Gleich, ob Wasser- oder Windmühle – die historischen Mahlstätten faszinieren immer noch mit ihrer alten Technik

Dibbersen/Wilhelmsburg. Wer am Pfingstmontagmorgen aus dem Fenster schaute, sah zunächst alles Grau in Grau, doch gegen Mittag kämpfte sich die Sonne durch den Nebel und lud ein zum Mühlentag, der gestern in ganz Deutschland begangen wurde. Auch im Landkreis Harburg klapperten die Mühlräder und drehten sich die riesigen Flügel der Holländer im warmen Wind. Überall erwartete die Besucher ein buntes Festprogramm mit Musik, Vorführungen, Besichtigungen und Unterhaltung.

In der Wassermühle Karoxbostel konnten die Gäste vom Mahlhaus aus auf das riesige neue Mühlrad sehen und beobachten, wie es, angetrieben vom Wasser des Mühlteichs, sich drehte. Das Mühlrad ist die neueste Errungenschaft in der Mühle Karoxbostel und wurde nach historischem Vorbild nachgebaut. Auf dem großen Hofplatz durften sich Groß und Klein im Gummistiefelweitwurf messen und von dem frisch gebackenen Mühlenbrot kosten.

In strahlendem Weiß präsentierte sich die Windmühle in Dibbersen den Besuchern. In dem Erdholländer von 1870 wird zwar nicht mehr gemahlen, dafür wird die alte Mühle als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt. Im Erdgeschoss konnte man sich die Bilder des Künstlers Horst Geyer ansehen, eine Etage höher berichteten Reisefotos von Menschen und dem Leben in Südamerika und Asien. Draußen vor der Tür machten es sich die Besucher im Garten der Mühle an Tischen und Bänken gemütlich und genossen hausgemachten Kuchen und Kaffee. Dazu gab es schwungvollen Dixie und Hot-Jazz von den Jazz Weepers, die mit Banjo, Tuba und Klarinette für Festtagsstimmung sorgten.

In Hamburg haben sich insgesamt vier Mühlen in den Stadtteilen Wilhelmsburg, Bergedorf, Curslack und Kirchwerder an dem Mühlentag beteiligt. Die Windmühle Johanna in Wilhelmburg aus dem Jahr 1875 gilt als Hamburgs bedeutendste Mühle. Einmal im Monat geht die liebevoll restaurierte Mühle zu den Backtagen noch in Betrieb. Sie ist zudem Schauplatz für Hochzeiten.

Insgesamt 180 Mühlenbrote aus Roggenschrot und Weizenmehl haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Wilhelmsburger Windmühlenvereins am Pfingstmontag im Holzbackofen hergestellt und zum Stückpreis von drei Euro verkauft. Fleißige Helferinnen kneteten den Teig im Akkord. Neugierig blickten die Besucher in das Backhaus und warteten auf das frische, knusprige Mühlenbrot. In der Mühle erklärten Museumsreferent Jochen Vennebusch und der Vereinsvorsitzende Carsten Schmidt die einzelnen Mahlvorgänge.

Vor allem der 1100 Kilo schwere Mahlstein fällt sofort ins Auge. Dabei handelt es sich um den sogenannten Läuferstein. Tatsächlich hat die Windmühle Johanna zwei Mahlsteine. Versteckt von dem Läuferstein ist noch der in einem Eichenholzkranz verankerte Bodenstein.

Mühlensteine bestehen nicht aus einem Stück, sondern sind zusammengesetzt. Ihre Pflege bedeutet schwere körperliche Arbeit. Sie werden geschärft, indem der Müller die abgenutzten Mahlbahnen mit dem Hammer nachschlägt. Früher, als die Mühlen noch jeden Tag im Betrieb waren, musste der Müller jeden Monat die Mühlsteine schärfen. Von den abgesplitterten Stücken, erzählt Jochen Vennebusch, hätten die Müller dauerhaft blaue Schwielen an den Händen gehabt.