Der Musiker und Komponist Uwe Heynitz probt mit den Musical Kids für sein neues Stück

Marmstorf. Der Mann hat gute Nerven! Uwe Heynitz sitzt in einem Unterrichtsraum im Immanuel-Kant-Gymnasium in Marmstorf und versucht, den Überblick zu behalten. Um ihn herum schnattern und lachen knapp 40 Kinder. Gerade sollen sich alle aufstellen, um ein Lied zu proben. Vor Uwe Heynitz liegt ein dickes Textbuch mit dem neusten Theaterstück, das er gemeinsam mit seinen „Musical Kids“ einstudiert. Alle reden durcheinander, doch als die Musik einsetzt, stellen sich alle diszipliniert auf und stimmen die ersten Noten an.

Im Marmstorfer Gymnasium studieren die Musical Kids gerade „Peter Pan“ ein. Im September haben Heynitz und seine Theaterkinder mit dem neuen Stück Premiere. Erzählt wird die Geschichte von dem Jungen, der nicht erwachsen werden will. Stets begleitet von der kleinen Fee Glöckchen erlebt er mit seinen Freunden Wendy, John und Michael in seinem Reich Nimmerland viele Abenteuer, gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen Peters Erzfeind, den bösen Captain Hook, auf. Uwe Heynitz hat dem Stück eine neue Form gegeben und mit neuen Liedern und Musik zu einem Musical umgeschrieben. Die Dialoge sind voller Herzlichkeit, Charme und Witz, manchmal schimmert sogar ein Hauch Ironie durch. Er hat sie so geschrieben, wie den Kindern der Schnabel gewachsen ist, umständliche Sätze, die kein Jugendlicher heute so sagen würde, sind seine Sache nicht. Dazu kommt das fantastische Bühnenbild von Mila Schmitt, die Kostüme schneidert die Oakleaf-Stelzenkünstlerin Bettina Eichblatt.

Einmal in der Woche treffen sich die Musical Kids mit Uwe Heynitz und studieren Szene für Szene ein. An diesem Freitagabend ist die erste Textprobe angesetzt. Alle Kinder haben ihren Part auswendig gelernt, bei Hängern hilft Uwe Heynitz nach einem Blick ins dicke Textbuch weiter. Konzentriert beobachtet er, wie vier Indianer gerade in die Hände von grimmigen Piraten fallen und gefangen genommen werden. Die Mädchen, die die Indianer spielen, sollen vor den Seeräubern fliehen. Heraus kommen ein unübersichtliches Getümmel und viel Gegacker. Heynitz unterbricht und fängt noch mal von vorne an: „Ihr knallt gegen standhafte Piraten, also etwas mehr Power dabei“, ermahnt er seine jungen Darstellerinnen. Immer wieder korrigiert er, gibt Anweisungen, wo jeder Darsteller stehen soll und hilft dabei, den Text nicht nur aufzusagen, sondern zu fühlen und zu spielen: „Und immer dran denken, dass ihr dem Publikum nicht den Rücken zudreht“, erinnert er seine Schützlinge.

Während die einen proben, haben die anderen Pause. Einige verfolgen das Geschehen, andere schnacken mit dem Nachbarn und erzählen sich die neuesten Witze. Wird der Lärmpegel zu hoch, sorgt Heynitz mit einem strengen „Pscht“ für Ruhe. Ansonsten ist der Musiklehrer, Komponist und Kirchenmusiker ein sehr entspannter Mensch. Er ist zwar ganz klar der Chef im Ring, aber er nimmt seine jungen Darsteller ernst und das kommt an, „die haben tierisch Bock auf das hier“, berichtet er.

Mit Schulauführungen in Vahrendorf fing alles an

Angefangen mit Kindern künstlerisch zu arbeiten, hat er mit Schulaufführungen in der Grundschule in Vahrendorf, die er auch heute noch jeden Sommer mit den dritten Klassen einstudiert: „Ein optimales Casting für meine Musical Kids“, sagt er. Doch auch sonst kann der 57-Jährige nicht über Nachwuchs klagen. Inzwischen gibt es sogar eine Warteliste mit Kindern aus Rosengarten und Harburg, die gern mitmachen würden. Zwischen acht und 15 Jahren ist der Theaternachwuchs alt. Probleme wegen des Altersunterschieds gibt es hier nicht. „Wir hatten mal eine Teeniegruppe, aber die wollten zu den anderen wieder zurück“, erzählt der Komponist. Zwei große Produktionen bringt Heynitz pro Jahr mit seinen Musical Kids auf die Bühne. Mit seinen sehr erfolgreichen Weihnachtsmärchen finanziert er die zweite Produktion. Es sind immer fantastische, sehr lustige und manchmal auch nachdenkliche Geschichten, wie die der Affenoper, den Abenteuern des Piraten Störtebeker oder dem Grusical vom Hexenhaus. Seine Musicals für Kinder sind allesamt Erfolgsproduktionen und werden in ganz Deutschland gespielt, auch das bringt Geld für die eigenen Aufführungen.

Die einzige Sorge die Uwe Heynitz und seine Partnerin Susanne Körösi, die den Verein der Musical Kids leitet, im Moment umtreibt, ist die Frage, wo „Peter Pan“ am 27. und 28. September aufgeführt werden kann. Da das Harburger Theater renoviert wird, fällt der gewohnte Spielort aus. „Am liebsten würden wir irgendwo in der Speicherstadt auftreten, mal sehen, ob das klappt“, sagt Heynitz.