Der bekannte Hamburger Cartoonist Ulf Harten hat den Stadtteil in Szene gesetzt - am Montag finden Sie das Poster bei uns auf einer ganzen Seite!

Harburg. Rechte Winkel sind ihm ein Gräuel. Sie sind etwas für Menschen ohne Fantasie. Ulf Harten liebt runde Formen. Der bekannte Hamburger Comiczeichner und Cartoonist weiß wie kein zweiter in Deutschland, Häuser wie Lebewesen erscheinen und sie Geschichten erzählen zu lassen. In diesem Stil hat er jetzt den Bezirk Harburg gezeichnet und eine Liebeserklärung an den Hamburger Süden geschaffen.

Die Regionalausgabe Harburg des Hamburger Abendblattes wird das Wimmelposter (weil es in diesem Bild vor liebevollen Details nur so wimmelt) in seiner Montagausgabe veröffentlichen – auf einer ganzen Seite zum Aufhängen in Küche, Flur, Wohnzimmer, Gartenlaube oder Büro. Das Poster verkauft auch die Galerie Mytoro in Harburg (Lüneburger Straße 1).

Seit 1999 bringt Ulf Harten jedes Jahr seinen Hamburg-Total-Kalender mit detailreichen Zeichnungen der Freien und Hansestadt und ihrer Architektur heraus. Knackig und bunt wie bei Walt Disney sind die Comicmotive. Aber irgendwo auf jedem Bild geht doch in einem winzigen Detail die Welt unter.

Dieser subversive Humor fehlt auch in dem Wimmelposter von Harburg nicht: Wer aus Hartens Harburg in Richtung Norden blickt, sieht erst einmal gar nichts, wo normalerweise Elbphilharmonie, Speicherstadt und Landungsbrücken die Kulisse bilden. Hamburg verschwindet im Nebel, ist in etwa so existent wie einst auf römischen Landkarten das unzivilisierte Germanien hinter dem Limes.

Während Harburg quicklebendig bunt leuchtet, liegt das große Hamburg irgendwo nebulös am Horizont. „Das ist schwere Majestätsbeleidigung“, ist sich Ulf Harten seiner Provokation bewusst, „aber das haben die Harburger verdient.“ Der bekannte Hamburg-Zeichner weiß aus eigener Erfahrung wie es ist, in einem von Hamburg offenbar vergessenen Stadtteil zu leben. Ulf Harten lebt seit 1986 in Wilhelmsburg.

In seinen Illustrationen lässt Ulf Harten Gebäude sprechen. Wer sich in das Gewimmel seines Harburg-Posters hinein begibt, erkennt schnell, welche Bauwerke sein Schöpfer in dem Stadtteil besonders schätzt: Der denkmalgeschützte frühere Industriekran auf der Schlossinsel fällt schnell ins Auge. Und das Rathaus, so wunderbar rund, erhebt sich wie ein Raumschiff und schwebt dem Betrachter entgegen.

Wer sich die Mühe macht, entdeckt auch die kleinen Weltuntergänge: Eine Rolle Toilettenpapier für die Notdurft hat der Zeichner in dem Forst Haake versteckt. Mit zwei in die Architektur eingebundenen Affengesichtern macht Ulf Harten verschmitzt den Kraftwerksneubau in Moorburg lächerlich.

Für die Errungenschaften der Internationalen Bauausstellung auf der Harburger Schlossinsel hat der Zeichner nur drei Bauklötze übrig. Klötze sind so ziemlich die verächtlichste Ausdrucksform, die Ulf Harten kennt. Rechte Winkel, ätzt der Freund lustiger Rundungen, das sei die billigste Art zu bauen.

Wer sich über eine einäugige Katze in dem Harburg-Bild wundert, sollte nicht lange über den Sinn nachdenken - es gibt keinen! Der Stubentiger ist einfach nur der versteckte Gruß eines Bekannten, den der Zeichner subversiv in das Gewimmel manövriert hat.

In was für einem Haus lebt eigentlich der Mann, der Gebäude so unverwechselbar charmant sprechen lässt? Ulf Harten wohnt und arbeitet zusammen mit der Autorin und Illustratorin Doris Dörr in dem Turm der alten Palmin-Fabrik in Wilhelmsburg. Als Student hatte der Musikliebhaber Ulf Harten die Wände in der Wohnung des NDR-Moderators Lutz Ackermann gestrichen – und ließ sich in Schallplatten bezahlen. Als Ackermann sein Talent sah, bot er dem jungen Illustratoren an, Karikaturen für den NDR-Sprüchekalender zu zeichnen. Zurzeit arbeitet Ulf Harten an einem Bildband mit Hamburg-Motiven.

Am Sonnabend, 10. Mai, wird er beim Tag der offenen Tür in der Redaktion der Abendblatt-Regionalausgabe Harburg, Harburger Rathausstraße 40, von 12 bis 13 Uhr sein lustiges Wimmelposter signieren.