Aus der Harburg-Freudenberger GmbH wurde die HF Group. Alter Verwaltungssitz wegen PCB-Belastung geräumt

Harburg. Bei Harburgs Vorzeige-Industrieunternehmen Harburg-Freudenberger Maschinenbau GmbH an der Seevestraße 1 hat sich seit dem Wechsel von ThyssenKrupp zur Lübecker Possehl Gruppe im März 2005 einiges getan. Aber, in „hanseatischer Zurückhaltung“ – so die beiden Geschäftsführer Jens Beutelspacher und Günter Simon – wird über das geschäftliche Geschehen im Gegensatz zu früher nur noch selten öffentlich gesprochen. Dabei gibt es aktuell doch einige Veränderungen am Harburger Firmensitz, die auch für die Allgemeinheit interessant sind. Und um es vorweg zu nehmen: Dem Unternehmen, das seit 2010 organisatorisch in drei Geschäftsbereiche aufgeteilt und damit Teil der neuen HF Group ist, geht es laut Geschäftsbericht unter dem Dach der Lübecker Possehl Gruppe wirtschaftlich besser denn je.

Harburg ist Verwaltungssitz der HF Group, Entwicklungsstandort für Maschinen sowie Produktionsstandort der HF TireTech Group. Technisch sehr aufwendige Maschinen für die Reifenindustrie werden hergestellt. Das Unternehmen ist darin nach wie vor Weltmarktführer, beschäftigt in Harburg etwa 320 Mitarbeiter, darunter 15 Auszubildende und erzielte am Standort zuletzt einen Jahresumsatz von 184 Millionen Euro. Beutelspacher: „Wir suchen weitere Ingenieure und Manager. Harburg bleibt Standort für Maschinenentwicklung und Montage von Reifenaufbaumaschinen.“

Aber gerade zum Beginn dieses Jahres, mussten am Harburger Firmensitz neue Wege eingeschlagen werden. Der Anlass war höchst unerfreulich. Bei Messungen der Raumluft im Gebäude von Verwaltung und Konstruktion an der Seevestraße 1, das aus den 1970er-Jahren stammt, war eine gesundheitsschädliche PCB-Belastung durch heute nicht mehr zulässige Baumaterialien festgestellt worden. Durch zum Teil mehrfache Umbauten, darunter die Büros der Geschäftsführung, waren im Gebäude nicht sämtliche Räume belastet.

Zu den nicht belasteten Räumen zählt den Angaben nach auch das Büro des früheren Geschäftsführers Frank Horch, der 2008 zu Blohm&Voss wechselte und seit 2011 Hamburger Wirtschaftssenator ist. „Wir haben umgehend gehandelt und das Gebäude komplett geräumt“, sagt Geschäftsführer Günter Simon. Zum Glück für das Unternehmen stand als Ausweichquartier das frühere Ision- und spätere Easynet-Gebäude an der Harburger Schloßstraße 1 leer und konnte sofort bezogen werden. Und Rico Schmidt, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde sagt: „Die Unternehmensführung hat vorbildlich gehandelt. Es waren keine behördlichen Maßnahmen notwendig.“ Geschäftsführer Jens Beutelspacher wünscht sich langfristig allerdings eine Rückkehr an den alten Standort, wo sich in den alten, unbelasteten Werksgebäuden von 1906 und 1910 die Maschinenproduktion und die Entwicklungsbüros befinden. Beutelspacher: „Wir müssen nun zum Teil mehrmals täglich den Weg zwischen Schloßstraße und Seevestraße zurücklegen.“

In der Immobilienfrage ist die HF Group aber nicht Herr des Geschehens. ThyssenKrupp hatte sich 2005 sowohl von Konzerntöchtern wie auch von Grundbesitz getrennt. Die Deutsche Bank übernahm. So kamen auch die Harburger Immobilien in den Topf der von Fondsmanager Michael Habacker geführten Habacker Holding. Er wollte das Werksgelände für bessere Nutzung und Vermarktung umgestalten, hatte ein Planungsbüro eingeschaltet. Für die Neuordnung des Grundstücks sollte die Seevestraße verlegt werden. An der Seevestraße/Hannoversche Straße war der Bau von zwei Büro-Hochhäusern vorgesehen. Harburgs Stadtplanungsausschuss unterstützte das Vorhaben. Erst kürzlich verkaufte die Habacker Holding/Deutsche Bank die Immobilien an die Grand City Property Ltd., deren Hauptniederlassungssitz Larnaca/Zypern ist. Sitz der Deutschen Zweigniederlassung ist Berlin. Sprecherin Katrin Petersen teilt mit: „Wir haben das Gewerbeobjekt erst vor kurzem übernommen. Zurzeit sind wir noch in der Phase der Evaluierung und Planung, auch was die Entwicklung des Objekts angeht.“