Der Kreisvorstand will erst für klare Verhältnisse in der Bezirksfraktion sorgen

Harburg. Ist die Harburger SPD noch zu retten? Eigentlich hätte gestern Abend in der ersten Fraktionssitzung nach der Wahl endlich ein Schlussstrich unter das Gerangel um den Posten des Fraktionschefs gezogen werden sollen. Immerhin stehen erste Sondierungsgespräche mit CDU und Grünen in der Bezirksversammlung an. Die wollen wissen, mit wem sie verhandeln können. Und am 25. Juni ist die konstituierende Sitzung der Bezirksversammlung. Wie berichtet, überraschte der SPD-Abgeordnete Arend Wiese, Distriktvorsitzender in Neugraben, nach einer Berlin-Tour die daheim gebliebenen Genossen in der vergangenen Woche damit, dass er bei der Fraktionssitzung gegen den amtierenden Fraktionschef Jürgen Heimath kandidieren werde.

Nach Informationen des Hamburger Abendblatts hat nun aber der Harburger SPD-Kreisvorstand die konstituierende Fraktionssitzung kurzerhand abgesagt. Offensichtlich gibt es noch Gesprächsbedarf. Kreisvorsitzender Frank Richter hatte, nachdem Wiese seinen Hut in den Ring geworfen hatte, angekündigt, Gespräche mit den Fraktionsmitgliedern führen zu wollen. Die Harburger SPD, so Richter, sei mit Heimath als Spitzenkandidat in den Wahlkampf gezogen, damit sei Heimath auch als Fraktionschef der SPD für die kommende Wahlperiode in der Bezirksversammlung gesetzt. Inzwischen hat sich der SPD-Distrikt Harburg-Mitte klar für Heimath ausgesprochen.

„Ich habe kein Verständnis dafür, dass es überhaupt den Gedanken gibt, Jürgen Heimath nicht wieder zum Fraktionschef zu wählen. Und bisher habe ich auch kein vernünftiges Argument dafür gehört“, sagt SPD-Bezirksabgeordneter Horst Krämer, Mitglied in Harburg-Mitte. Die ganze Sache, so Krämer weiter, „hat ein gewisses Geschmäckle. Arend Wiese hat bislang in der Bezirksversammlung nicht viel dazu beigetragen, dass man sagen könnte, er hätte den Posten an der Spitze der Fraktion verdient“.

Allerdings scheint derzeit im Hintergrund nicht nur Richter Gespräche mit den Abtrünnigen zu führen, vorwiegend sind es SPD-Genossen aus Neugraben, die mit Wiese an der Spitze Jürgen Heimath absägen möchten. Nach Informationen des Abendblatts wird Arend Wiese auch von den Hamburger Genossen aus dem Landesverband unter Druck gesetzt, damit er seine Kandidatur zurück zieht. Eines ist klar, die Harburger SPD verspielt gerade die letzten Reste ihrer Reputation in im Bezirk und in Hamburg. „Wir Harburger Abgeordneten mussten reichlich Hohn und Spott in der letzten SPD-Fraktionssitzung der Bürgerschaft dafür einstecken, was gerade hier in Harburg passiert“, so Sören Schumacher, SPD-Distriktvorsitzender in Harburg-Süd und Bürgerschaftsabgeordneter.

Wann die Wahl des SPD-Fraktionschefs jetzt stattfinden soll, steht noch nicht fest. Viel Zeit, sich zu einigen, aber bleibt den Harburger Genossen nicht mehr.