Kreisverwaltung will die Behinderungen bei der Sanierung gering halten. Bürgerinitiative will Gespräch mit Kreisrat

Winsen/Over. Die Kreisstraßen 1 und 25 sind seit Montagmorgen von Wuhlenburg bis Over voll gesperrt. Damit haben um sechs Uhr die zunächst auf zehn Wochen bis zum 12. Juli angesetzten Bauarbeiten zur Sanierung der Straße und des Regenwasserkanals unter der Asphaltdecke begonnen. Die Kreisverwaltung sieht keine andere Möglichkeit, obwohl klar ist, dass die Anwohner an dem Straßenabschnitt stark behindert werden. „Wir bitten um Verständnis“, sagte Uwe Karsten, der Leiter des Betriebes Kreisstraßen, in Winsen.

Die Bürgerinitiative gegen die Vollsperrung gibt sich damit aber nicht zufrieden. „Wir konnten am Montagmorgen nur über Wirtschaftswege unsere Grundstücke verlassen“, klagt Claus Petersen, der in Wuhlenburg wohnt und als Sprecher der Initiative fungiert. „Es gibt kein Lösungen für Ärzte, die rasch in ihre Klinik müssen und wir finden, dass es schon durch die Baumaschinen gefährlich ist, wenn Kinder den Fahrradweg nutzen“, sagt der Diakon und Sozialarbeiter. Jetzt wollen sich die Bürger am Donnerstag im Hofcafé Löscher in Hoopte mit Björn Hoppenstedt treffen. Der für den Verkehr zuständige Kreisrat will versuchen, den Termin einzurichten. „Wir hoffen darauf, dass sich der Zeitraum der Vollsperrung noch verkürzen lässt“, so Petersen.

Immerhin: Sascha Jungclaus, Chef des Fleestedter Straßen- und Tiefbauers Jungclaus mit 24 Angestellten, geht davon aus, dass seine Arbeiten maximal bis zum 12. Juli dauern. Der Straßenbau-Meister soll nun richten, was im vergangenen Jahr in der Arbeitsgemeinschaft mit einer Firma aus Schleswig schief ging. Weil Zeitpläne nicht eingehalten und Arbeiten schlecht ausgeführt wurden, hatte der Kreis zum Jahresende den Vertrag mit der Auftragnehmer gekündigt, zu dem auch Jungclaus zählte. Zu dem Fleestedter jedoch hat Hoppenstedt weiterhin Vertrauen: „Die Firma leistet gute Arbeit.“

Jetzt geht es um ein 2,5 Kilometer langes Stück auf der Kreisstraße 1 und der Kreisstraße 25, zu dem auch die Ortsdurchfahrt von Over zählt. Schon weil die Fahrbahn nur insgesamt sechs Meter breit ist und der Regenwasserkanal in der Mitte liegt, kommt es aus Sicherheitsgründen nicht in Frage, die Straße nur halbseitig zu sperren. Dies hatte man im vergangenen Jahr versucht. „Es kam aber damals zu Blechschäden mit Bussen, Pkw, Lkw und Baufahrzeugen“, sagt Jungclaus. Das soll mit der Vollsperrung nun vermieden werden. „Durch die Sperrung wollen wir so rasch wie möglich fertig werden“, sagt der Firmenchef. Die Gesamtkosten für die Maßnahmen, mit denen die knapp 20 Kilometer lange Strecke zwischen Laßrönne und der Hamburger Landesgrenze fertiggestellt wird, steigen durch die Neuvergabe der Arbeiten nicht. Es bleibt bei den 2,5 Millionen Euro für den gesamten Abschnitt.

Schwierig wird es für die Anwohner aber allemal. Karsten und Hoppenstedt versichern aber, dass die Zufahrten zu den Grundstücken bis auf Ausnahmen befahrbar bleiben sollen. „Wir tun alles dafür, Lösungen zu finden, ohne jemanden zu behindern“, so Karsten. Einsatzfahrzeuge wie die Müllabfuhr, Notarzt, Polizei und Feuerwehr werden durchgeleitet. Wer als Anwohner Schwierigkeiten hat, kann sich an die Mitarbeiter der Firma Jungclaus wenden. „Wir sind von sechs bis 18.30 Uhr auf der Baustelle und werden im Notfall helfen“, verspricht der Chef.

Die Linienbusse werden zwar durch die Sperrung des Alten Elbdeichs nicht mehr durchgängig fahren können. Der Busverkehr geht aber weiter. So starten und enden alle Fahrten zwischen Over und dem Bahnhof Harburg an der Haltestelle Over, Bäckerstraße. Für Verbindungen zwischen Over und dem Bahnhof Winsen ist an der Haltestelle Wuhlenburg, Schleuse, Endstation. Damit werden die Haltestellen Over, Overdamm und Over, Am Junkernfeld zunächst aufgehoben.

Bereits fertig ist der 3,5 Meter breite Fahrradweg gegenüber dem Deich, der während der Bauzeit auch von möglichen Einsatzfahrzeugen oder Fußgängern genutzt werden kann.

Firmenchef Jungclaus hofft nun darauf, dass sich die Empörung über die lange Vollsperrung wieder legt. „Wir haben eigene Flugblätter mit Erläuterungen verteilt und heute Morgen keine bösen Worte von den Anwohnern gehört“, sagt der Meister, der am Montag selbst nach dem Rechten sah. Nur ein Autofahrer sei irrtümlich in die Baustelle hineingefahren.

Klar ist inzwischen auch, dass die Bürgerinitiative nicht wie angekündigt gegen die Vollsperrung klagen kann. Immerhin hat Sprecher Petersen aber 200 Unterschriften gesammelt, die den Unmut der Bürger bestätigen.

Vieles wird so auf das angestrebte Treffen am kommenden Donnerstag ankommen. „Wir hoffen, dass Herr Hoppenstedt dann auf uns eingeht,“ sagt Petersen.