Müll sortieren, Energie einsparen, Natur bewahren: „Ökoprofit“-Zertifikat für Norbert Kloodts Betrieb am Stover Strand

Energiesparlampen, Recyclingpapier, schadstofffreie Möbel, eigenes Blockheizkraftwerk: Für Handels- und Produktionsbetriebe gibt es viele Möglichkeiten, das Arbeitsumfeld umweltfreundlich zu gestalten. Aber ein Campingplatz? „Ein Campingplatz kann sogar besonders viel tun“, sagt Norbert Kloodt, Inhaber und Geschäftsführer des Campingplatzes Stover Strand. Sein Familienunternehmen hat jetzt das Ökoprofit-Siegel erhalten. Dieses Zertifikat verleiht ein Hamburger Kooperationsverbund aus Handels- und Handwerkskammer, Stadt Hamburg, Öko-Institut „Ökopol“ und Hamburger Unternehmen sowie dem Landkreis Harburg an Betriebe, die Umweltschutzmaßnahmen erfolgreich umgesetzt haben – und damit zugleich Kosten einsparen können.

Für eine Ferienanlage, idyllisch an der Elbe gelegen, ist eine intakte Umwelt ihr Kapital. Mehr noch: „Wir wollen auch Vorbilder und Motivator für unsere Gäste sein“, sagt Norbert Kloodt. Und das sind immerhin einige Zehntausend, aus 22 Nationen, die jedes Jahr in der Elbmarsch am Stover Strand ihr Zelt aufschlagen oder ihren Caravan parken. Das tun sie auf naturbelassenem Grund, zum Beispiel auf dem Deichvorland unter alten Bäumen.

„Wir gehören seit etwa zehn Jahren bereits dem Verbund Ecocamping an und setzen Umweltschutzmaßnahmen um, bisher aber ohne den ‚Profit-Teil‘“, sagt Kloodt. So bezieht der Campingplatz seit sechs Jahren Ökostrom, der teurer ist als konventionell erzeugter. „Wenn man das Abschalten der Atomkraftwerke fordert, muss man auch entsprechend handeln.“ Am Ökoprofit-Programm schätzt der Campingplatzbetreiber nicht nur, dass es ein regionaler Verbund ist und deren Teilnehmer sich im „Ökoprofit-Club“ regelmäßig austauschen, sondern auch die detaillierte Anleitung, Daten zu erfassen, daraus Maßnahmen abzuleiten und umzusetzen.

Zum Konzept gehört auch die regionale und saisonale Küche im Restaurant

Einen ganzen grauen Ordner füllen die Datenblätter. Einige davon haben die Campingplatzbetreiber selbst erarbeitet. „Es genügt zum Beispiel nicht, die einzelnen Verbräuche zu erfassen, wir müssen sie ja auch in Verbindung mit den Gästezahlen betrachten, idealerweise auch noch mit dem jeweiligen Wetter“, erklärt Kloodt. Darüber hinaus stellt Ökoprofit auch ein Rechtsmanagementsystem, das ein strukturiertes Aufarbeiten der Vorschriften und ihrer Einhaltung ermöglicht. „Wir waren überrascht, wo man überall Gefahren-Infoblätter beilegen muss.“

Nachhaltigkeit drückt sich auch in der Gastronomie aus: Den Bereich verantwortet Norbert Kloodts Tochter Nora Köhnken. „Wir bieten im Restaurant frische, regionale Küche. Das bedeutet, die Saison diktiert uns, welche Gerichte serviert werden. Wir drücken damit aber auch die Verbundenheit zur Region aus, ganz abgesehen davon bereitet der Umgang mit frischen Zutaten Freude“, sagt Nora Köhnken. Zum Konzept der Gastronomie gehören auch Kochkurse für Kinder und Erwachsene, Veranstaltungen und Themenabende mit Partnern der Region. Dazu zählt etwa die Käserei Fehling, ebenfalls in der Elbmarsch ansässig. Für das Konzept ist das Restaurant vom Verband Dehoga in Niedersachsen als bester Anbieter regionaler Küche ausgezeichnet worden.

Ansonsten sind es viele Einzelmaßnahmen, die ein Ganzes bilden: die Solarthermieanlage fürs Warmwasser ebenso wie die Spar-Duschköpfe im Sanitärbereich. Der wird im Übrigen mit biologischen Mitteln auf Bakterienbasis gereinigt, nicht mit Chemie. Den Strom- und Gasverbrauch zu senken, hat Familie Kloodt stets im Blick.

Aber auch die Gäste werden in die Pflicht genommen, vor allem beim Thema Müll. „Wir trennen den Müll strikt, und das zu festen Zeiten und an einem zentralen Platz“, sagt Kloodt. In einem Holzhaus befindet sich die Sortieranlage, die von einem Mitarbeiter beaufsichtigt wird. Gerade bei Müll lässt sich bares Geld sparen: Je mehr Wertstoffe heraussortiert werden, desto weniger Restmüll – dessen Entsorgung im Gegensatz zu Papier und Grüner-Punkt-Verpackungen kostenlos ist – bleibt übrig.

Zum Konzept gehört aber auch, den Individualverkehr des Urlaubers ohne Qualitätsverlust einzugrenzen. Mit Schiffstouren nach Hamburg (inklusive Essen an Bord und Stadtführung) geht das ganz einfach. Die Fahrgastschiffbetreiber tragen das gern mit: sie bieten mittlerweile auch umgekehrt Ausflüge in die Elbmarsch an, sodass kein Schiff mehr einen Weg leer zurücklegen muss. Darüber hinaus unterstützt die Samtgemeinde Elbmarsch den Urlaub ohne Auto mit dem kostenlosen Fahrradbus-Angebot.

Schließlich enthält auch das Veranstaltungsprogramm des Campingplatzes immer wieder besondere Aktionen wie Nistkastenbau oder Hecken pflanzen. Während der Vorbereitung auf die Zertifizierung ist Norbert Kloodt klargeworden: „Wichtiger als die Einzelmaßnahme ist, dass man das Ganze als einen Prozess begreift. Wenn man sich eine Zeitlang damit beschäftigt, verselbstständigt es sich. Da fällt einem plötzlich auf, wie alt die Lampe schon ist.“

Ob und wie viel durch die Umweltmaßnahmen eingespart wird, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. „Zunächst mal haben wir eine Menge Geld ausgegeben“, sagt Norbert Kloodt. „Vielleicht sparen wir auch nicht überall etwas, aber wir erhalten auch mehr Einnahmen, wenn mehr Gäste ins Restaurant kommen“, ergänzt seine Tochter, „aber es geht eben auch um Verantwortung“, sagt Nora Köhnken. „Ohne eine intakte Umwelt können wir nicht bestehen“, bestätigt ihr Vater.