Eine WM-Glosse von Fabian Schindler

Ich liebe Fußball-Interviews. Denn sie zeigen mir immer, dass es im Niveau-Keller doch noch eine Falltür gibt und ich also nicht ganz so blöd sein kann, wie ich mir zuweilen vorkomme, wenn ich den Mund aufmache und mich verhaspele. Ich schaffe es, in den allermeisten Fällen einen halbwegs sinnvollen Satzbau zu generieren. Subjekt, Prädikat, Objekt. Das ist bei Trainer- und Spielerinterviews dagegen häufig nur bedingt bis gar nicht der Fall. Am besten ist es, wenn überhaupt nicht auf die Frage geantwortet sondern wild drauflosgeredet wird und am Ende eines zweiminütigen Monologs die Frage kommt: „Was war nochmal die Frage?“

Ich muss aber zugeben, dass ich zuweilen unsicher bin, wer diese Niveau-Falltür bei den Interviews zuerst aufgemacht hat. War es der überforderte Spieler oder doch eher der Interviewer, der unterirdische Fragen nach dem Spiel stellte, wie etwa „Woran hat es gelegen, dass Sie verloren haben?“ Eine Huub-Stevens-Antwort zeugt da zumindest noch halbwegs von Niveau. „Aus dem Mittelfeld kam zu wenig, von hinten kam zu wenig, vorne kam auch zu wenig.“ Das ist verständlich, wenn auch nicht rhetorisch brillant. Ich hoffe inbrünstig, dass auch bei der WM in Brasilien so manche kuriose Fußballweisheit hervorgekramt wird. So wie etwa einst bei Franz Beckenbauer: „Die Schweden sind keine Holländer, das hat man ganz genau gesehen“. Oder wie Heribert Faßbender, der den Zuschauern Völkerverständigung näher brachte. „Und jetzt skandieren die Fans wieder: Türkiye, Türkiye. Was so viel heißt wie Türkei, Türkei.“

Horst Hrubesch sagte einst, „Wenn wir alle schlagen, können wir es schaffen.“ Unbestreitbar. Für die kommenden lustigen Fußball-Zitate bedanke ich mich daher im Voraus mit dem unvergesslichen Andreas Brehme: „Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank!“