1200 Jahre Klecken – das wäre schon ein Grund, doch die Vereine winken ab: zu kurzfristig, volle Terminkalender

Klecken . Die Ortschaft Klecken wird 1200 Jahre alt. Doch gefeiert wird nicht. Zumindest nicht in diesem Jahr. Acht der 16 ortsansässigen Vereine haben Jürgen Grützmacher eine klare Absage erteilt. Sie wollen oder können sich nicht in die Organisation der Jubiläumsfeier einbringen. „Wenn die Hälfte nicht mitmacht, kann man so etwas nicht auf die Beine stellen“, sagt der Klecker Bürgermeister. Doch das sei auch gar nicht so schlimm: Denn die erste urkundliche Erwähnung von „Cleggendorf“ ist auf 802 bis 817 datiert. „Wir haben also theoretisch noch bis zum Jahre 2017 Zeit, die Feier nachzuholen.“

Archäologisch war Klecken lange ein Niemandsland. Dass Menschen sich schon in der Bronze- und Steinzeit vor Ort angesiedelt hatten, wussten die Experten zwar schon länger. Erste Hinweise wurden in den 1960er-Jahren beim Bau einer Erdgas-Pipeline gefunden, aber noch nicht archäologisch untersucht. 2011 beförderte dann ein Grabungsteam mit Schaufel und Kelle auf rund 6000 Quadratmetern weitere Funde ans Tageslicht. Das ursprüngliche Klecken allerdings, so schätzten die Experten, sei erst zwischen 1100 und 1200 entstanden.

Im vergangenen Jahr erhielt Heimatforscher Marco Stöver aus Eckel dann den Hinweis, dass die Ortschaft Klecken bereits in einer frühmittelalterlichen Urkunde erwähnt wurde, die Anfang des neunten Jahrhunderts im Kloster Fulda geschrieben sein soll. Stöver musste nicht lange danach suchen: Er fand eine Abschrift der besagten Urkunde im Staatsarchiv Marburg in Hessen. Das auf Latein verfasste Dokument erwähnt eine Schenkung an das Kloster Fulda. Übersetzt heißt es dort: „Benno schenkt Gott und dem heiligen Bonifatius alles, was er in den folgenden Dörfern besitzt: Bennestorf, Milendorf, Lintrust, Helmlecestorf Lunenloga, Cleggendorf“. Wenn mit „Cleggendorf“ tatsächlich Klecken gemeint sein sollte, ist die Ortschaft mit der Erwähnung in der zwischen 802 und 817 nach Christus verfassten Urkunde sogar älter als die Hansestadt Hamburg, die erstmals 832 nach Christus schriftlich erwähnt wurde. „Und außerdem älter als alle anderen Gemeinden in Rosengarten“, sagt Marco Stöver.

Mit diesem Fund trat der Heimatforscher schließlich an den Ortsrat der Gemeinde Klecken heran und regte eine Jubiläumsfeier an. Dass die dann noch in diesem Jahr gefeiert werden sollte, verwunderte nicht nur Marco Stöver. Auch viele Vereine fühlten sich überrumpelt. Als die Anfrage von Jürgen Grützmacher Anfang des Jahres bei ihnen ins Haus flatterte, sagten viele kurzerhand ab. Dazu gehörte auch der mit 1200 Mitgliedern größte Verein in der Ortschaft, der SC Klecken. „Wir hätten das einfach nicht gepackt“, erklärt Vorsitzender Jens Franke. „Für so eine großangelegte Aktion, und dann auch noch so kurzfristig, fehlen uns die ehrenamtlichen Helfer.“ Außerdem fiebern die Sportler seit Monaten einem ganz anderen Großereignis entgegen: Seit einem halben Jahr laufen die Planungen für das Freundschaftsspiel gegen St. Pauli. Am Sonnabend, 28. Juni, stehen die Bundesliga-Spieler gegen die Bezirksligisten des FC Rosengarten in Klecken auf dem Platz. 1600 Karten sind bereits verkauft, 400 weitere noch zu haben. Nach dem Spiel können alle Gäste außerdem gemeinsam auf einer Großbildleinwand das Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien live verfolgen. „Die Vorbereitungen haben alle Kräfte gebunden. Wir mussten vieles organisieren, diverse Auflagen erfüllen und Absprachen treffen“, sagt Franke. „Hinzu kommt, dass am letzten Sonntag im September das Rosengarten Sportfest ebenfalls auf der Sportanlage in Klecken ausgerichtet wird.“

Auch die Thomaskirchengemeinde in Klecken hat in diesem Jahr auch ohne die 1200-Jahr-Feier genügend um die Ohren. Am Sonnabend, 5. Juli, feiert die christliche Einrichtung der Ortschaft ab 15 Uhr das Thomasfest und gleichzeitig das 25-jährige Bestehen des Gemeindehauses. An der Thomaskirche soll es Ponyreiten, Spiel und Spaß geben. Und um 17 Uhr spielen die Posaunenbläser vom Hamburger Michel ein Konzert. „Unsere Ehrenamtlichen sind an diesem Tag alle mit am Start“, sagt Pastorin Dorothea Blaffert. Viele seien zudem in anderen Vereinen organisiert – und auch die hätten einen vollen Terminkalender, sagt Blaffert. „Es kann aber ja nur jeder auf einer Hochzeit tanzen. Da noch eine 1200-Jahr-Feier in das schon volle Jahr 2014 zu quetschen hätte wenig Sinn gemacht.“

Auch Marco Stöver rät, das Jubiläumsfest ins Jahr 2017 zu verlegen. „Dann wäre noch genügend Zeit, um etwas richtig Tolles auf die Beine zu stellen, von dem am Ende alle etwas haben und das viele Höhepunkte zu bieten hat“, sagt er. Und es wäre ein schönes „Revival“ des traditionellen Klecker Dorffestes, das seit 2010 wegen mangelnder Beteiligung der Vereine nicht mehr ausgerichtet wird. Stöver selbst würde dann gern eine Ausstellung mit archäologischen Funden aus Klecken beisteuern. „Davon gibt es ja mittlerweile eine ganze Menge.“