Kutscher müssen ihre Pferde und Wagen für Heide-Fahrten einmal im Jahr prüfen lassen. Kreis-Veterinärin spricht von guten Erfahrungen im Kreis

Döhle. An diesem heißen Nachmittag haben Magic und Lara, Max, Heidi, Pira und Oswin einen Termin mit Astrid Krüger. Schließlich geht es um ihre Arbeitssicherheit. Denn alle sechs sind Kaltblüter, die vom beschaulichen Ort Döhle aus Menschen mit ihren Kutschen in die Heide ziehen. Kreisveterinärin Krüger kontrolliert, ob die Gebissstangen nicht die Lippen einklemmen, die gut durchatmen können und die Hufe gepflegt sind. Die gute Nachricht: Krüger ist in Döhle nach ihren Untersuchungen von mehr als zehn Pferden zufrieden: „Es gab allenfalls Kleinigkeiten zu beanstanden.“

Das gilt auch insgesamt für den Kreis Harburg. „Die Eigner machen die nach dem Kutschenerlass vorgeschriebenen Kontrolle gut mit. Das läuft nicht überall so“, so die Erfahrung von Krüger, die die Kontrollen seit 2007 selbst übernimmt. „Seitdem ist es immer besser geworden“, sagt die promovierte Tierärztin. Insgesamt 24 Betriebe sind im Metier derzeit tätig. Neben Undeloh und Hanstedt will sich auch Döhle mit seinen zehn Gespannen im Wettbewerb behaupten.

„Neben den regelmäßigen Abfahrten von Ostern bis Oktober können wir hier einen kostenlosen Parkplatz bieten“, sagt Melanie Schmahljohann, die mit Michael Veit zusammen den Gasthof Heide-Landhaus Döhle führt. Er liegt gegenüber dem Parkplatz und damit am Start für die Kutschfahrten. Zudem hat das Paar, das aus Goslar in die Heide wechselte, die zum Grundstück gehörenden Ställe, Scheune und Koppeln an den Heidekutscher Dennis Dierking verpachtet. Der stellt an diesem Tag allein sechs, jeweils knapp 1000 Kilogramm schwere süddeutsche Kaltblüter bei Krüger vor.

Sind zwei von ihnen vor eine Kutsche gespannt, dürfen sie das doppelte ihres Gewichts ziehen. Macht also 4000 Kilogramm. Dazu müssen die Hufe, ähnlich wie bei Lkw, gut gepflegt sein. „Alle sechs Wochen“, schätzt Dierking, „müssen alle vier beschlagen werden.“ Das kostet jedes Mal rund 130 Euro. Diese Sorgfalt kennt der Kutscher aus dem Hauptberuf. Er ist Lkw-Fahrer. „Doch am Steuer bin ich immer allein, auf der Kutsche habe ich Menschen, mit denen ich mich unterhalten kann“, sagt er über eine seiner Motivationen für sein Hobby.

Während einer Saison steigen bei Dierking rund 600 Touristen ein. Kleine Rundfahrten mit einer kleinen Kutsche kosten 40 Euro, Gruppen werden pro Person abgerechnet. Es gibt Vesperfahrten, eine Erbsensuppen- und eine Kaffeetour. Über den Umsatz will der 50-Jährige aber nicht sprechen. Immerhin ist er schon seit 1984 im Geschäft. Als sein Sohn Mirco von der Walz als Handwerker zurück kam, scherte er mit ein. Auch er hat einen Kutschenschein. Die 15-Jährige Sandra Quast führt an diesem Tag die Pferde vor. Kutschieren darf sie allein noch nicht. Das ist erst ab 18 Jahren möglich.

Ein paar Meter weiter wartet Hauke Kuhnert. Der Prüf-Ingenieur von der Dekra schaut sich die Kutsche von Britta Alpers an, die ebenfalls zu dem Termin gekommen ist. Für Alpers, die ihre elfjährige Friesen-Stute Lara selbst mit auf die Welt gebracht hat, sind die Kutschfahrten ein zweites Standbein. Die gelernte Pferdewirtin arbeitet zudem als Erzieherin in einem Kindergarten. Um ihren Gästen noch mehr zu bieten als die pure Natur hat sie sich den singenden Döhler Heidekutschern angeschlossen. Die spielen Gitarre, treten am Lagerfeuer auf und singen unterwegs auf den Touren. Hochzeitspaare können bei Alpers in einer weißen Kutsche von 1860 ins Glück fahren. Ingenieur Kuhnert bittet die Kutsch-Unternehmerin nun zu ihrem Wagen. Er hat entdeckt, dass hinten auch gelbe Rückstrahler angebracht wurden. Am Ende des Gefährts dürfen es aber nur rote sein. Natürlich ist das nur eine Kleinigkeit. Britta Alpers muss ein paar Schrauben lösen und die Plastikscheiben neu verteilen. Magic und Lara nehmen es genauso gelassen und machen sich mit ihr auf den Rückweg. Dennis Dierkings sechs Pferde sind ohnehin schon lange wieder zu Hause.