines Busses beschädigt. „Nicht dramatisch“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Die Tür werde mit Bordmitteln repariert.

„Ihr könnt uns nicht alle verhaften“, schallte es den Beamten aus der Gruppe der Pubertierenden entgegen. Dann zeigten sie sich aber doch beeindruckt und verschwanden. Die Polizisten beließen es dabei, die Fahrbahn frei zu halten und den Busverkehr zu sichern.

Dass ausgerechnet Teenager als erste die Provokation in der Öffentlichkeit suchen, sei keine allgemeine Erscheinung, sagt Polizeihauptkommissar Ralf Geißler aus der Einsatzzentrale des Polizeikommissariats 46 in Harburg. Er gehe von einem Einzelfall aus. Vermutlich habe sich die Stimmung in der Gruppe hochgeheizt und dann hätte sie versucht, ihre Grenzen auszuloten. Die Gesellschaft neige heute allgemein dazu, überbordend zu feiern, sagt Ralf Geißler.

Die frühe Anstoßzeit um 18 Uhr bei dieser Fußballweltmeisterschaft führe dazu, dass mehr Kinder auf der Straße seien, sagt ein am Einsatz beteiligter Polizeibeamter.

Auch einzelne Erwachsene nutzten die offene Straße, um mit Hilfe der Provokation im Mittelpunkt zu stehen: Vor einem Peterwagen, den die Polizisten verlassen hatten, legten und setzten sich die augenscheinlich Betrunkenen hin, um die Pose mit der Handykamera zu fotografieren.

Ein Mann im Deutschland-Trikot versuchte, vorbei fahrende schwarz-rot-gold geschmückte Autos durch Winken zum Parken auf der Busspur zu bewegen – allerdings vergeblich. Offenbar war das ein gescheiterter Versuch, einen Korso zu organisieren.

Ihr nächstes Spiel bestreitet die deutsche Mannschaft am kommenden Sonnabend um 21 Uhr. Ein Sieg und damit eine Siegesfeier auf dem Harburger Ring gilt als nicht unwahrscheinlich. „Wir sehen dem Sonnabend gelassen entgegen“, sagt Polizeihauptkommissar Ralf Geißler.