Bei den anderen Bürgermeisterwahlen im Landkreis Harburg waren die Ergebnisse eindeutig. Überraschung in Rosengarten. In der Elbmarsch auch klares Votum für einzigen Kandidaten

Landkreis Harburg. Die Würfel sind gefallen, der Wähler hat gesprochen: bei den Bürgermeisterwahlen in Rosengarten, Jesteburg, Neu Wulmstorf und in der Elbmarsch entschieden sich am Sonntag die Wähler mehrheitlich für einen Kandidaten. Den Überraschungscoup des Abends landete der ortsfremde Dirk Seidler in Rosengarten. Der Kandidat, den CDU, SPD, FDP und die Unabhängigen Wähler unterstützt hatten, gewann die Wahl zum Gemeindebürgermeister klar mit 74,6 Prozent, für seinen Gegenkandidaten Thies Ockelmann von den Grünen stimmten 25,4 Prozent. „Mit der Deutlichkeit habe ich nicht gerechnet“, sagte Seidler.

Der neue Gemeindebürgermeister, der sein Amt am 1. November antritt, wohnt noch in Hambühren, hatte aber den Wahlabend am Sonntag in Rosengarten verfolgt. Sein überzeugendes Abschneiden trotz des geringen Bekanntheitsgrades führt er auf die vielen Kontakte zurück, die er seit einem halben Jahr knüpft. Auch seine Gespräche bei den Begegnungen an der Haustür mit den Bürgern hätten überzeugt. Konzentrieren will er sich auf den Ausbau der Kinderbetreuung: „Rosengarten ist eine familienfreundliche Gemeinde, da müssen wir noch stärker auf die Bedürfnisse eingehen.“ Einen Brennpunkt sieht Dirk Seidler in der Parkplatzsituation in Klecken: „Es muss jetzt eine schnelle Lösung geben.“ Weiterhin will er die Transparenz der Verwaltungsarbeit erhöhen und das Zukunftsprojekt „Rosengarten 2030“ vorantreiben, „dafür will ich alle Parteien ins Boot holen“.

Ganz eindeutig fiel auch das Votum der Wähler in Jesteburg aus. Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper wurde im Amt mit 74,5 Prozent bestätigt. Zunächst dankte er seinem Gegenkandidaten Phillipp-Alexander Wagner dafür, dass er angetreten war, „so war es eine richtige Wahl“ und gibt sich kooperativ: „Wir werden gemeinsam weiterarbeiten, um die Samtgemeinde voran zu bringen.“ Für ihn stehen die Großbaustellen und die neue Ortsmitte in Jesteburg im Fokus. Die Bebauung des Klement-Grundstückes und die Arbeit an Verkehrsfragen sind ebenfalls Themen seiner zukünftigen Arbeit.

Auch in Neu Wulmstorf sprachen die Einwohner dem Amtsinhaber Wolf-Egbert Rosenzweig mit einem eindeutigen Votum ihr Vertrauen aus. Mit 65,2 Prozent sieht sich Rosenzweig in seiner Arbeit mehr als bestätigt. „Ich war überrascht über die Eindeutigkeit des Ergebnisses. Das motiviert mich für die künftigen Aufgaben“, sagte er. Er will sich jetzt daran machen, die Gemeinde zukunftsfähig aufzustellen und sich den Kernthemen Familie, Wohnraum und Wirtschaftsförderung annehmen. Kurz gesagt: die bisherige Arbeit fortsetzen. „Das Ergebnis bestärkt mich darin, dass wir in der Vergangenheit nicht alles falsch gemacht haben“, sagte er. In der Elbmarsch gab es ebenso ein klares Votum für den einzigen Kandidaten Rolf Roth. 88,2 Prozent der Wähler sprachen sich dafür aus, dass er im Amt bleibt.

In Buchholz und in Tostedt brachte die Abstimmung kein eindeutiges Ergebnis, hier werden die beiden Kandidaten mit den jeweils meisten Stimmen am 15. Juni bei einer Stichwahl noch einmal gegeneinander antreten. In Buchholz bekam Jan-Hendrik Röhse mit 49 Prozent die meisten Stimmen, er tritt in der Stichwahl gegen Joachim Zinnecker an, der mit 27,4 Prozent die zweitmeisten Stimmen holte. Röhse konnte sein gutes Abschneiden am Wahlabend kaum fassen. „Ich bin nur knapp an der absoluten Mehrheit vorbeigeschrammt“, sagte er. Die mehr als 20 Prozent, mehr als 4000 Stimmen also, hatten ihn überrascht.

Anders als seine politischen Gegner hatte er ein zehnseitiges Wahlprogramm aufgelegt. Für ihn ist also weiterhin Wahlkampf. Bei einem Wahlhearing am 4. Juni ab 19 Uhr in der Buchholzer Empore, wird er seine Schwerpunkte noch mal verdeutlichen. Ganz besonders die angespannte Verkehrssituation ist für ihn ein Thema.

Seinen Gegenkandidaten Joachim Zinnecker überraschte das Ergebnis der Abstimmung nicht. Bei dem Wahlhearing will er vor allem auf die Familienpolitik der Stadt eingehen. Ob fehlende Plätze in Kindergärten, Kitas oder Krippen oder zu hohe Beitragssätze für die Betreuung, hier sieht Zinnecker Diskussionsbedarf – und greift direkt seinen Kontrahenten an, der als erster Stadtrat für diese Fragen zuständig ist, „da hat Herr Röhse seinen Laden nicht im Griff“. Für sich selbst sieht Zinnecker bei der Stichwahl Außenseiterchancen: „Wir brauchen keinen, der Buchholz so verwaltet wie früher, sondern einen, der die Gräben wieder zuschaufelt, die in den vergangenen Jahren gezogen worden sind.“

Auch in Tostedt kommt es zur Stichwahl. Da sich drei Kandidaten aufgestellt hatten, war damit zu rechnen. Überraschend war jedoch, dass Peter Dörsam mit 44 Prozent deutlich mehr Stimmen als der Amtsinhaber Dirk Bostelmann (40 Prozent) holte. Als „ausgesprochen schlecht“ bewertete Dirk Bostelmann sein Wahlergebnis. Aber, er gibt sich selbstbewusst: „Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Auch die strittigen Maßnahmen sind meist von einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Rat beschlossen worden. Das kann man mir nicht allein anlasten.“ Er sieht den Vorwurf Dörsams, Hinterzimmerpolitik zu betreiben, als unsachlich an. Jetzt geht es für ihn darum zu zeigen, wofür er steht: eine erfolgreiche Verwaltungsspitze. Er verweist auf den umstrukturierten Bauhof und den neuen Familien- und Seniorenservice. Außerdem seien die Bauprojekte ohne Kostenexplosion verwirklicht worden.

Peter Dörsam freute sich über seinen deutlichen Stimmenvorsprung. Für ihn ein Zeichen, dass die meisten Bürger Bostelmann überdrüssig seien. „Viele haben genug davon, wie es in Tostedt bisher gelaufen ist“, sagte er. Verfehlte Projekte seien seiner Meinung nach der Grundschulbau an der Poststraße, die neue Kita an der Dieckhofstraße und die angedachte Rathauserweiterung. Gleichwohl bleibt er mit Aussicht auf die Stichwahl vorsichtig: „Die Wahl ist noch längst nicht entschieden.“ Sollte er Erfolg haben, verspricht er mehr Bürgerbeteiligung.