Eine Glosse von Janina Heinemann

Ich bin eine Glücklichmacherin. Ich bemühe mich, jeden Tag einzelnen Menschen durch kleine Geschenke oder Gesten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das funktioniert meistens gut. Dann bekomme ich ein Lächeln zurück und freue mich.

Doch neulich war ich eine Zornigmacherin. Eine Dame rief bei mir an und wollte die Apotheke sprechen. Das passiert häufig, weil ich fast die gleiche Telefonnummer habe. Ich sagte der Dame, dass sie eine Ziffer zu viel gewählt habe. Sie legte wortlos auf.

Direkt danach klingelte mein Telefon erneut. Es war besagte Dame, der ich wiederum höflich mitteilte, dass sie eine falsche Nummer gewählt habe. So ging das einige Male weiter, bis die Anruferin dazu überging, nicht mehr wortlos aufzulegen, sondern wütend ihre Arznei verlangte. Was mir denn einfiele, ans Telefon zu gehen, wenn ich nicht die Apotheke sei, und warum ich überhaupt diese Telefonnummer hätte. Bevor ich antworten konnte, legte sie auf.

Das wurmte mich. Ich war keine Glücklichmacherin, sondern hatte die Dame zornig gemacht. Also überlegte ich mir etwas. Ich erwartete gespannt den nächsten Anruf. Als das Telefon klingelte, meldete ich mich mit dem Namen der Apotheke. Die Dame schien erleichtert, bestellte Taschentücher und war glücklich. Und ich war es auch. Doch jetzt muss ich los – und eine Großpackung Taschentücher liefern.