Ritter-Spektakel im Wildpark Schwarze Berge: Warum Mittelalter für die Darsteller eine Lebenseinstellung ist

Vahrendorf. Sie tragen bunte Tunikas und lange Kleider, Lederwesten, Kettenhemden und Helme. Sie essen vom Holzgeschirr und übernachten am Lagerfeuer. Die Mitglieder von „Draco Inter Mares“ (Drache zwischen den Meeren) lassen die Ritterzeit lebendig werden. Für sie selbst ist es eine Lebenseinstellung, für das Publikum beste Unterhaltung, wenn „Matheo von Schimmerau“, „Sebastianus Dragul“ und „Sigurd von Flandern“ aufeinander eindreschen. Etwa 20 der „Drachen“ aus Schleswig-Holsten, Hamburg und dem Landkreis Harburg haben sich dem Publikum beim Mittelalterfest im Wildpark Schwarze Berge präsentiert.

Finn Ruge moderiert die Show, erklärt Kampftechniken und Spielregeln. „Mit Ehre“ heißt, nach festen Regeln zu kämpfen, „ohne Ehre“ erlaubt alle Hiebe. Kann man schon mal verwechseln: „Oh, Sch..., war ja mit Ehre“, sagt einer der Ritter, der ein bisschen doll zugehauen hat. „Wollt ihr noch einen Kampf sehen? Mit Ehre oder ohne Ehre?“, fragt Finn Ruge. „Ohne“, schreit das Publikum, allen voran die Kinder, begeistert. Was so spektakulär aussieht, ist erst nach monatelangem Training aufführungsreif. Einmal pro Woche treffen sich die „Drachen“ in Norderstedt, um zu üben. „Man soll Treffer erzielen, ohne den Gegner zu verletzen. Dafür muss man erst mal ein halbes Jahr lang die Grundlagen wie Beinarbeit und Schlagtechnik lernen“, erklärt Finn Ruge. Und wie kommt man dazu? „Man liest ein bestimmtes Buch oder schaut einen bestimmten Film, und man ist fasziniert und gefesselt“, sagt Mathias Piper (Matheo von Schimmerau). „Es macht einfach Spaß“, sagt Finn Ruge.

Auch für Britta Kolb ist das Mittelalter Teil ihres Lebens geworden. Sie organisiert die Feste der „Marktvagabunden“, ein loser Zusammenschluss von Händlern, Schaukämpfern, Zauberern und Handwerkern. Die gelernte Werbekauffrau hat somit ihr Hobby zum Beruf gemacht. Zugleich ist es ihr „Entschleunigungsprogramm“: „Es ist eine tolle Gemeinschaft, die ein ruhiges, weniger hektisches Leben führt“, sagt sie. Mal offline sein, ohne Smartphone und Internet. „Das schöne ist, dass wir auch Kinder damit noch begeistern können.“ Besonders gern kommt Britta Kolb in den Wildpark, denn die Mittelalter-Darsteller dürfen dort auch übernachten. „Das ist eine Wahnsinns-Atmosphäre, wenn abends das Damwild zwischen unseren Zelten herumläuft“, sagt Britta Kolb und lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Wildpark-Team.

Die „Marktvagabunden“ haben sich auf familienfreundliche Angebote spezialisiert. Etwa zehn Märkte veranstalten sie pro Saison. Das nächste Mal sind sie am 26. und 27. Juli in Winsen am Schloss anzutreffen. Die holsteinischen „Drachen“ sind dann auch wieder dabei.