Der große Run an die Wahlurnen im Landkreis und im Bezirk Harburg blieb am Wahlsonntag bis zum Mittag aus

Dibbersen/Hittfeld/Harburg. „Wir wählen auf jeden Fall. Denn wir wollen nicht, dass irgend jemand hier eine Wahl gewinnt und Mist baut“, sagen die beiden jungen Dibbersener Sara Hamm und Tobias Grube nach dem Urnengang in ihrem Wahllokal im Gasthaus Frommann. sie haben bei allen drei Wahlzetteln für ihren Wunsch-Landrat, ihren Wunsch-EU-Kandidaten und Bürgermeisterkandidaten ihr Kreuz gemacht. Mehr junge Leute, die ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen, hätten sich die Wahlhelfer in jedem Fall gewünscht.

Als eher „kleckerhaft“ bezeichnen die vier Wahlhelfer im Saal den Andrang an die Stimmezettel-Ausgabe. „Im Moment läuft es ein wenig besser. wir haben auch den Eindruck, dass viele in erster Linie wegen des neuen Bürgermeisters zur Wahl kommen“, sagt Wilhelm Pohler, der mit seinen Kollegen Thomas Buss, Ursula Ohrt und Elisabeth Buss schon einige Wahlen als Wahlhelfer begleitet haben. „Es ist immer schwierig, Leute für dieses Ehrenamt zu gewinnen, und uns macht es Spaß, wir sind schon echte Routiniers“, sagt Thomas Buss.

Vor der Tür treffen die beiden einen, für den jetzt jede Stimme zählt. Uwe Schulze, einer von fünf Kandidaten, die sich für den Bürgermeisterposten im Buchholzer Rathaus bewerben, begleitet Freunde zur Wahlurne im Gasthaus Frommann. Auch wenn es jetzt zum Schwur komme und sich zeige, wie gut der Wahlkampf gelaufen sei, er, so Schulze, sei „völlig tiefenentspannt“. „Ich habe viele Stimmen der Bürger während der letzten Monate einfangen können, und das ist für mich eine ganz wichtige Erfahrung gewesen“, sagt der Parteilose, der seinen eigenen Stimmzettel noch in Buchholz in die Urne werfen wird.

Als Parteiloser habe er seinen Wahlkampf aus eigener Tasche bestritten. „Die letzten Monate haben mir sehr viel Spaß gemacht, obwohl das Ganze natürlich neben meinem Hauptjob als Betriebsratsvorsitzender beim TÜV Nord ziemlich anstrengend war“, so Schulze. Sein Gefühle sage ihm,dass er bei der Wahl unter den ersten drei Kandidaten landen werde. Denn eines habe sich gezeigt auf seinen Wahlkampftouren: „Die Bürger wollen jemanden an der Spitze dieser Stadt, der die Probleme aus ihrer Sicht sieht“, so Bürgermeisterkandidat Uwe Schulze. Und selbst wenn es für ihn jetzt nicht zum Bürgermeister reichen sollte, sagt er, in zwei Jahren bei der Stadtratwahl trete er in jedem Fall an.

Im Hittfelder Wahllokal in der Grundschule in der Schulstraße befürchten die Wahlhelfer auch eine maue Wahlbeteiligung. „Ich würde mir wünschen, dass viel mehr junge Leute ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen würden. Immerhin ist es keine Selbstverständlichkeit, frei wählen zu können. Das scheinen viele vergessen zu haben“, sagt Wahlhelfer Rainer Pruns. Auch er ist schon seit vielen Jahren dabei als Wahlhelfer. Dass Jugendliche bereits ab 16 Jahren de Landrat wählen können, hält er für eine Farce. „Wir haben heute noch keinen 16-Jährigen hier gesehen, aber vielleicht kommen die noch am Nachmittag, wenn sie ausgeschlafen haben“, sagt er. Andererseits ist er der Meinung, die politischen Kandidaten müssten viel öfter in Schulen für die Wahl, für die Politik bei den jungen Leuten werben. Immerhin würden hier vor Ort für die Menschen, die hier wohnen, von der Politik wichtige Entscheidungen gefällt. Spätestens gegen 19 Uhr wollen Pruns und seine Kollegen alle Stimmen ausgezählt und ans Hittfelder Rathaus durchgegeben haben.

Vor der Schule Grumbrechtstraße in Heimfeld weist ein Schild darauf hin, dass die Video-Überwachung an diesem Wahlsonntag ausgeschaltet ist – freie und geheime Wahl für alle.

Dass sich vor dem Wahllokal, in dem die Wähler für drei Wahlbezirke ihre Stimmen abgeben können, eine Schlange gebildet habe, sei weniger auf eine hohe Wahlbeteiligung zurück zu führen, als auf die Tatsache, so eine Wahlhelferin, dass die Wähler weit mehr Zeit in der Wahlkabine benötigten, als sonst. Elf Kreuze für die Harburger Bezirkswahl plus ein Kreuz für die Europawahl. Das brauche eben seine Zeit.

Viele Fragen zum ausfüllen der Wahlzettel müssten, so die Wahlhelferin, an diesem Wahlsonntag trotz neuen Wahlrechts, nicht beantworten. „Wahrscheinlich haben sich die Menschen hier gut informiert über die neuen Regeln bei der Bezirkswahl“, sagt sie.