Lüneburger Heide und Altes Land haben mit speziellen Angeboten auf den Trend zum Landurlaub reagiert

Landkreis Harburg. Für viele war das Reisen vor Jahren noch eine Imagefrage. Der Urlaub war nur so gut wie die Abenteuer und Erlebnisse zahlreich waren. Heute reist es sich ruhiger. Zurück zur Natur heißt der Trend, der sich nicht nur in Special-Interest-Zeitschriften, die in Karohemden gekleidete Menschen zwischen Heuballen abbilden, niederschlägt. Auch in ihrem Urlaub haben die deutschen Touristen mehr Lust aufs Land.

Vom Trend zum Landurlaub profitiert insbesondere der Hamburger Süden mit der Lüneburger Heide, den Harburger Bergen und dem Regionalpark Rosengarten. „Der Landkreis Harburg ist ein Parade-Landkreis für das Thema Natur“, sagt Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH. Kaum eine andere Region habe soviel davon zu bieten.

Da der Mann sein Geschäft versteht, hat er darauf längst reagiert: zum Beispiel mit den Naturotels. Dieses Label verdienen nur solche Hotels, die mitten in der Natur liegen, nicht mehr als 120 Betten haben und einen rustikalen Charme haben. In der Küche gibt es Zutaten aus der Region, und weil die Gäste viel in der Natur unterwegs sind, bekommen sie täglich Lunch-Pakete. Das reetgedeckte Amethyst bei Lüneburg ist eines der insgesamt neun Naturotels. Zwei weitere Hotels aus dem Landkreis Harburg sollen bald hinzukommen. „Sie haben aber noch einige Bedingungen zu erfüllen“, sagt Ulrich von dem Bruch, deshalb hält er sich mit der Namensnennung zurück. Schon am fehlenden kostenfreien Zugang zum W-LAN-Netzwerk kann die Auszeichnung scheitern.

Der Chef der Lüneburger Heide GmbH ist überzeugt, dass die Sehnsucht zur Erholung in der Natur dem Landkreis Harburg künftig mehr Touristen bescheren wird. Die Urlauber neigen nicht nur dazu, sich auf dem Land zu erholen, sondern auch kürzer zu verreisen. Auch dafür ist die Region ein ideales Urlaubsziel, da die Anreise täglich möglich ist.

Im vergangenen Jahr kamen von Januar bis Juni 124.500 Übernachtungsgäste in den Landkreis. Das ist ein Minus von 4,2 Prozent gegenüber 2012. Ulrich von dem Bruch erklärt den Rückgang mit der schlechten Wetterlage und der langen Schneeperiode Anfang 2013. Auch die Heide lag mit 2,17 Millionen Übernachtungen deutlich unter dem Vorjahresniveau. „Ostern sind wir ja richtig im Eis versunken“, sagt er.

Allerdings bedeutet eine schöne Wetterlage nicht automatisch, dass die Touristen fahren. „Man muss sie schon hierher locken“, so von dem Bruch. Das versuchen die Urlaubsexperten etwa mit Wanderungen und Führungen durch die Natur, die mit Entertainment gekoppelt sind. Da begeben sich die Touristen auf den Spuren der Ameisen, wandern unterm Vollmond, zu Fledermäusen und Hirschen. Ein Experte ist immer an ihrer Seite, der ihnen die Welt der Natur erklärt. „Es muss dann schon der Diplombiologe sein“, sagt von dem Bruch. Entertainment und Wissensvermittlung – auch das ist ein neuer Trend in der Branche.

Diesen hat die Urlaubsregion Altes Land am Elbstrom – ohnehin schon von Radtouristen hochfrequentiert – mit der niedersächsischen Milchstraße aufgegriffen. Fahrradfahrer erhalten entlang von vier Touren Einblick in die Milchviehwirtschaft. Auch in der Heide wird ein und derselbe Wanderweg über verschiedene Themen vermarktet. Der Chef der Lüneburger Heide GmbH findet, dass in dieser Hinsicht noch mehr aus dem Landkreis Harburg zu herauszuholen ist. Für den Regionalpark Rosengarten mit seinen Rad- und Wanderwegen sieht er beispielsweise noch großes Potenzial.

Bei einigen Gemeinden, die der Regionalpark-Shuttle anfährt, ist das Tourismusangebot zuletzt wegen zu geringer Fahrgastzahlen in Kritik geraten. Ulrich von dem Bruch sieht für den Regionalpark vor allem ein Vermarktungsproblem. „Es wird immer gesagt, es kommt keiner, aber es weiß auch keiner. Für das Marketing fehlt aber meistens das Geld“, sagt er. „Am Produkt liegt es nicht.“