Vom Welcome-Center über einen Talente-Pool bis zum Familienservice: Firmen stellen Konzepte vor

Lüneburg. Der Startschuss fiel im Februar, nun hatte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg zum Boxenstopp ihrer Zukunftsinitiative „hierjetztmorgen“ eingeladen. Beim „Marktplatz der Projekte“ im IHK-Foyer Am Sande in Lüneburg zeigten die Teilnehmer, mit welchen Maßnahmen sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken wollen.

„Das Thema Fachkräftemangel hat für die Unternehmen im Bezirk unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg enorme Relevanz“, sagt IHK-Präsident Olaf Kahle. Das zeige sich unter anderem daran, dass einige Unternehmen vor allem im ländlichen Raum lange suchen müssen, bis sie eine Stelle nachbesetzen können. Auch werde es schwieriger, geeignete Kandidaten für Ausbildungsplätze zu finden.

Nach Berechnungen des Beratungsunternehmen Prognos werden allein im Bezirk der IHK Lüneburg-Wolfsburg bis Anfang der 2030er-Jahre mehr als 50.000 Erwerbspersonen fehlen. „Die damit verbundenen Probleme werden sich nicht von selbst lösen. Deshalb haben wir uns der Herausforderung angenommen und entwickeln einen Masterplan gegen den Fachkräftemangel“, sagt Kahle.

Die Relevanz des Themas ist auch an der breiten Beteiligung zu erkennen. In den vergangenen drei Monaten haben mehr als 100 ehrenamtlich Engagierte und Mitarbeiter der IHK, Unternehmer, Experten aus Kommunalpolitik, Verbänden, Arbeitsagenturen und Hochschulen unter Begleitung der Prognos AG an den einzelnen Projekten gefeilt.

Unter anderem arbeiten sie an Konzepten für einen Familienservice, der Fachkräfte bei der Organisation von Kinderbetreuung und Pflege unterstützt, zudem soll ein Welcome-Service-Center Unternehmen zur Anwerbung ausländischer Fachkräfte beraten und Neuankömmlinge aus dem In- und Ausland in der Region bei den ersten Schritten in der neuen Heimat unterstützen. Es gibt außerdem Ideen für mehr Praxisorientierung in der dualen Berufsausbildung und für einen Talente-Pool.

Einfach ausgedrückt ist das eine Austauschplattform, auf der Fachkräfte zu finden sein könnten, die sich in Unternehmen A im Bewerbungsverfahren nicht durchgesetzt haben, für Unternehmen B aber der ideale Kandidat sein könnten.

Die Fragen, die im Fokus stehen, nennt der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Michael Zeinert: „Wie gelingt es, Mitarbeiter zu binden und weiterzuentwickeln? Wie können stille Reserven genutzt werden? Wir brauchen mehr Frauen in Vollzeittätigkeiten, müssen ältere Menschen länger beschäftigen, bildungsschwache junge Menschen zum Ausbildungserfolg führen.“

Gleichzeitig gehe es aber auch darum, als Region attraktiver für Fachkräfte werden und mehr Zuzug aus anderen Teilen Deutschlands und auch aus dem Ausland zu erreichen. „Wir brauchen attraktive Arbeitgeber und ein attraktives Lebensumfeld.“