In Harburg sind noch 226 Ausbildungsplätze frei. Chancen gibt es zudem im Einzelhandel und in der Logistik-Branche

Harburg. Sie durchläuft alle Abteilungen. Vom Bettenmachen beim Housekeeping über das Restaurant mit Frühstück und Bankett bis hin zur Küche, der Rezeption und dem Veranstaltungsbüro. Als angehende Hotel-Fachfrau hat Nikola Sohn ihren Traumberuf gefunden. Noch dazu im Privathotel Lindtner, das zu den ersten Adressen Hamburgs gehört. „Ich habe viel Abwechslung, Kontakt zu Menschen und werde als Multi-Talent ausgebildet“, sagt die 26-Jährige. Damit stärkt die auf zweieinhalb Jahre verkürzte Lehrzeit der Abiturientin und Geografie-Studentin auch das Selbstbewusstsein der gebürtigen Detmolderin.

Neben den Hotel-Fachleuten lernen junge Menschen im Lindtner Koch, Restaurant-Fachmann oder Hotel-Kaufmann. In allen drei Lehrjahren sind derzeit rund 25 Auszubildende im Hotel tätig. „Zum 1. August können sich aber noch Bewerber für das Restaurant oder eine Kochausbildung melden. Wir würden in beiden Berufen noch jeweils eine Stelle besetzen“, sagt Ulf Huwald, der Direktor des Lindtner. Gesucht sind Bewerber möglichst ab 18 Jahren, weil sie dann zeitlich durchgehend eingesetzt werden können, wichtig sind zudem Fremdsprachenkenntnisse. „Es gibt Tage, an denen mit den Gästen nur englisch gesprochen wird“, sagte Hotel-Chefin Heida Lindtner.

Wer sich persönlich vorstellt, hat bessere Chancen auf eine Lehrstelle

In der Branche sind auch bei anderen Hotels- und Gaststätten im Bezirk Harburg noch Ausbildungsplätze umbesetzt. Für den Einstieg zum 1. August und zum 1. September listet die Arbeitsagentur insgesamt derzeit 226 Stellen auf, für die Arbeitgeber noch keine Bewerber gefunden haben. Neben der Gastronomie stehen der Einzelhandel mit 34, der Bereich Lager und Logistik mit 21 und der Groß- und Außenhandel mit 18 freien Plätzen vorn. Aber auch 13 Ausbildungsplätze für Bankkaufleute sind noch zu haben. Allerdings sind in diesem Mai mit 449 Jugendlichen auch 13,2 Prozent mehr als 2013 noch unversorgt. „Das liegt auch daran, dass sich durch die Einrichtung der Jugendberufsagentur in Harburg mehr junge Leute bei uns gemeldet haben“, sagte Bianka Schrader, die den Arbeitgeber-Service bei der Arbeitsagentur in Harburg leitet. „Wir würden uns freuen, wenn uns Unternehmen noch kurzfristig unbesetzte Ausbildungsplätze für dieses Jahr melden würden.“

Die beiden Bewerbertage Anfang der Woche in der Arbeitsagentur haben gezeigt, was möglich ist. So hat sich die Seniorenresidenz Fischbek für einen Bewerber entschieden, der rasch eingestellt werden soll und die ULD-United Logistics&Distribution will sich einen Praktikanten sichern. „Wenn sich Jugendliche persönlich vorstellen, steigen auch bei mittelmäßigen Zeugnissen die Chancen für einen Erfolg“, sagt Schrader. Oftmals ist die Entscheidung für eine Ausbildung sogar besser als auf ein mittelmäßiges Abitur zu setzen, zumal durch die demografische Entwicklung die Aussichten für eine Übernahme motivierter Absolventen steigen.

Gerade in der Hotellerie sind die Perspektiven verlockend. „Die Ausbildung in Deutschland gilt als eine der besten der Welt. Deshalb sind viele Hotel-Direktoren Deutsche“, sagte Lindtner-Direktor Huwald. Nach der Ausbildung lockt der Wechsel zu internationalen Häusern, falls nicht ein fachbezogenes Studium angeschlossen wird. Das Lindter pflegt auch Kontakte zu Hapag-Lloyd, so dass Mitarbeiter des Hotels in der Kreuzfahrt anheuern konnten.

Die angehende Hotel-Fachfrau Nikola Sohn will Huwald nach der Ausbildung im Februar 2015 gern übernehmen. Sie hat sich schon entschieden, künftig an der Rezeption zu arbeiten. Doch auch die junge Frau zieht es mittelfristig ins Ausland. Gern würde sie nach Süd-England gehen. Sie mag die Landschaft und will ihre Sprachkenntnisse noch verbessern. Möglich, dass es sie danach wieder zurück nach Harburg zieht. So erging es schon vielen Lindtner-Mitarbeitern. „Sie sind zum dritten oder vierten Mal hier und wurden jedes Mal befördert“, versichert Huwald. Immerhin auch für Sohn keine schlechte Perspektive.