Jörn Hansen erzählt die Geschichte des kleinen, versteckten Quartiers - Zukunftswerkstatt mit den Bewohnern geplant

Harburg. Das Veranstaltungszentrum Rieckhof will gemeinsam mit den Bewohnern des Seeveviertels Vorschläge entwickeln, wie das nur knapp einen Hektar große Quartier im Herzen Harburgs populärer und schöner werden kann. Das Wohnungsunternehmen SAGA/GWG unterstützt eine Zukunftswerkstatt zur Diskussion über das Seeveviertel. Die etwa 800 Bewohner erhalten voraussichtlich noch vor den Sommerferien in ihren Briefkästen eine Einladung.

Der Seevepassage würden bauliche Verbesserungen guttun, sagt Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen. Wer einen Blick unter die Betontreppe werfe, die den Harburger Ring mit der Passage verbindet, fühle sich wie in einer Tropfsteinhöhle, sagt Hansen süffisant.

Das Seeveviertel ist selbst alteingesessenen Harburgern wenig bekannt. Die Gründe: Mehrere Tunnel – Jörn Hansen spricht von „Tunnelitis“ – lassen den Zugang wenig einladend wirken. Die Stadtplaner haben das kleine Quartier mit Beginn der Sanierung in den 1980er-Jahren bewusst von Durchgangsverkehr abgeschottet, um es lebenswert zu machen. Allerdings haben einige Gäste des Rieckhofs bis heute Schwierigkeiten, den Weg zu Konzerten und Theateraufführungen zu finden.Das Seeveviertel wird von der Moorstraße mit dem CinemaxX-Kino im Süden und der Goldtschmidtstraße im Norden begrenzt. Bei einem Vortrag am Dienstag im Rieckhof und in der Seevepassage – ursprünglich war ein Rundgang geplant – hat Jörn Hansen den Gästen Wissenswertes und Überraschendes aus 100 Jahren Geschichte des Seeveviertels erzählt:

Wo einst das Kino Gloria-Palast stand (heute ein Seniorenheim), beherrschte vor mehr als 100 Jahren noch ein prächtiges Gebäude die Szenerie: das Hotel Deutsches Haus. Das Gloria Kino wurde 1930 eröffnet, 1999 mit Eröffnung des größeren und moderneren CinemaxX geschlossen und 2007 abgerissen.

Der heute als Gloria-Tunnel bekannte Zugang zur Seevepassage sei in Wahrheit gar kein Tunnel, sondern eine Brücke. Die amtliche Bezeichnung des Gloria Tunnels laute „Brücke 666 in Hamburg“.

Das frühere Bahnhofshotel in der Moorstraße diente den Nationalsozialisten als Hauptquartier. Es wurde von Bomben zerstört.

Der Hamburger Senat hatte 1972 insgesamt fünf Sanierungsgebiete in Harburg beschlossen, die von Zerstörungen aus dem Zweiten Weltkrieg gekennzeichnet waren. Aus den 1980er-Jahren stammt der Name Seeveviertel, mit dem Stadtplaner das Sanierungsgebiet „Harburg S 2“ bezeichneten.

Für Verwirrung sorgt heute noch, dass das Veranstaltungszentrum Rieckhof nur mit einem „f“, die Rieckhoffstraße aber mit „ff“ geschrieben wird. Die Straße ist nach dem Drogisten Adolf Rieckhoff, einem Opfer der Nationalsozialisten, benannt worden. Der Name des Veranstaltungszentrums setzt sich aus dem Straßennamen und der Bezeichnung „Hof“ zusammen, der für einen offenen Treffpunkt steht. Jörn Hansen: „Die Nachfahren Adolf Rieckhoffs sind gefragt worden. Sie hatten keine Einwände.“