Warum gestern Morgen auf der A7 mal wieder nichts mehr ging, und was die Autofahrer im Landkreis Harburg in den nächsten Wochen erwartet

Harburg/Lüneburg. Vorm Elbtunnel nur zwei Fahrspuren auf der A7 Richtung Norden frei, und dann noch ein Unfall: Einmal mehr war gestern Morgen die Geduld der Autofahrer auf dem Weg nach Hamburg gefordert. Bis zu 13 Kilometer lang war laut Polizei der Stau, der sich vorm Elbtunnel bis über Marmstorf hinaus gebildet hatte. Auf der A1 stockte es zugleich auf acht Kilometern Länge. Wie die Polizei mitteilte, war gegen 5 Uhr in Höhe Waltershof ein Lkw auf einen weiteren Lastwagen aufgefahren. Einer der Fahrer erlitt dabei einen Fußbruch. Für die Bergungs- und Aufräumarbeiten mussten zwei Spuren bis circa 7 Uhr gesperrt werden.

Die Situation dürfte in den kommenden Tagen angespannt bleiben: Bis zum 13. Juli dauern die Bauarbeiten am Elbtunnel mit den entsprechenden Spurensperrungen an. Zudem ist schon seit Wochen die Anschlussstelle Heimfeld gesperrt. Autofahrer müssen auf die Anschlussstelle Moorburg ausweichen, so dass die Nebenstrecken ebenfalls überlastet sind. Die Polizei rät, nicht in jedem Fall auf diese Strecken auszuweichen. „Am besten ist es, den Verkehrsfunk zu verfolgen und darauf zu achten, ob bestimmte Ausweichstrecken empfohlen werden“, so ein Polizeisprecher.

Auch im Landkreis Harburg müssen sich die Autofahrer in den nächsten Wochen und Monaten vielerorts auf Behinderungen und Umwege einstellen. Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Lüneburg hat jetzt eine Übersicht der geplanten Bau- und Sanierungsmaßnahmen vorgestellt. Der Geschäftsbereich Lüneburg ist zuständig für rund 1100 Kilometer Bundes- und Landesstraßen in den vier Landkreisen Harburg, Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg. In diesem Gebiet wurden und werden in diesem Jahr 35 einzelne Baumaßnahmen umgesetzt, davon 14 im Landkreis Harburg. Nur eine ist bereits abgeschlossen: die Erneuerung des Regenwasserkanals an der Rastanlage Seevetal/Hasselhöhe. Dort kommen jetzt noch Lkw-Stellplätze hinzu.

In den kommenden Wochen stehen mehrere Vollsperrungen aufgrund von Baumaßnahmen an. Stark betroffen wird die Gemeinde Neu Wulmstorf sein: In den nächsten drei Wochen wird die Ortsdurchfahrt Elstorf im Zuge der B3 bis zur Stader Kreisgrenze erneuert. Hier werden eine Vollsperrung und eine weiträumige Umleitung über die B73 eingerichtet. Wenn die Arbeiten beendet sind, kommt die B73 in der Ortsdurchfahrt Neu Wulmstorf an die Reihe. Hier ist nur eine halbseitige Sperrung vorgesehen, allerdings auch eine Einbahnstraßenregelung, sodass der Verkehr in einer Richtung wiederum über Elstorf umgeleitet wird. Die Arbeiten werden die Sommerferien hindurch andauern.

In Brackel wird – voraussichtlich ab der letzten Juniwoche – die Ortsdurchfahrt (L215) erneuert, auch hier sind abschnittsweise Vollsperrungen geplant. Der Beginn hängt von der Fertigstellung der Bauarbeiten an der A7-Anschlussstelle Thieshope ab, da nicht zugleich Autobahnausfahrt und Ortsdurchfahrt gesperrt sein können. Trotz der Vollsperrung ist gewährleistet, dass Anwohner zu ihren Grundstücken gelangen. Die Schülerbeförderung ist gesichert.

„Wir arbeiten immer häufiger mit Vollsperrungen, weil sowohl die Straßenverkehrsordnung als auch das Arbeitsschutzgesetz dies erfordern“, erläuterte Geschäftsbereichsleiter Dirk Möller. Die überarbeitete Baustellenverordnung besagt, dass bestimmte Abstände zwischen dem Arbeitsort und dem fließenden Verkehr eingehalten werden müssen. Eine halbseitige Sperrung ist demnach erst bei einer Gesamt-Fahrbahnbreite von 8,70 möglich. „Die Baufirmen fordern von uns, zum Schutz der Arbeiter Vollsperrungen einzurichten“, ergänzt Peter Meyer, Sachgebietsleiter Straßenbau. Die Vollsperrungen hätten nicht nur Nachteile: Man könne schneller bauen und auch technisch hochwertiger. Zum Beispiel, weil die volle Breite der Fahrbahn asphaltiert werden kann und damit keine Naht in der Straßenmitte entsteht. Andererseits würden Anwohner entlang der Umleitungsstrecken stärker belastet.

Instandgesetzt werden auch die L234 zwischen Putensen und Amelinghausen – eine kreisübergreifende Maßnahme – und die sogenannten Brückenkappen an der Brücke Dorfstraße in Hohnstorf (Elbmarsch). Dabei handelt es sich es genauer gesagt um den Fußweg. Fortgesetzt werden die Bauarbeiten an der B75neu – die Ortsumgehung Dibbersen –, die noch etwa ein Jahr lang dauert, die Grunderneuerung der Ortsdurchfahrt Tespe – aktuell der vierte von fünf Bauabschnitten, die Ortsdurchfahrt Salzhausen, die Ortsdurchfahrt Obermarschacht und die Luhebrücke in Winsen. In Tostedt wird ein Radweg an der L141 erneuert.

„Insgesamt sind wir bei den Sanierungen dem Bedarf nicht nachgekommen. Das liegt daran, dass während des A1-Ausbaus die Entlastungsstrecken freigehalten werden mussten“, erläuterte Dirk Möller. Die diesjährigen Bauarbeiten kosten in der Summe rund 40 Millionen Euro, die einzelnen Maßnahmen jeweils zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Euro. Die Zahl der Maßnahmen entspricht mit 35 dem Vorjahresvolumen. Mehr sei auch nicht zu schaffen, so Möller. „Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen. Der demografische Wandel macht es für uns schwieriger, Ingenieure zu finden.“ Die Planung sei auch in finanzieller Hinsicht schwierig: Mal gibt es Sondervermögen vom Land, mal EU-Förderung – aber eben nicht immer. „Der Zustand unserer Straßen ist relativ gut, aber der Verschleiß ist wegen des vielen Schwerlastverkehrs hoch. Wir haben einen Investitionsstau, eigentlich müssten wir mehr Geld haben“, so Möller.