Unternehmer Tim Cordts schafft den Kunstraum „Die Erste Etage“ mitten in seinem Bürohaus in Wilhelmsburg

Wilhelmsburg. Monotypien hängen an den Wänden. An Körper erinnernde bunte Steinskulpturen stehen angenehm in Kontrast zu den funktional-nüchternen Büromöbeln. Die Mitarbeiter in der Buchhaltung der Unternehmen MAC Mietbauzaun und BHD Cordts Bausicherung haben Kunst im Büro. Es sind Arbeiten der Bildhauerin Franziska Seifert, der Ehefrau ihres Chefs Tim Cordts. Neuerdings haben die kaufmännischen Angestellten sogar eine Kunstgalerie auf ihrer Etage.

Mitten im Gewerbegebiet liegt die neue Kunstgalerie in Wilhelmsburg, die vor Kurzem eröffnet hat: „Die Erste Etage“ heißt der 200 Quadratmeter große Raum des Bürohauses in der Rubbertstraße 25, den das Unternehmen BHD Cordts in Zukunft Künstlern für insgesamt zwei bis drei Ausstellungen im Jahr überlässt.

Wer kommt auf die Idee, bildende Kunst, also Bildhauerei, Malerei oder Fotografien, ausgerechnet in einem Haus mit Blick auf ein Bauzaunlager der Öffentlichkeit zu präsentieren? „Wir haben die Idee der Ausstellung in Büroräumen von Freunden in Eimsbüttel übernommen“, sagt Franziska Cordts, die als Künstlerin den Namen Seifert trägt. Und so sitzt die Buchhaltung des Unternehmers Tim Cordts nun in einer Galerie.

Der 58 Jahre Unternehmer Tim Cordts baut seiner Frau auf dem Firmengelände am Jaffe-David-Kanal zusätzlich noch ein Atelier. Im Herbst wird Franziska Seifert, 50, die neue Schaffensstätte beziehen. Tonnenschwere Exponate der Bildhauerin aus Granit und Sandstein werden dann aus dem bisherigen Atelier in Groß-Borstel über die Elbe transportiert werden.

Tim Cordts bringt seine beiden Unternehmen an dem gemeinsamen Standort Wilhelmsburg zusammen. Die MAC Mietbauzaun ist bereits seit mehr als 15 Jahren auf der Elbinsel ansässig. Das Unternehmen sichert mit seinen Zäunen bekannte Großereignisse, zum Beispiel die Musikfestivals in Wacken und Scheeßel. Die BHD Cordts Bausicherung ist nun von Lokstedt nach Wilhelmsburg gezogen.

Franziska Seifert ist gelernte Illustratorin. Seit 15 Jahren arbeitet die Künstlerin mit Steinen. Das Material bezieht sie aus der ganzen Welt. Großhändler bringen Alabaster und Sandstein in Containern in den Hafen von Rotterdam.

Die Bildhauerin arbeitet bis zu zwei Jahre lang an einer Steinskulptur. So lange braucht es manchmal, um den Farbzauber im Innern der Kolosse sichtbar zu machen. Franziska Seifert entblößt Steine und gibt ihnen körperliche Kurven. Anfassen ist ausdrücklich erlaubt.

Die Galerie „Die Erste Etage“ zeigt Körpersteine und Monotypien von Franziska Seifert noch bis zum 31. Oktober. Weil der Kunstraum in einem Bürohaus im Betrieb liegt, gelangen Besucher ähnlich wie bei der berühmten Sammlung Falckenberg in Harburg nur nach Voranmeldung in die Ausstellung.

Träger der Galerie ist die von Tim und Franziska Cordts gegründete Stiftung. Stiftungsleiterin ist Gabriele Benedix, die 15 Jahre lang in Hamburg das Jazzbüro geleitet hat. Ihre Aufgabe ist es, die Galerie bekannt zu machen und Ausstellungen zu organisieren. Dabei ist die „Erste Etage“ nur das erste Projekt der Stiftung, deren Zweck der Erhalt der beiden Unternehmen ist. Die Stiftung könnte auch einspringen, um Mitarbeitern oder deren Kindern ein Studium zu finanzieren.

Die Lage im Gewerbegebiet isoliert die Kunstgalerie von dem übrigen Kunstgeschehen auf den Elbinseln. Gabriele Benedix will deshalb Kontakte zu anderen Kreativen in Wilhelmsburg knüpfen. Sie denkt an Kooperationen mit den Zinnwerken oder dem Bürgerhaus: „Ich könnte mir auch Wanderausstellungen durch Wilhelmsburg vorstellen.“

Galerie „Die Erste Etage“, Rubbertstraße 25, in Wilhelmburg, Zutritt nur nach Voranmeldung, Telefon 0177 603 72 04