Gottesdienstbesucher feierten Open Air. Vatertagsgruppen zogen durch die Lande und in Lindhorst krähten die Hähne

Ramelsloh/Lindhorst/Horst. Trotz des eher gemischten Wetters haben gestern die Menschen im Süden Hamburgs den freien Tag genutzt und unter freiem Himmel Christi Himmelfahrt gefeiert. Die einen fanden sich schon um 10 Uhr zu den Gottesdiensten unter freiem Himmel ein. Im gesamten Landkreis hatten die Pastoren einen provisorischen Altar unter Bäumen aufgestellt und erinnerten an den letzten Tag des Passion Christi. Besonders schön erlebten die Besucher den Gottesdienst in Ramelsloh mit Pastor Hans-Georg Wieberneit. Sie saßen auf Bänken im Skulpturenpark der Gernot-Huber-Stiftung und genossen einen fantastischen Ausblick auf die Anlage und die Kunstobjekte, die sich im Wind drehten und bewegten.

Der größte Teil der Menschen in Harburg Stadt und Land aber nutzte den Himmelfahrtstag um zu feiern und sich mit Freunden und Bekannten zu treffen. Viele schwangen sich mit der Familie aufs Rad und machten einen Ausflug in die Natur vorbei an Wiesen und Feldern. Zweiradsportler legten eine Extra-Trainingseinheit ein und auch die Spaziergänger waren auf Schusters Rappen unterwegs. Viele Gaststätten luden zur Rast mit gutem Essen und Feiertagsmusik. Gerappelt voll war es in und um die Horster Mühle. Dort stand die Band „Just for kicks“ auf der Bühne und spielte Oldies zum Mitschnippen. Auf den Sitzbänken saß man dicht gedrängt und kam so auch mit Unbekannten ganz leicht ins Gespräch.

Dass heutzutage noch Jungväter und solche, die es werden wollen am Himmelfahrtstag mit Bier und Bollerwagen auf Zechtour gehen, ist übrigens ein Ammenmärchen: Heutzutage geht nichts mehr ohne professionell ausgestattete Gefährte im Großformat. Pflicht sind ein Satz Musikboxen mit möglichst viel Dezibel, Sofa und Sessel für den Sitzkomfort und natürlich eine Kühlgelegenheit für die Getränke. So ausgestattet war zumindest die Vatertagstruppe aus Eckel und Nenndorf, die mit ihrem großen Anhänger, gezogen von einem Rasenmähtrecker in Richtung Horster Mühle unterwegs waren. Während im gesamten Landkreis vor allem die sehr jungen Vatertagsgänger unterwegs waren, blieb es in Harburg relativ ruhig, hier sah man nur einzelne versprengte Gruppen, die ihre Bollerwagen noch mit der Hand zogen.

Traditionell ist der Himmelfahrtstag in Lindhorst der Tag des Federviehs. Auf dem Hof Dreves hatten sich rund 30 Teilnehmer aus dem Nutzgeflügel-Zuchtverein Klecken und Umgebung mit ihren stimmkräftigsten Exemplaren zum 40. Hähnewettkrähen eingefunden. Eine Stunde lang saßen zwölf Juroren vor den Käfigen mit den gefiederten Kandidaten und zählten jeden Kräher, der aus den Kehlen der Hähne kamen. Einige von ihnen hatten den Ernst der Lage offenbar nicht verstanden, hielten den Schnabel und tranken lieber ein Schlückchen Wasser aus dem Trinknapf. Mehrere Hähne machten nicht mal den Versuch, sich einen Kräher abzuringen, sondern hockten sich ungerührt in ihrem Käfig hin und machten ein Nickerchen. In der Kategorie Kleinhähne legte sich letztendlich der Zwerg Wyandotte von Daniel Reuscher aus Hittfeld derartig in die Kurve, dass er sich souverän die Konkurrenz mit 156 Rufen in einer Stunde vom Leib halten konnte. Die großen Hähne waren da bequemer, die Appenzeller Spitzhaube von Peter Meyer aus Klecken ließ immerhin 133 Rufe vom Stapel. Eine Extraportion Körner gab es als Siegprämie zwar nicht, „aber wenn sie zuhause wieder bei ihren Hennen im Stall sind, ist das für sie die schönste Belohnung überhaupt“, schmunzelte Vereinssprechen Reiner Dettmann.

Übrigens: nicht nur Vatertagsmänner waren unterwegs, auch bei Frauen wird der Himmelfahrtstag immer beliebter. In einem riesigen Anhänger war auch Tanja Herbstreit mit ihren Frauen von der Freiwilligen Feuerwehr Quarrendorf und dem Jungfernklub aus Marxen auf Tour. Gut gelaunt im Feuerwehrblaumann stieß sie mit ihren Freundinnen an, denn am 5. Juli fährt sie in den Hafen der Ehe ein. So wurde dieser Vatertag für sie zum Frauentag und gleichzeitig zum Abschied vom Dasein als Junggesellin.