Arbeitslosigkeit im Landkreis sinkt auf unter fünf Prozent. Zahl der Gründer gestiegen

Winsen . Als Übersetzerin arbeitete Gabriele Köhler immer wieder einmal ohne feste Anstellung auf Honorarbasis. So gab sie Sprachunterricht, Nachhilfe oder war Dozentin und Übersetzerin für eine Fachhochschule in Heidelberg. Jetzt aber hat sie, nachdem ihr Job bei einem Hamburger Handelsunternehmen ausgelagert wurde, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. „Ich habe die Chance gesehen und es war die richtige Entscheidung“, sagt die Schwäbin, die jetzt ihr Büro und ihre Wohnung in Winsen gefunden hat. „Schon jetzt sind nachmittags für Schüler kaum mehr Termine frei.“

Köhlers erfolgreicher Start ist dabei eine Folge ihres umfassenden Konzepts. „Von Ende März 2013 an habe ich meine Homepage aufgebaut, Flyer und Visitenkarten vorbereitet“, sagt die 52-Jährige, die Übersetungen in Englisch, Französisch und Deutsch anbietet. Gleichzeitig half, nachdem ihr Business-Plan von der Industrie- und Handelskammer Lüneburg beurteilt wurde, die Arbeitsagentur. So konnte sie von der Gründung ihres „Atelier de Textes" zum 1. Januar 2014 an auf den Gründungszuschuss der Agentur zurückgreifen. Er wird in Höhe des Arbeitslosengeldes plus 300 Euro monatlich gezahlt und kann für weitere neun Monate mit jeweils 300 Euro verlängert werden. Mit den eigenen Erlösen reicht dies für Köhler bereits für den Lebensunterhalt.

„Wer sich dafür entscheidet, ein eigenes Unternehmen zu gründen, hat gute Chancen, wenn er wie Frau Köhler zuvor im Nebenerwerb selbstständig war und nun durchstarten möchte“, sagt Fred Nippert, Teamleiter der Arbeitsagenturen in Buchholz und Winsen. Gerade gut qualifizierte Arbeitsuchende, häufig ältere Arbeitnehmer oder Fachspezialisten, nutzten die Selbständigkeit als Alternative zu einem Arbeitsverhältnis. Das wirkt sich im Landkreis Harburg aus. So liegt die Zahl der Gründer, die von der Agentur unterstützt werden, im April mit 145 um 76 höher als noch vor einem Jahr. Als Folge geht das zur Arbeitsagentur zählende Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung davon aus, dass erfolgreiche Gründer im Durchschnitt innerhalb von 19 Monaten neue Stellen schaffen. Auch Köhler kann sich vorstellen, künftig eine Sekretärin einzustellen.

Der positive Trend bei den Gründern lässt sich im Kreis auch bei den Arbeitslosenzahlen ablesen. So hat sich im April im Bereich der Agentur Lüneburg-Uelzen, zu der auch der Landkreis Harburg zählt, die Entwicklung aus dem März fortgesetzt. „Neben saisonalen Gründen gab es Anzeichen für konjunkutrelle Dynamik“, sagt Agentur-Chef Bernd Passier. Die freien Stellen im Kreis nahmen gegenüber dem Vorjahresmonat um 126 oder 11,2 Prozent auf 1249 zu. Die Zahl der Arbeitslosen sank gegenüber dem März um 2,1 Prozent auf 6268. Das entspricht einer Quote von 4,8 Prozent nach 4,9 Prozent im Vormonat und 5,0 Prozent vor einem Jahr. Aufgeteilt auf die Geschäftststellen Buchholz und Winsen ergeben sich Quoten von 4,7 und 5,0 Prozent, die für Buchholz um 0.2 Prozentpunkte und für Winsen um 0,1 Prozentpunkte niedriger liegen als im März.

Für Gabriele Köhler geht es nun darum, ihr Unternehmen auszubauen. Dazu gehört das Angebot von Lerntherapie für Kinder. Das erste Projekt hat sie an einer Grundschule im Kreis gestartet, obwohl ihre dreijährige Ausbildung erst im April 2015 endet. Danach kann sie dann auch Kinder von den Jugendämtern übernehmen. „Ich würde gern in einer weiteren Grundschule arbeiten“, sagt Köhler. Bereits geplant ist dagegen ihre erste Sommerakademie mit dem Bildhauer Franz Schröger in Ramelsloh. Damit Familien teilnehmen können, liegt der Termin in der letzten Woche der niedersächsischen Sommerferien Anfang September .