Beate Pohlmann aus Hausbruch engagiert sich im Förderverein für das kleine Freibad Neugraben

Neugraben. Der Himmel ist bewölkt, die Temperaturen erreichen mit Mühe die 20 Grad Marke. Gerade mal zwei Kinder schwimmen im Schwimmerbecken des Freibades Neugraben. Beate Pohlmann bringt Plastikbecher mit Aufklebern, die fantasievolle Wassertiere zeigen, und einen laminierten Zettel mit der Aufschrift „Bring Becher mit, hast Wasser frei“ mit. „Den kleben wir an den Wasserhahn. Jedes Kind, das seinen eigenen Becher mitbringt, bekommt das Wasser umsonst. Kinder, die keine Becher haben, bekommen diese Becher von uns geschenkt. Damit wollen wir Plastikmüll vermeiden“, sagt die 49 Jahre alte Hausbrucherin.

Pohlmann sollte eigentlich zu Hause ihrem ältesten Sohn beim Umzug helfen und dann das Essen für die Familie kochen. Aber seit mehr als zwei Jahren engagiert sich die Krankenschwester als erste Vorsitzende des Fördervereins für das kleine, ständig von der Schließung bedrohte Freibad. „Dieses Bad ist so wichtig für den Stadtteil Neuwiedenthal. Auch wenn die Besucherzahlen rückläufig sind, setzen wir alles daran, dass das Freibad erhalten bleibt. Und ich habe immer ein Ohr an der Politik, um zu wissen, was los ist“, sagt sie.

Seit zwei Jahren wird das Bad von der Bäderland Hamburg GmbH geführt. Jedes Jahr müssen die Bezirksabgeordneten in Harburg aufs Neue beschließen, dass der Bezirk rund 90.000 Euro zuschießt.

Das Freibad trägt sich nicht, die Ausgaben liegen weit höher als die Einnahmen. „Dies ist ein Familienbad. Natürlich würden wir uns freuen, wenn mehr Jugendliche kämen und sich vielleicht auch an unseren Aktionen beteiligten“, sagt Pohlmann. Sie weiß auch, dass dieses Freibad gerade für Jugendliche wenig Anreize bietet mit einer Rutsche, einem Ein-Meter-Sprungbrett und einem eigentlich viel zu kleinen Schwimmerbecken. Trotzdem, sagt sie, lohne es sich, für das Bad zu kämpfen.

Die Zusammenarbeit zwischen Bäderland und dem Verein könne, so Beate Pohlmann, besser nicht sein. „Wir können hier unsere Aktionen wie das Mondscheinbaden oder die Sommerfeste frei gestalten. Das ist schon toll“, so Beate Pohlmann. Die Kinder können hier schwimmen lernen. Prima sei auch die Unterstützung, die das Freibad beziehungsweise der Förderverein des Bades von den Institutionen aus dem Quartier erfahre.

Diese Unterstützung sei auch bitter nötig, weil 39 zahlende Vereinsmitglieder allein wenig auf die Beine stellen könnten. „Am liebsten wären wir jedes Wochenende hier im Bad und würden etwas mit den Kids unternehmen, aber das ist oft einfach aus organisatorischen Gründen nicht möglich“, so Beate Pohlmann, die sich unter anderem auch im Hospizverein des Krankenhauses Mariahilf engagiert, bei der HNT die Kunstturner trainiert und in diesem Jahr mit dem „Neuwiedenthaler“ für ihr Engagement im Quartier ausgezeichnet wurde.

Das kleine Freibad soll nie wieder dem Sparzwang der Stadt zum Opfer fallen

14 Jahre lang war Beate Pohlmann in der Schule ihrer Söhne Elternratsvorsitzende, ein Full-Time-Job, wie sie sagt. Als der Jüngste dann die Schule verließ, so die Krankenschwester, sei sie „arbeitslos geworden“. Dass man sie nun gleich gefragt hatte, den Vorsitz für den Förderverein zu übernehmen, habe sie zwar überrascht, aber sie habe den Job trotzdem gerne übernommen, weil es sich lohne, für ein Bad zu streiten, das wichtig für das Viertel sei. „Wir machen hier praktisch Sozialarbeit für das Viertel“, sagt Pohlmann. Die rückläufigen Besucherzahlen, so Pohlmann, seien mit Sicherheit auch auf die Tatsache zurück zu führen, dass Bäderland die Eintrittspreise erhöht habe. Dennoch, davon lässt die 49-Jährige nicht ab, ohne Bäderland gebe es das Bad nicht mehr.

1988 fiel das kleine Schwimmbad dem Rotstift des Senats zum Opfer. Sofort formierte sich Widerstand. Einer der Badegäste, Georg Peters, schrieb Briefe an den damaligen Bürgermeister der Stadt Hamburg, Klaus von Dohnanyi (SPD). „Die Antwort, die ich bekam, war ziemlich lapidar. Es hieß, die Stadt müsse sparen“, erinnert sich Peters. Es wurde ein Förderkreis gegründet. Peters und seine Mitstreiter demonstrierten.

Aus dem Förderkreis bildete sich der Verein, dem Georg Peters noch heute angehört. „Der damalige Bezirksamtsleiter Michael Ulrich hat uns unterstützt. Schließlich wurde das Bad wieder geöffnet. So etwas“, sagt Peters, „darf nicht noch mal passieren.“