Laut Polizei ist Harburg keine Hochburg der Fahrraddiebe - aber vor dem Tunnel zum Sand verschwanden schon mehrfach Räder

Harburg. Einige Tränen sind geflossen - vor Ärger, vor Wut und auch vor Aufregung, als Heike Kunze vor wenigen Tagen den Diebstahl ihres nagelneuen Elektrofahrrads vom Typ Hercules Roberta bei der Polizei anzeigen musste. „Nun beruhigen sie sich mal wieder“, hatte ihr ein Polizist tröstend gesagt. Aber wirklich beruhigt hat sich die Eißendorferin bis heute nicht.

Das Rad haben ihr vermutlich professionell arbeitende Diebe gestohlen. Es war am Harburger Rathausplatz beim Fahrradstellplatz vor dem Fußgängertunnel zum Marktplatz Sand, gegenüber vom Eingang der Harburg Arcaden, angeschlossen. Genau an der Stelle war im Oktober vergangenen Jahres - wie damals berichtet - auch dem 76 Jahre alten Harald Vogel aus Maschen sein E-Bike gestohlen worden. „Ich möchte ganz einfach, dass die Diebe von der Polizei geschnappt werden“, sagt Heike Kunze, „das ist so gemein, was sie getan haben.“ Sie hofft, dass in Zukunft Fußgänger in Bereich der Fahrrad-Stellplätze etwas aufmerksamer sind und die Polizei sofort rufen, sobald sie verdächtige Personen beobachten.

„Ich habe nur eine geringe Rente und habe lange sparen müssen, bevor ich das Fahrrad kaufen konnte“, sagt sie. Vor sechs Wochen war es soweit. Da hatte sie ihr gut 1.600 Euro teures E-Bike beim Fachgeschäft am Großmoordamm 63 in Empfang nehmen können, hatte als Extras zwei Einkaufskörbe vorn und hinten anbringen lassen. Und erst in der vergangenen Woche hatte Heike Kunze bei einer Aktion der Polizei auf dem Herbert-Wehner-Platz vor Karstadt das Fahrrad mit einer individuellen Nummer codieren und registrieren lassen - damit es nach einem Diebstahl dem rechtmäßigen Besitzer zurück gegeben werden kann. Bislang ist das Fahrrad allerdings trotz Registrierung nicht wieder aufgetaucht.

Das Fahrrad hat eine Shimano-Achtgang-Nabenschaltung, einen silberfarbenen Rahmen, schwarze Felgen und Schutzbleche. Der Elektroantrieb befindet sich zentral an der Tretkurbel, der Akku ist hinten unter dem Gepäckträger befestigt. Mit ihrem neuen Fahrrad hatte die Eißendorferin bereits mehrere tolle Touren unternommen, eine ging hinaus ins Alte Land in Richtung Neuenfelde. Und auch eine Fahrt entlang der Seeve nach Maschen, wo sie ihre Tochter und den 14 Jahre alten Enkelsohn besucht hatte, bereitete ihr besonderes Vergnügen. „Mit dem Elektrofahrrad ist es kaum noch anstrengend, bergauf oder gegen den Wind zu fahren“, sagt sie. Und auch der Enkel sagte nach einer Probefahrt: „Echt cool, Oma. Das Fahrrad kannst du mir vererben.“

Daheim in Eißendorf hatte sie einen sicheren Platz, an dem das Fahrrad parken und der Akku an der Steckdose aufgeladen werden konnte. Am Tag des Diebstahls war sie zum Stellplatz vor dem Arcaden-Eingang gefahren, hatte den Akku-Schlüssel abgezogen, das Speichenschloß verriegelt, das Bedienelement für die Fahrradelektronik eingepackt und den Rahmen mit einem Schloss am Haltebügel angekettet. „Ich war zur Sparkasse am Sand“, denkt sie zurück, „auf dem Markt hatte ich eine Bekannte getroffen, die unbedingt mein neues Rad sehen wollte. Wir gingen durch den Fußgängertunnel. Und dann der Schreck. Das Rad war trotz der vielen Absicherungen gestohlen.“

Ralf Geißler, Einsatzleiter beim Harburger Polizeikommissariat 46, sagt, dass wertvolle E-Bikes bei Dieben sicherlich beliebter sind als einfache Fahrräder. Geißler: „Harburg ist aber kein Schwerpunktgebiet für Fahrraddiebstähle.“ Er schließt die Möglichkeit nicht aus, dass der oder die Diebe das Fahrrad von Heike Kunze mit einem Auto, vermutlich mit einem Kleintransporter, fortgeschafft haben. „Es muss für E-Bikes ohne Akkuschlüssel und Bedienelektronik einen Markt geben“, schätzt der Beamte.