Seevetals Verwaltungschefin Martina Oertzen über ihr neues Amt – und die anstehenden Wahlen

Hittfeld. Seit Oktober vergangenen Jahres ist Martina Oertzen im Amt. Die 50-Jährige leitet im Landkreis Harburg die Geschicke der Gemeinde Seevetal. Zu ihren Aufgaben gehört die Leitung der Verwaltung, die Repräsentation der Samtgemeinde nach außen und die gesetzliche Vertretung. Sie plant und bereitet die Gremien im Samtgemeinderat, Samtgemeindeausschuss und der Fachausschüsse vor und hat dort bis auf die Fachausschüsse auch Stimmrecht. „Ich habe zwar nur eine Stimme im Gemeinderat, aber ich kann Vorschläge einbringen, überzeugen und Fakten auf den Tisch lege.“.

Jeder Tag seit ihrer Wahl am 9. Oktober zur Bürgermeisterin der 42 000 Einwohner zählenden Gemeinde Seevetal ist vollgepackt mit Terminen. In ihrer Funktion als Verwaltungschefin hat sie jede Abteilung im Rathaus besucht und ihre Mitarbeiter kennengelernt. Sie war in Grundschulen und schaute in der Bücherei Meckelfeld. Aus der Artothek dort hat sie sich gleich ein Bild ausgeliehen, das nun ihr Büro im Hittfelder Rathaus verschönert. Sie hat sich mit den Gewerbevereinen der Gemeinde getroffen und wenn es ihr Zeitplan erlaubt, ist sie bei jeder Sitzung der Fachausschüsse dabei. „Ich möchte direkt dabei sein wenn etwas ausdiskutiert wird.“

Zugute kommt ihr ihre langjährige Erfahrung in Sachen Politik. Acht Jahre war sie Mitglied im Ortsrat in Ramelsloh/Holtorfsloh, zwölf Jahre arbeitete sie im Kreistag in Winsen mit. Modern und offen will sie die Gemeinde aufstellen. Das fängt schon beim Kontakt zu den Bürgern an. Bei ihren Sprechstunden stehen Bürger Schlange, um ihr große und kleine Anliegen persönlich vorzutragen: „Durch den Wahlkampf habe ich einen ganz enge Kontakte zu den Bürgern geknüpft, die auch heute noch halten“, freut sie sich über die große Resonanz. Die nächste Sprechstunde findet am 17. Juni im Hittfelder Rathaus statt, wer dabei sein möchte, kann telefonisch schon mal einen Termin vereinbaren.

Martina Oertzen will sich einmischen. Für die Zukunft Seevetals sieht sie vor allem die Themen Bauen, Gewerbe und Verkehr im Vordergrund. Die Neuansiedlung von Gewerbe kann sie selbst beeinflussen - und bringt allerhand voran. So soll das Gewerbegebiet Beckedorfer Bogen erweitert werden und auch das kleine Gewerbegebiet in Hittfeld wird sich vergrößern. Auch für junge Familien muss Seevetal attraktiv bleiben: „Wenn es uns heute nicht gelingt, private Bauflächen auszuweisen, werden wir unsere Bevölkerungszahlen nicht halten können.“ Auch bei den neuen Einwohnerzahlen, die der Zensus ergeben hat, sieht sie Handlungsbedarf.

Nach Angaben der Statistiker hat Seevetal rund 2000 Einwohner weniger, als registriert. So wie auch andere Gemeinden im Landkreis Harburg, will sie die Ergebnisse überprüft sehen, „wir streben gemeinsam eine Sammelklage an“, gibt sie sich kämpferisch.

Doch bei vielen Themen ist sie auf die Unterstützung und Zusammenarbeit auf höherer Ebene angewiesen. Ob das große Thema Schule und Bildung, Entscheidungen über neue Pläne zur Y-Trasse oder auch wenn es um den Bau einer Autobahnraststätte in Meckelfeld geht - bei diesen Fragen braucht sie den Schulterschluss mit dem Kreis und dem neuen Landrat, der am 25 Mai gewählt wird.

Wie aber fühlen sich die Kandidaten so kurz vor der Wahl? Das weiß Martina Oertzen nur zu gut. „Man versucht, so viele Menschen wie möglich kennen zu lernen. Aber man hat das Gefühl, die Zeit läuft einem weg.“

Die erfolgreiche Kandidatin fungiert derzeit auch als Ratgeberin. „Zwei Kandidaten wollten schon von mir wissen, wie ich das bei meiner Wahl gemacht habe“, verrät sie.

Naturgemäß favorisiert sie als Christdemokratin den Parteigenossen und Kandidaten Rainer Rempe. Man kennt sich aus der jahrelangen Arbeit im Kreishaus. Bei der Selbstdarstellung der Kandidaten Thomas Grambow und Rainer Rempe sieht sie aber noch Nachholbedarf: „Ich werde oft von Bürgern gefragt, was ein Kreisrat eigentlich so macht“, berichtet sie.

Und der hat bei vielen wichtigen Themen das letzte Wort. Dazu gehören beispielsweise alle weiterführenden Schulen, die Feuerwehren und Krankenhäuser - „da hat überall der Landrat die Mütze auf“.

Martina Oertzen appelliert an alle Bürger, am 25. Mai zur Wahl zu gehen, nicht nur wegen der Landrats- sonder natürlich auch wegen der Europawahl: „Demokratie lebt wirklich vom Mitmachen, ich kann nur jeden bitten, abzustimmen.