Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Er ist klein, schwarz, aufbrausend und hat ein für meinen Geschmack übersteigertes Selbstbewusstsein. Ich meine, verdammt, das ist mein Balkon, er gehört zu meiner Wohnung, für die ich Monat für Monat die Miete abdrücke. Also – was glaubt dieser kleine schwarze Zwerg eigentlich, wer er ist, wenn er sich rotzfrech auf mein Geländer hockt, die ganze Gegend zusammenschreit und mich dabei ganz scheel anguckt? So nach dem Motto: Was will denn jetzt dieser vollschlanke Sack da in der Ecke auf seinem Hochlehner, muss der mich jetzt stören, ich hab hier zu balzen!

So nicht Herr Amsel, so nicht. Ich bleib hier sitzen. Das Problem ist: er auch. Jeden Abend. Pünktlich. Stadtamseln haben ein veritables Krawall-Organ. Müssen ja schließlich anschreien gegen Autos, Schwerlastwagen und Justin Bieber aus der Kneipe nebenan. Der schwarze Kerl sitzt also da auf dem Geländer und tiriliert, was das Zeug hält. Aus 50 Metern Entfernung – niedlich. Auf Armlänge entfernt – Fluchtreflex auslösend.

Und zum Höhepunkt drückt er ab, immer in dieselbe Ecke. Da wächst jetzt ein kleiner Kot-Stalagmit. Wenn ich wüsste, wo sein Nest ist, würde ich den Baum hochsteigen und – nein, Gleiches mit Gleichem vergelten ist nicht mein Niveau.

Gestern hat er auch noch seinen mit Rest-Flaum besetzten Sohn mitgebracht. Der sollte wohl mal das Geländer antesten. Ich hab sofort meine Tochter gebeten, sich rauszusetzen.