Peter Dörsam gewinnt die Stichwahl zum Bürgermeister von Tostedt. Er verspricht eine offene Diskussionskultur und einen neuen Führungsstil

Tostedt . Peter Dörsam, 47, hat die Stichwahl zum Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt am Sonntagabend deutlich für sich entschieden. Die Wähler votierten mit 61,7 Prozent für den Leiter des PD-Verlags aus Heidenau. Der amtierende Bürgermeister Dirk Bostelmann erhielt lediglich 38,3 der Stimmen. Am 1. November tritt Peter Dörsam sein Amt an. Das Hamburger Abendblatt sprach mit ihm über den Wahlkampf, seine Vision für Tostedt und seinen Führungsstil.

Hamburger Abendblatt:

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Wahlsieg. Jetzt sind Sie Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt. Angst?

Peter Dörsam:

Nein, Angst habe ich nicht. Dann hätte ich gar nicht erst kandidiert. Es ist schön, dass es geklappt hat. Aber ich bin mir auch bewusst, dass die eigentliche Herausforderung noch kommt.

Was ist Ihre Vision für Tostedt?

Dörsam:

Grundsätzlich möchte ich eine offene Diskussionskultur gegenüber den Bürgern mit mehr Informationsveranstaltungen und einem ausgebauten Internetangebot schaffen. Über Großprojekte sollen alle Ratsmitglieder im Vorwege informiert werden. Wenn neue Ideen in einer Ausschusssitzung aufkommen, soll es Gelegenheit zum Beratungsbedarf innerhalb der Fraktionen geben. Ich wünsche mir, dass über die Parteien hinweg nach einer Lösung gesucht wird und Entscheidungen nicht so sehr von parteipolitischen Mehrheiten geprägt sind.

Dürfen sich also jetzt die Grünen freuen? Wird Tostedt jetzt verstärkt die Handschrift der Partei tragen, der Sie ja seit mehr als 30 Jahren angehören?

Dörsam:

Es ist nicht mein Ansatz, grüne Extrempolitik zu betreiben, wie mir im Wahlkampf vorgeworfen wurde. Die Grünen werden genauso fair behandelt wie alle anderen Parteien auch.

Warum sind Sie nicht als ein Kandidat der Grünen angetreten?

Dörsam:

Ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Das ist weder ein Verrat an den Grünen noch wollte ich etwas verstecken. Die Partei hat meine Entscheidung mitgetragen. Ich möchte ein Samtgemeindebürgermeister für alle sein.

In Heidenau sind Sie zugleich Vorsitzender der UWG-Gruppe. Man kann den Eindruck bekommen, Sie halten die Fahne zu sehr in den Wind.

Dörsam:

Ich bin nicht jemand, der eine Parteilinie fährt. In Heidenau gab es viele Menschen, die gemeinsam Politik machen wollten und sich in einer Wählergemeinschaft am ehesten wiederfanden. Sie ist eine schöne Idee in Ortschaften, in denen man sich gut kennt. Überregional fährt sie oft gegen die Wand, weil es an einem gemeinsamen Korsett fehlt.

Ihnen wurde vorgeworfen, dass Ihr Wahlkampf von einer Anti-Bostelmann-Haltung bestimmt war. Würden Sie den Wahlkampf so wiederholen?

Dörsam:

Es ging mir immer um die Sache. Das, was ich bemängelt habe, waren verfehlte Projekte. Meine Kritik würde ich genau so wieder anbringen. Ich habe Herrn Bostelmann nie persönlich angegriffen.

Fehlerhafte Entscheidungen, falsche Zahlen und Hinterzimmerpolitik. Etliche haben das auch als Kritik an Mitarbeitern der Verwaltung verstanden. Wie wollen Sie deren Vertrauen gewinnen?

Dörsam:

Ich wüsste gerne, wann ich die Verwaltung kritisiert habe. Sie muss ja schließlich die Beschlüsse des Rates umsetzen. Ich schätze die Situation anders ein. Während des Wahlkampfes habe ich auch Zuspruch von Mitarbeitern der Verwaltung erhalten.

Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit vor?

Dörsam:

Ich bin kein Fantast. Ich sage nicht, wir haben uns jetzt alle lieb. Aber zu einer vernünftigen Personalführung gehört auch, dass man den Mitarbeitern Vertrauen entgegenbringt. In der Vergangenheit herrschten in der Verwaltung viel Druck und extreme Kontrolle. Gemeinsam mit allen Mitarbeitern möchte ich das Beste erreichen.

Einige Ihrer Kritiker haben gestreut, dass Sie als Samtgemeindebürgermeister mit einer Blockade zu rechnen haben, da Sie sich im Rat nur der Stimmen der Grünen und vereinzelter weiterer Stimmen sicher sein können.

Dörsam:

Ich denke, die hohe Wahlbeteiligung und das deutliche Ergebnis zeigen, dass sich eine große Mehrheit der Bevölkerung einen konstruktiven Politikstil wünscht. Deshalb glaube ich kaum, dass es zu einer Blockade im Rat kommen wird. Das Votum gibt mir Kraft, die Dinge der Zukunft anzugehen.

Wofür wollen Sie sich vordringlich einsetzen?

Dörsam:

Mir ist wichtig, dass das Freibad schnell und umfangreich saniert und die Grundschule Todtglüsingen um die fehlenden Räume erweitert wird. Ich möchte mich auch für eine Maut auf der Bundesstraße 75 einsetzen. Außerdem müssen die Schulden mittelfristig abgebaut werden.

Sie sind ein Mann der Zahlen...

Dörsam:

... Jein. Wenn es darum geht, wie viele Kita-Plätze nötig sind, bin ich ein Mann der Zahlen. Aber zugleich bin ich den Menschen zugewandt. Ich denke sehr analytisch, aber das finde ich auch nicht verkehrt.

Schon seit Jahren steht aus, dass Sie für Ihren Verlag ein Buch zum Thema Oberstufen-Mathemaik veröffentlichen wollen. Das wird nun wohl nicht mehr erscheinen?

Dörsam:

Ja, die Chancen stehen erst einmal schlecht.