Adolphsens Einsichten: Ludwig Hauschild ist ein geachteter Mann, weil er seine Umwelt bewahrt, achtet und respektiert

Ich fahre nach Hollenstedt, das 1200 Jahre alte Dorf. Bekannt durch Max Schmeling. Er lebte hier bis zu seinem Tod. Ein Denkmal mit seinem markanten Kopf erinnert an ihn, den Boxweltmeister, fairen Sportler und hochgeschätzten Mann. Mein Weg führt mich zu einem anderen Hollenstedter, Ludwig Hauschild. Sehr bekannt und geachtet in diesem Ort. Er ist seit langem Vorsitzender des „Heimat- und Verkehrsvereins Estetal“. Ich habe ihn im Michel kennengelernt, als Sangesbruder der „Liedertafel Estetal“. Dieser Männerchor singt seit vielen Jahren gemeinsam mit dem „Chor der Bäcker und Konditoren Hamburg“ beim großen Erntedankgottesdienst im Hamburger Michel.

Irgendwann einmal bot er mir an, in unserem Garten einen „Pastorenapfel“ zu pflanzen. Das tut er bei allen Pastoren, die er mag. Also eine besondere Auszeichnung. Der Baum ist prächtig gediehen. Ludwig Hauschild hat eine Pflanzaktion ins Leben gerufen, die beachtlich ist. Er hat inzwischen 145 Paten gefunden. Er nennt sie „Apfelpatenschaften“. Der Gärtnermeister i.R. ist ständig auf der Suche nach alten Apfelsorten, die sehr selten sind. 85 hat er entdeckt und mit den Freunden und Helfern gepflanzt.

Ihn stört es, wenn eine Gemeinde einer Firma den Auftrag gibt, Apfelbäume zu pflanzen und nur gängige Sorten zum Zuge kommen. „Das ist mir zu anonym und lieblos“, sagt er. „Ich möchte die traditionelle Apfelvielfalt wiederbeleben“. Er hat mich wie so viele gewonnen, eine Apfelpatenschaft zu übernehmen. Meine Frau und ich waren dabei, als unser Apfelbaum fachgerecht in der Apfelpatenschaftsallee zwischen Ochtmannsbruch und Heidenau seinen Platz fand. Eine Tafel weist meinen Namen und die Apfelsorte aus.

Im vergangenen Winter waren die Mäuse sehr aktiv an meinem Baum zugange. Mäusefraß ließen ihn sterben. Das nimmt der Naturfreund Hauschild gelassen. Und hat einen neuen Baum an dieselbe Stelle gesetzt. „Scheßeler Bunter“ heißt er. Daneben stehen Bäume mit klingenden Namen: Weißes Seidenhemdchen, Zaubergäu Renette, Nathusius Traubenapfel… Der Apfelpatenonkel hat Max Schmeling zum 95. Geburtstag den „Pommerschen Krummstiel“ geschenkt.

Hat jemand einen besonderen Geburtstag oder ein Jubiläum, so dient ihm der Gärtner aus Liebe eine Patenschaft an. „Das macht Menschen glücklich und stolz. Sie sagen dann immer ‚Du‘ zu ihrem Baum: Du bist mein Baum.“ Alle Paten erhalten eine Urkunde und werden von Hauschild eingeladen, das Wachsen zu beobachten. Er sagt das „op Platt“. Der Mann ist nicht nur ein wahrer Naturfreund. Er ist in jeder Hinsicht traditionsbewusst. Natur und Kultur – so lautet das Motto des Heimatvereins. Hauschild will beides wieder verbinden. Die Natur will er pflegen und bewahren, die Heimat schöner und attraktiver machen. Damit Menschen ihren Lebensraum erfahren, genießen und gestalten. Zum Engagement für die Kultur gehören monatliche Lesungen in plattdeutscher Sprache mit Referenten, die teils von weiter her kommen.

Der Verein ist auch Verkehrsverein. Er hat Wanderwege erkundet und gestaltet. Der 4,5 km lange ausgeschilderte Radweg geht von Wintermoor bis Cranz. 30 Lehrtafeln an verschiedenen Bäumen berichten Wissenswertes über sie. Auf dem Waldlehrpfad stehen Tafeln, die Erläuterungen zur Ökologie des Waldes bieten. Für den Sommer plant der Verein wieder ein Ferienprogramm für Kinder. Dau gehören Rallyes, die den Kindern die Natur nahebringen sollen. Viele Fremde unterstützen dieses Vorhaben und arbeiten kräftig mit. „Das führt Alt und Jung zum gemeinsamen Tun und Erleben zusammen“, sagt der Hauschild.

Der Mann ist in seinem Redefluss kaum zu bremsen. Ich erlebe einen Begeisterten. Auf ihn passt das Wort des Kirchenvaters Augustin, geschrieben vor 1600 Jahren: „Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden.“ Hauschild brennt für die Bewahrung der Natur, die ich Schöpfung Gottes nenne. Als ihr Bewahrer und Hüter lehnt er vieles ab, was heute Pflanzen, Getreide und Saatgut effektiver machen soll: Düngen mit zu viel Gülle, Chemie, Pestizide, Antibiotika für Menschen und Tiere, Genmanipulation von Mais und Weizen, Atomkraft. Mit seiner Einstellung hält er nicht hinterm Berg. Er wirbt offensiv für eine kritische Haltung. Und er brennt für alles, was Natur mit Kultur verbindet.