Jugendzentrum in Neu Wulmstorf organisiert Festivals und Konzerte. Kim Sanders und Tony Potts am 17. Mai zu Gast

Neu Wulmstorf. Ein Wacken-Open-Air-Plakat am Wandschrank. Daneben: ein kleiner Schreibtisch, voll mit Papier und haufenweise Informationsmaterial. Dahinter: ein hüstelnder Eick Elvers. „Zuviel Staub geschluckt“, sagt der Jugendpfleger der Gemeinde Neu Wulmstorf entschuldigend. Gerade hat er mit seinem Team und dem Hamburger Plattenlabel Remedy Records das Metal-Bash-Festival über die Bühne gebracht hat, das den Ort seit 2003 jährlich in eine Rock ’n’ Metal-Showbühne verwandelt. Sein Plan für heute: Plakate im Jugendzentrum „Blue Star“ aufhängen, um so Werbung für die Veranstaltungen zu machen, die in den kommenden Wochen im Konzertsaal der Einrichtung stattfinden sollen. Wie die Frauen-Musik-Tage der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Rock am 9. August. Und der Local-Heroes-Contest am 18. Juli, für den sich Bands noch bis zum 30. Juni im JuZ bewerben können.

Ein Projekt hat es dem Sozialpädagogen dabei besonders angetan: die 1st Class Session am Sonnabend, 17. Mai. „Wenn das gut läuft, dann würde ich die Konzertreihe gern zu einer dauerhaften Einrichtung machen und so einmal im Monat namhafte Künstler nach Neu Wulmstorf holen. Ich sehe das als große Chance für Neu Wulmstorf“, sagt Eick Elvers. Einen ersten Testballon startete der Jugendpfleger bereits Mitte April. Damals rockten Nina Kutschera (Kandidatin bei „The Voice of Germany“) und Faiz Mangat (ehemals Bro’sis) das Haus. „Ich war geplättet von der Qualität“, betont Elvers. „Das war kein duchgestyltes Konzert, bei dem die Künstler nur ihr Programm abspulen und dann wieder schnell verschwinden. Die beiden Sänger waren mit viel Spielfreude bei der Sache und hatten Spaß am Improvisieren.“ Die Resonanz sei allerdings noch „ausbaufähig“, so der Jugendpfleger. Lediglich 60 Leute hatten das Konzert besucht. „Zu wenig, um so ein Projekt dauerhaft zu finanzieren“, betont Elvers. „Deshalb hoffe ich jetzt auf ein volles Haus am Sonnabend.“

Die beiden amerikanischen Sänger leben schon seit Jahren in Deutschland

Dann stehen ab 20.30 Uhr Kim Sanders und Tony Potts im JuZ auf der Bühne. Die US-amerikanische Sängerin und Komponistin trat bereits als Jugendliche in diversen Musicals auf. Seit 1989 lebt und arbeitet sie in Deutschland. Bekannt machten sie vor allem ihre Auftritte bei „Captain Hollywood Project“ und der Band „Culture Beat“. Anfang 2012 war sie Finalistin in der Castingshow „The Voice of Germany“ und landete am Ende auf Platz 2. Ihre Single „Haunted“ belegte Platz 13 der deutschen Charts.

Tony Potts stammt aus Seattle. Mit zwölf Jahren begann er seine Laufbahn als Gospelsänger. Es folgten Auftritte und Engagements in zahlreichen Musicals und mit Cover- und Galabands. Seit 2002 lebt Tony Potts in Hamburg und arbeitet als Solist.

Begleitet werden die beiden Sänger von hochkarätigen Musikern. Gitarrist Peer Frenzke stand bereits mit Ian Cussick, Roachford, Jenniffer Kae und Pohlmann auf der Bühne. Keyboarder Bo Heart spielte für Uwe Ochsenknecht, Klaus Lage, Vicky Leandros und Edo Zanki. Mit Schlagzeuger Moritz Müller und Bassist Robbee Mariano reihen sich zwei Mitglieder der Band um Xavier Naidoo ein. Tickets für das Konzert gibt es im JuZ für 17 Euro im Vorverkauf. An der Abendkasse kosten die Karten 22 Euro. Schüler, Studenten, Teilnehmer am FSJ, BFD sowie Hartz-IV-Empfänger zahlen weniger.

Dass die Musik im Jugendzentrum eine große Rolle spielt, ist gleich mehreren glücklichen Umständen geschuldet. Grundstein dafür legte der Umzug des JuZ im Jahr 2000. Damals baute die Gemeinde dem Jugendpfleger ein neues Jugendzentrum an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße 32. In dem Gebäude war ausreichend Platz, um neben Büro, Gruppen- und Aufenthaltsraum auch ein kleines Tonstudio, einen Proberaum für Nachwuchsmusiker und einen Konzertsaal zu integrieren.

Mittlerweile arbeitet Elvers seit 1998 als Jugendpfleger für die Gemeinde Neu Wulmstorf, nimmt dafür Tag für Tag einen langen Arbeitsweg in Kauf. „Die Arbeit macht mir großen Spaß. Wir haben mittlerweile schon so viele tolle Projekte im JuZ ins Leben gerufen, dass ich das für meine Job gern investiere. Wir bieten unseren Jugendlichen nicht nur ein Dach über den Kopf, sondern auch Inhalte“, sagt Elvers. So gibt es im JuZ regelmäßig Hausaufgabenbetreuung, Bastel- und Tanzkurse. Montags, mittwochs und freitags steht „gesund kochen" auf dem Plan. Auch in den Ferien wird den Jungen und Mädchen einiges geboten. Wie die zehntägige Fahrt ins Zeltlager nach Otterndorf. 850 Kinder und Jugendliche haben sich 2013 daran beteiligt. Insgesamt 10.000 besuchten das JuZ, das jeweils montags bis donnerstags von 14 bis 20 Uhr und freitags von 13.30 bis 21 Uhr geöffnet ist.

Trotz der großen Nachfrage bei den Jugendlichen genieße das JuZ bei manchen Eltern einen eher zweifelhaften Ruf, betont Elvers. „Viele haben leider immer noch das Bild von einer dunklen Hütte am Ortsrand mit lauter Musik und unqualifizierter Betreuung im Kopf“, sagt der Jugendpfleger. Das kehre sich schnell um, wenn die Mütter und Väter mit ihren Sprösslingen gemeinsam die Einrichtung besuchten. „Auch dafür bietet sich die 1st Class Session am Sonnabend geradezu an“, sagt Elvers schmunzelnd.

Weitere Informationen zum Angebot des Jugendzentrums gibt es unter www.neu-wulmstorf.de und bei Eick Elvers unter Telefon 040/70078-269.