Bezirk, Landräte und das Europa-Parlament – beim Frühlingsfest diskutierten die Politiker aller Parteien

Harburg. Zwei Wochen vor der Landratswahl am 25. Mai nahmen sich die beiden Kandidaten Thomas Grambow (SPD) und Rainer Rempe (CDU) Zeit für das Abendblatt. Beide kamen am Sonnabendvormittag zum „Tag der Offenen Tür“ und beide kamen gut gelaunt. Kein Wunder: Vor der Wahl ist Optimismus Pflicht. „Mein Konzept als Bürgerlandrat kommt an. Wenn ich die Menschen zu Hause besuche, höre ich immer öfter, ach, Sie sind doch der Bürgerlandrat“, sagte Grambow, der als Landrat künftig eher wie ein Bürgermeister arbeiten will. „Wir sind optimistisch. Die Reaktionen auf unsere Informationsstände sind positiv“, war Rempe überzeugt. Es könnte ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden, glaubt der SPD-Politiker. Klar ist: Erst nach dem Auszählen der Europa-Wahl sind am übernächsten Sonntag die Stimmen der Landräte, dann die der Bürgermeister dran. „Wir hoffen, dass im Kreishaus gegen 20 Uhr ein vorläufiges Ergebnis vorliegt“, sagt Rempe.

Für beide Kandidaten beginnt nun der Endspurt. Grambow wird in den kommenden zwei Wochen zunächst von West nach Ost, dann von Ost nach West durch den Kreis unterwegs sein. An den Sonnabenden wird er an den Wahlkampfständen der SPD, aber auch an denen der Grünen sein. Die Partei unterstützt seine Kandidatur. „Ich gehe auch zum Kreisseniorentag am 18. Mai“, sagte er. Rempe will nach dem Besuch am Bahnhof Winsen, wo er den Problemen der Pendler nachspürte, am 20. Mai in Buchholz sein. Zudem ist in Winsen am selben Tag eine Veranstaltung mit dem Fraktionsvorsitzenden der Landtags-CDU, Björn Thümler, geplant. Dabei geht es für das Handwerk um Meisterbriefe, den Fachkräftebedarf und die duale Ausbildung, die Lehre und Studium vereint.

In Harburg hatten alle politischen Parteien in der Fußgängerzone Informationsstände aufgebaut. SPD-Bezirksfraktionschef Jürgen Heimath hatte dort ebenso zu tun, wie die Familie Stöver mit CDU-Parteibuch, die obendrein bei einem großen Kinderfest am Rathausmarkt engagiert war. Dennoch ließen es sich Helga, Tochter Birgit und Schwiegersohn Enno nicht nehmen, zu unterschiedlichen Zeiten beim Abendblatt reinzuschauen.

Gleich am Vormittag war am Sonnabend der Kreistagsabgeordnete Volkmar Block (Grüne) gekommen. Er lobte die gute Stimmung zwischen den beiden Parteien. Immerhin hat es Grambow als Kandidat auf eine Werbeplakat der Umweltpartei geschafft. „Wir haben etliche Berührungspunkte und unsere Ideen stimmen überein“, sagte Block. Chancen rechnet er sich vor allem aus, weil Grambow als ein Bewerber antritt, der seinen „Berufsweg außerhalb der Verwaltung genommen hat. Außerdem versteht er durch seinen Job als Controller bei einer Krankenversicherung etwas von Gesundheitspolitik.“

Im Lager der CDU ist Michael Grosse-Brömer, der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, dagegen davon überzeugt, dass seine Partei bei Bürgermeistern und beim Landrat „attraktive Angebote“ machen könne. „Gerade die Entwicklung in der Ukraine zeigt, wie wichtig Freizügigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sind“. sagte er. Deshalb müsse es auch eine möglichst hohe Beteiligung an der Europa-Wahl geben, meint auch der CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Böhlke. Grosse-Brömer ist sicher: „Die CDU wird bei der Europa-Wahl in jedem Fall die stärkste Partei im Kreis Harburg und auch bundesweit werden.“

Wie aber fühlen sich die Kandidaten so kurz vor der Wahl? Das weiß Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen (CDU), die jetzt seit sieben Monaten im Amt ist. „Man hat einen ganz anderen Radar als andere Menschen“, sagt sie. Man versucht, so viele Menschen wie möglich kennen zu lernen. Aber man hat das Gefühl, die Zeit läuft einem weg.“ Die erfolgreiche Kandidatin fungiert derzeit auch als Ratgeberin. „Zwei Kandidaten wollten schon von mir wissen, wie ich das bei meiner Wahl gemacht habe“, verriet sie.