Dank des ehrenamtlichen Fahrdienstes können sich auch die ältesten Dibberser und Dangerser selbst versorgen

Dibbersen. Ein Lebensmittelgeschäft gibt es in Dibbersen seit Jahrzehnten nicht mehr. Das war vor allem für die ältesten Bürger lange Zeit ein Problem – sie waren auf die Familie oder Nachbarn angewiesen, wenn sie einkaufen wollten. Seit es das „DiDa-Mobil“ gibt, ist das Leben wieder leichter. Mit dem Kleinbus fahren die Senioren der Orte Dibbersen und Dangersen – daher „DiDa“ – ein- bis zweimal pro Woche zum Einkaufen: immer donnerstags nach Nenndorf zu Edeka und Aldi, jeden zweiten Mittwoch in die Buchholzer Innenstadt, wo dann auch der Wochenmarkt stattfindet.

„Das ist eine wunderbare Einrichtung, das Beste, was in Dibbersen für die alten Leute passieren konnte“, sagt Anni Inselmann. Sie hat gerade in Nenndorf ihre Einkäufe erledigt und wartet nun im Kleinbus, dass es zurück nach Hause geht. „Wie sollte ich sonst meine Einkäufe erledigen“, fügt die 85-Jährige noch hinzu. „Früher hatten wir einen Bäcker und einen Krämerladen im Ort. Die mussten irgendwann aufgeben, das Geschäft rentierte sich nicht mehr, als überall Supermärkte entstanden“, berichtet Anni Inselmann. Auch Hertha Bellmann nimmt das „DiDa-Mobil“ regelmäßig in Anspruch. Die 92-Jährige ist der älteste Fahrgast, sie sieht nicht mehr gut, findet sich mit ein bisschen Unterstützung der anderen – Fahrer wie Mitfahrer – aber beim Einkaufen noch zurecht.

Wilhelm Pohler hat heute Fahrdienst. Er und acht weitere Ruheständler wechseln sich mit den Touren ab. „Das DiDa-Mobil ermöglicht den Leuten selbstständiges Einkaufen, ohne dass sie zum Beispiel ihre Kinder in Anspruch nehmen müssen. Wir holen die Fahrgäste zu Hause ab und bringen sie wieder zurück, helfen bei Bedarf auch beim Tragen“, erzählt er. Bis zu acht Personen können in dem Kleinbus mitfahren. Über eine zentrale Telefonnummer können sich die Mitfahrer anmelden, die Anrufe laufen über Rufumleitungen bei den diensthabenden Fahrern auf. Gegen halb zehn geht es los, gegen elf sind alle wieder zu Hause.

Wenn Wilhelm Pohler seine Tour heute beendet hat, wird das Telefon schon auf den nächsten Fahrer umgeschaltet. Etwa 20 Stammgäste hat das „DiDa-Mobil“, berichtet Wolfgang Messow, ebenfalls „DiDa“-Fahrer. Mal ist der Bus voll, mal fahren nur zwei oder drei Leute mit, „es sind mehr Frauen als Männer“, hat Wilhelm Pohler festgestellt. Wenn die Mittwochstour zum Wochenmarkt gelaufen ist, fahren am Donnerstag danach meist weniger Passagiere mit. Sind es mehr als acht, macht das auch nichts: „Wolfgang hat mich auch schon mal extra gefahren“, betont Anni Inselmann. So viel Zeit muss sein, und die nehmen die Fahrer, die rein ehrenamtlich unterwegs sind, sich gern.

Manche Dinge sind aber auch ärgerlich. Wenn auf dem Edeka-Parkplatz zu wenig Rücksicht genommen wird etwa. „Das Fahrzeug ist nun einmal besonders lang und ragt in den angrenzenden Parkplatz hinein. Zumal ich ja auch noch die Einkäufe hinten einladen können muss und deswegen ein Stück weiter in die Parklücke hineinfahre“, sagt Wilhelm Pohler. Er geht damit aber gelassen um: „Wenn sich jemand beschwert, dass ich zwei Parkplätze belege, sage ich: Hier fahren acht Leute mit. Würden die alle mit eigenen Autos kommen, wären acht Parkplätze belegt.“

Das „DiDa-Mobil“ fährt seit Dezember 2012, es wurde von der Ortsbürgermeisterin Gudrun Eschment-Reichert initiiert. „Sie hatte die Idee, weil die Kleinbusse der Stadt eben für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stehen“, sagt Wilhelm Pohler. Die Bürgermeisterin sprach ein paar Rentner an ob sie Interesse hätten und fragte gleich, ob sie weitere mögliche Fahrer finden könnten.

Anfangs mussten die Dibberser Fahrer jeweils einen Bus für den Einsatz bei der Stadt Buchholz abholen. Inzwischen haben sie den aktuellen Neunsitzer dauerhaft in Nutzung. „Das geht, weil das Fahrzeug zu alt ist, um ständig im Einsatz zu sein. Wir fahren damit ja nicht oft und keine weiten Strecken“, erklärt Pohler. „Für unsere Zwecke ist er aber genau richtig.“ Der Bus steht jetzt am Feuerwehrgerätehaus in Dibbersen, denn gelegentlich nutzt ihn auch die Jugendfeuerwehr. Die Betriebskosten – Steuern, Versicherung, Kraftstoff – übernimmt der Ortsrat. Um die Wartung und Instandhaltung kümmert sich eine Dibberser Werkstatt.

Die Fahrer und Fahrgäste hoffen, dass ihr jetziges „DiDa-Mobil“ noch lange lebt, das Projekt jedenfalls ist unbefristet. Und sollte der weiße Sprinter mit der Aufschrift „Mach das Richtige“ doch einmal den Geist aufgeben, was dann? „Dann müssen wir eben wieder vor jeder Fahrt ein Fahrzeug bei der Stadt abholen“, sagt Wilhelm Pohler. Auch nicht weiter schlimmt – Hauptsache, die Dibberser Senioren kommen herum.