Imkerverein im Kreis Stade hat immer mehr junge Mitglieder. Wer an einem Preisausschreiben teilnimmt, kann Ausrüstung und Kursus gewinnen

Stade/Oederquart. Immer mehr junge Menschen schwärmen für ein Hobby, das früher als ein Zeitvertreib für rüstige Rentner galt. Die Rede ist von der Imkerei. „Das Bewusstsein, etwas für eine intakte Natur tun zu können, ist für viele Jungimker die Initialzündung“, sagt Nico Martens. Der 28 Jahre alte Buxtehuder ist Vorsitzender des Imkervereins im Kreis Stade. Er freut sich über die steigende Zahl neuer junger Mitglieder, darunter viele Mädchen und Frauen.

„Im vergangenen Jahr sind von 40 Imker-Lehrgangsteilnehmern 30 in den Verein eingetreten“, sagt der angehende Betriebswirt für Garten- und Landschaftsbau. „In diesem Jahr haben wir bereits 13 Neuimker im Verein.“

Nico Martens und seine jüngeren Brüder Lutz, 26, und Jan, 24, imkern bereits seit 2008 im Garten ihres Elternhauses in Buxtehude mit Carnika-Bienen. Diese österreichische Bienenrasse kommt mit dem norddeutschen Klima sehr gut zurecht und gilt als sanftmütig.

„Die ersten Bienenvölker bekamen wir von unserem Opa“, sagt Nico Martens. „Als Obstbauer im Alten Land hat er uns die Bedeutung der Bienen und ihrer Bestäubungsarbeit sehr praxisnah vermittelt.“ Seit 2010 ist Nico Martens im Vorstand der Kreisimker aktiv, 2013 wählten ihn die 260 Vereinsmitglieder zum neuen Vorsitzenden.

Als wichtigen Schritt nach den großen Bienenverlusten der vergangenen Jahre sieht der junge Imker die Initiativen von Landkreis, Vereinen, Betrieben und Umweltverbänden, den Bienen wieder neue Lebensräume zu schaffen. Auch mit dem Projekt „Bienen sind Leben“, das von der Kreissparkasse Stade, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem Stader Kreisimkerverein initiiert wurde, soll das Interesse der Menschen für Bienen und Imkerei neu belebt werden.

Mit einer besonderen Gewinnaktion, für die sich angehende Bienenfreunde bei der Kreissparkasse Stade bewerben können, fördert deren Umweltfonds das Projekt auch finanziell. „Die Sieger erhalten eine Starter-Ausrüstung, die aus zwei Bienenvölkern, zwei Bienenbeuten, Imkeranzug, Handschuhen, Stockmeißel, Bienenbesen, Smoker und Rähmchen gehören, sagt Daniela Schilling von der Kreissparkasse Stade, Ansprechpartnerin für das Projekt. Dazu gibt es eine Grundausbildung, bei der erfahrene Imker vom Kreisimkerverein Stade Fachwissen zu Bienenhaltung, Königinnenzucht und Herstellung von Honig vermitteln. „Wegen der großen Bedeutung der Honigbienen will der Umweltfonds der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Stade das Projekt dauerhaft fördern, neue Bewerber können sich bis 15. Dezember melden“, sagt Schilling.

Zu den diesjährigen drei Siegern gehören Anja und Klaus Elfers aus Oederquart. Die Kinderkrankenschwester und der Airbusmitarbeiter hatten sich für die Aktion beworben, weil sie „zu mehr Umwelt- und Naturbewusstsein beitragen wollten“. „Wir haben noch nie etwas gewonnen und freuen uns sehr über diese Starthilfe“, sagen die angehenden Imker. „Uns war aufgefallen, wie wenig Äpfel die Bäume in unserem Garten in den vergangenen Jahren trugen. Bei der Ursachenforschung sahen wir, dass immer weniger Bienen zum Bestäuben kommen. Ihnen wollen wir in einem naturnahen Garten neue Lebensräume schaffen.“

Jetzt lernt Klaus Elfers das Bienen-Einmaleins bei den Stader Imkern. Die neuen Beuten, wie die kastenförmigen Bienenhäuser von Fachleuten bezeichnet werden, hat das Ehepaar schon mit hellblauer Farbe gestrichen. Zur Vorfreude auf die Imkerei gehört nun auch ein ganz neuer, wacher Blick auf die Natur, die Blüten der Bäume und Blumen und alle Insekten, so Anja Elfers.

Neue Blühstreifen werden angelegt, die Bienen Nahrung bieten sollen

Den wachen Blick auf die Natur will auch das Naturschutzamt des Landkreises aktivieren. Deutschlandweit gebe es Handlungsbedarf, deshalb seien neue Programme zum Schutz der biologischen Vielfalt aufgelegt worden, so Janette Hagedoorn-Schüch vom Naturschutzamt. Ein Beispiel sei die Aktion „Blühendes Leben“. Dabei sollen spezielle Blühstreifen mit heimischen Wildblumen und sogenannten Unkräutern auf bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen als Bienen-und Insektennahrung eingesät werden.

Auch Firmengelände, Forstareale und Obstbaugebiete haben ein großes Potenzial für Blühstreifen-Aktionen. In den Ortschaften bieten Wegränder, Parks und Gärten weitere Möglichkeiten. Erste Erfolgsmeldungen dazu kommen von Wolfram Klein, Bienenexperte des Jorker Obstbauzentrums Esteburg. Die Bienen seien in diesem Jahr, nach massiven Verlusten in den Vorjahren, deutlich besser über den Winter gekommen. Das habe auch damit zu tun, dass sie in den neuen Blühstreifen mehr Nahrung gefunden hätten.