Erboste Mütter bei Ausschusssitzung. 32 Ganztagesplätze in Borstel und mehr Betreuung an Grundschulen geplant

Winsen. Winsen will die Situation für junge Eltern in der Stadt verbessern. Der Ausschuss für Schulen und Kindertagesstätten hat dazu jetzt zwei Entscheidungen getroffen. Danach sollen in der Kindertagesstätte Borstel 32 neue Ganztagesplätze geschaffen und das Hort-Angebot für Grundschulkinder ausgeweitet werden. Beide Entscheidungen fielen einstimmig. Doch dies gibt nicht die teilweise aufgebrachte Stimmung im Ausschuss und den Frust vieler Mütter wieder, die bisher keine Plätze für ihren Nachwuchs erhalten haben. Die Kritik ging soweit, dass eine von ihnen nach zehn Jahren sogar den Umzug von Hamburg nach Winsen bereute und eine andere Mutter berichtete, dass sie ihren Job verlieren werde, weil ihr Kind nicht betreut werden könne. Winsen, eine familienfreundliche Stadt? Die Frauen, die am Montagabend als Besucher zu der Sitzung gekommen waren, hatten da ihre Zweifel.

Der Reihe nach. Zunächst ging es allein um die Kindertagesstätte Borstel des Verbandes des Kirchenkreises Winsen. Hier liegen derzeit 49 Anmeldungen für Ganztagsangebote vor, dazu kommen 16 Anmeldungen aus dem Krippenbereich der Einrichtung. Dagegen werden aber nur fünf Plätze frei. Die Kita kann durch Umstrukturierungen in den Gruppen derzeit allenfalls den Bedarf decken, der sich aus den Kindern der eigenen Krippe ergibt. Deshalb hatte die Verwaltung vorgeschlagen, entweder 17 oder sogar 32 neue Plätze zu bezuschussen. „Das ist eine positive Aussage, auch wenn der Mangel nicht gedeckt wird“, sagte die CDU-Politikerin Angelika Teuchert, die die Alte Stadtschule in Winsen leitet. Kritik kam jedoch von Andreas Waldau (Freie Winsener) und Erhard Schäfer (Grüne).

Schäfer ist mit dem gesamten Vorgehen der Stadt unzufrieden. Für ihn ist die Frage nicht geklärt, inwieweit mit der großen Lösung der Bedarf gedeckt werden kann. „Wir müssen auf die Eltern reagieren. Aber wer ganz weit hinten steht und einen Schritt nach vorn macht, ist immer noch hinten“, so der Grünen-Politiker. Deshalb forderte Schäfer über die 32 neuen Plätze hinaus einen Container aufzustellen, um weitere Gruppen aufnehmen zu können.

Waldau hatte er auf seiner Seite. Er verwies darauf, dass allein ein Drittel des 40 Millionen Euro hohen Haushalts der Stadt über die Einkommensteuer hereinkomme. „Wir müssen den Eltern auch etwas zurückgeben“, sagte er. Allein: Die Containerlösung wurde von CDU und Winsener Liste in der Abstimmung abgelehnt. Fünf Stimmen gegen vier. Alle neun Politiker waren danach aber für die Lösung mit 32 Plätzen. Sie soll zum 1. August gelten und wird die Stadt allein in diesem Jahr noch 22.300 Euro und 2015 und den Folgejahren 53.520 Euro kosten.

Bei den Hortplätzen in der Stadt können zum Sommer ebenfalls 94 angemeldete Kinder nicht versorgt werden, hat die Verwaltung ausgerechnet. „Damit reicht das freiwillige Angebot der Stadt mit insgesamt 280 Plätzen nun nicht mehr aus“, sagte der Erster Stadtrat Christian Riech.

Der Ausschuss machte sich daher für ein Ganztagsangebot an den Grundschulen stark. Auch hier gab es ein einstimmiges Votum. Allerdings wollten sich die Politiker bei der Finanzierung noch nicht festlegen. Klar ist: Nun müssen zunächst Gespräche mit den einzelnen Schulen geführt werden, ob sie sich ein Ganztagsangebot vorstellen können. „Diese Gespräche sind terminiert“, sagte Riech. Er rechnet aber nicht damit, dass die Ergebnisse noch vor den Sommerferien vorliegen. „Bei der nächsten Sitzung des Ausschusses am 24. Juni lässt sich wohl aber über eine erste Tendenz berichten“, sagte Riech. Im nächsten Schuljahr dürfte es so keine neuen Ganztagsangebote geben. Bisher sind sie nur an der Alten Stadtschule eingeführt worden.

Entspannt hat sich die Situation an der Schule Borsteler Grund. Ein Ausbau ist dort nun nicht mehr nötig. Es wird im kommenden Schuljahr 2014/2015 bei vier Klassen je Jahrgangsstufe und der zusätzlichen Sprachheilklasse bleiben. Der Hintergrund: Zum einen gehen mehr Kinder als erwartet zuerst in den Schulkindergarten. Dazu haben sich aber auch Eltern neu orientiert, „weil sie an der Schule keinen Hortplatz mehr bekommen konnten“, sagte Schulleiterin Margot Schäfer.

Die Lage könnte sich rasch wieder ändern. Denn in Borstel entstehen derzeit neue Eigenheime für Familien mit Kindern – und das könnte die Nachfrage nach neuen Plätzen in der nahen Grundschule rasch wieder nach oben treiben.