Kontroverse um nächtliche Einzäunung der Grünanlage ist politisch entschieden: Wachdienst sperrt von 0 bis 5 Uhr ab

Wilhelmsburg. Die seit Monaten andauernde Kontroverse um die nächtliche Schließung des früheren Gartenschaugeländes in Wilhelmsburg ist politisch entschieden: Teile des Inselparks werden ab Mitternacht bis 5 Uhr morgens zum Schutz vor Zerstörungen geschlossen. Das hat der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Hamburg Mitte in einer Sondersitzung beschlossen.

Die SPD-Mehrheit stimmte für die Schließung von Teilen des Parks in der Nacht. CDU und Grüne enthielten sich bei der Abstimmung zu dieser Frage. Linke und Piraten sprachen si,ch gegen jede Einfriedung mit Zäunen aus.

Damit wird die Regelung in Kraft treten, die Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) am 6. Mai im Regionalausschuss Wilhelmsburg vorgestellt hatte. Demnach werden laut Grote deutlich unter 50 Prozent der Gesamtfläche des rund 100 Hektar großen Inselparks mit in der Nacht undurchlässigen Zäunen geschützt. Eingezäunt werden die 1500 Quadratmeter große und beleuchtete Skateanlage, Spielplätze und Gärten, deren Ausstattung wertvoller ist als in Stadtparks normalerweise üblich.

Insgesamt vier Wege – eine Nord-Süd-Querung, eine Ost-West-Achse und zwei Diagonalverbindungen – bleiben 24 Stunden am Tag offen. „Wir haben den Anspruch, dass 99 Prozent der Parkbesucher nicht bemerken, dass es den Zaun gibt“, sagt Andy Grote. Zaungegner werfen dem Verwaltungschef vor, dass die genannte Prozentzahl eine nicht beweisbare Behauptung sei und manipulierend wirke. Der SPD-Abgeordnete Michael Weinreich aus Wilhelmsburg verteidigt die getroffene Regelung: Viele Anregungen von Bürgern seien berücksichtigt worden. Spaziergänger kämen auch nachts an den Teich heran. Absperrungen gebe es nur, um „schlimmsten Zerstörungen“ vorzubeugen. SPD-Fraktionsvorsitzender Falko Droßmann verweist auf Erfahrungen aus dem Horner Park, wo das städtische Inventar ausnahmslos beschädigt worden sei.

Andreas Gerhold (Piraten) dagegen bezweifelt, dass sich Zerstörungswütige von Zäunen und Drehkreuzen abhalten lassen. Die geplanten Drehkreuze an Ein- und Ausgängen seien ein Hindernis für Rollstuhlfahrer. Gerhold kritisiert zudem, dass ein privater Sicherheitsdienst hoheitliche Aufgaben übernehme, wenn er durch den Park patrouilliert.

Jörn Frommann (CDU) wirft der Verwaltung vor, sie hätte bereits vor zwei oder drei Jahren ein Konzept entwickeln sollen, was nach Ende der Internationalen Gartenschau genau mit dem Gelände genau passieren soll. Unklar sei, ob der Park auch auf dem Wasserweg abgesperrt werde.

Offen lässt Andy Grote die Frage Frommanns, was denn der geplante Umbau des Zaun zur Absperrung von Teilen des Parks koste. Die Einfriedung bezahle nicht der Bezirk Mitte aus seinem Etat für den Inselpark, sondern das Unternehmen Internationale Gartenschau igs GmbH, das mit dem Rückbau des Gartenschaugeländes beauftragt sei, sagt Grote. Kritiker werfen dem Bezirksamtsleiter dagegen vor, dass trotzdem Steuergeld verschwendet werde. Schließlich sei die igs GmbH eine städtisches Tochterunternehmen. Die Grünen sehen in dem Zaun nicht die beste Lösung zum Schutz vor Vandalismus, stimmen letztendlich aber auch nicht gegen die Lösung. „Die Diskussion ist zu zaunfixiert“, sagt der Fraktionsvorsitzende Michael Osterburg. Man könne nicht am Zaun festmachen, ob es ein schlechter oder ein guter Park sei. Die Grünen halten Gespräche über die künftige Nutzung des Inselparks für wichtiger.

Die beschlossene Regelung sieht vor, dass Toiletten geschaffen, die Errichtung einer festen Bühne als kulturelles Zentrum geprüft wird und die Kleingärtner auf dem Gelände elektronische Schlüssel zu den Parktoren erhalten. Das ist bei allen politischen Parteien unstrittig.

Dass die Kontroverse um den Inselpark-Zaun längst noch nicht befriedet und beendet ist, zeigt, dass Andy Grote im Hauptausschuss den igs-Geschäftsführer Heiner Baumgarten für dessen Äußerung am Dienstag im Abendblatt öffentlich kritisiert hat. Baumgarten hatte sich darin gegen eine nächtliche Schließung des Parks ausgesprochen. „Herr Baumgarten hat sich uns gegenüber anders geäußert“, sagt Andy Grote sichtlich verärgert, „nämlich den Zaun zu schließen.“

„Startschuss Inselpark“: Familienfest im Wilhelmsburger Inselpark, Sonntag, 18. Mai, 11 bis 18 Uhr. Eröffnung um 11 Uhr auf dem Kurt-Emmerich-Platz. Programm mit Musik der Hamborger Schietgäng, Parkerkundung mit GPS-Gerät, Skateboard-Workshop und Deutschlands höchstem mobilen Kletterturm