Wie der Landrats-Kandidat Rainer Rempe (CDU) seinen Wahlkampf auf den Bahnhöfen beginnt. Situation der Pendler soll sich verbessern

Winsen. Sechs Uhr morgens ist ziemlich früh für einen Erster Kreisrat. Gerade steigt die Sonne goldgelb zwischen den Schönwetterwolken hoch, als Rainer Rempe mit seinem Team vor dem Winsener Bahnhof seinen Wahlkampfstand aufbaut. In diesen Stunden sind hier Pendler unterwegs, vor allem in Richtung Hamburg. Deshalb hat sich der CDU-Politiker Bahnhöfe für seinen Wahlkampf ausgesucht. Winsen ist der erste. Die Stimmen der Arbeitnehmer sollen helfen, an seinem Gegner, dem SPD-Kandidaten Thomas Grambow (siehe Bericht unten), vorbei zu ziehen. Entscheiden werden rund 200.000 wahlberechtigte Bürger am Sonntag, dem 25. Mai.

Rempes Ansage ist klar. Wenn er gewinnt, soll sich die Situation der Pendler deutlich verbessern. Zunächst aber sollen alle seine vorbereiteten Zettel mitnehmen. Auf ihnen können sie ihre Wünsche vermerken und sie dann an die CDU-Geschäftsstelle im Kreis nach Winsen schicken. Wer ein Smartphone hat, kann sogar einen abgedruckten Code abscannen und dann eine E-Mail auf den Weg bringen. 56.000 Pendler gibt es im Kreis, viele von ihnen sind auf gute Bahnverbindungen angewiesen. „Da erwarte ich schon eine große Resonanz“, sagt Rempe. Seine Aktion geht er nun unter dem Titel „Jetzt sind Sie am Zug!“ an.

An diesem Morgen geht es aber zunächst darum, die Umfrage in Gang zu bringen. Nicht ganz einfach bei Menschen, die frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit sind, ein wenig in Hektik und noch nicht ganz ausgeschlafen. Dafür hat Rempe vorgesorgt und hält als Präsent ein Tütchen mit Kaffeepulver bereit. „Guten Morgen“, sagt er, „darf ich Ihnen einen Cappuccino mitgeben und Informationen zur Landratswahl?“

Die Reaktionen darauf reichen vom wohlwollend freundlichen Danke mit einem Lächeln, über überraschtes Staunen und die Mitnahme bis hin zum Abwinken oder stummen Vorbeieilen. Allenfalls reicht es mal für drei Sätze. Doch der Kandidat hat es auch in dieser Situation nicht anders erwartet. Immerhin: Die 500 mitgebrachten Flyer, auf dem seine Ziele für den Landkreis aufgelistet wurden, haben Rempe und sein vierköpfiges Team nach gut zwei Stunden fast gänzlich verteilt.

An Rempes Seite steht mit Philipp Meyn, 23, einem Betriebswirtschafts-Studenten und angehenden Automobil-Kaufmann und der promovierten Historikerin und Germanistin Cornell Babendererde, 43, die neue Spitze der CDU in Winsen. Zu ihr gehörte bis Ende April auch der 69jährige Ratsherr Herbert Bunk. Er ist der erfahrener Mitstreiter im Team, gehört seit 50 Jahren der CDU an und hat „wohl mehr als 30 Wahlkämpfe“ hinter sich.

Auch André Bock ist an diesem Vormittag gekommen. Er sitzt in Hannover im Landtag und kann deshalb mit seiner Bekanntheit punkten. „Ach, die Menschen hier sind auch einfach freundlich“, wiegelt er ab, nachdem wieder einer kurz bei ihm Halt gemacht und das Material entgegen genommen hat. Einen wie Anatoli Sudev braucht auch er aber nicht mehr zu überzeugen. Der Busfahrer, der mal kurz zu Rempe und Bock herüberschaut, erzählt, dass er vor 15 Jahren aus Moldawien nach Deutschland gekommen ist. Seit zwölf Jahren Menschen fährt er nun die Menschen durch den Landkreis. Gewählt hat er seitdem „nur CDU, immer CDU“. Das hören die Wahlkämpfer gerne.

Für die Pendler setzt der Jurist Rempe, der seit 1992 bei der Kreisverwaltung arbeitet und 2007 zum Ersten Kreisrat und damit zum Stellvertreter des Landrats aufstieg, auf eine Machbarkeitsstudie. Sie soll zusammen mit Niedersachsen, Hamburg und mehreren Landkreisen erstellt werden. Neben dem Kreis Harburg sind auch die Kreise Lüneburg, Uelzen, und der Heidekreis dafür. Für Hamburg steht die Entscheidung noch aus. „Wir wollen neue Angebote, den derzeit sind viele der Züge vollkommen überfüllt“, sagt der 51-Jährige. Solche Verbesserungen müssten zum „Leitprojekt für die südliche Metropolregion werden.“ Einmal beschlossen könnte die Studie, in die auch eine neue Tarifstruktur einfließen könnte, für 50.000 bis 80.000 Euro erstellt werden. Drei bis vier Monaten würden für die Fertigstellung reichen, ist Rempe überzeugt.

Nach und nach halten am Bahnhof immer wieder neue Pendlerzüge, Busse stoppen und fahren wieder ab. An beiden Seiten des Gebäudes warten die Mitglieder des CDU-Teams auf die Fahrgäste. Gleich hinter dem Stand mit dem Sonnenschirm steht Rempes Wahlkampf-Caddy ganz im Schwarz, der Farbe, die allen konservativen Politikern zugeschrieben wird. Auf der Karosserie prangen der Name und Fotos des Kandidaten.

Gegen acht Uhr bleibt nicht mehr viel zu tun. Der erste Einsatz am Bahnhof geht zu Ende. Der Politiker will weitere besuchen, Buchholz, Tostedt, Ashausen und Meckelfeld kommen dafür in Frage. Team und Kandidat räumen ihre Utensilien in den Wagen ein. „Wir haben viele Informationen anbringen können“, zieht Rempe zufrieden ein Fazit. Die Frauen waren offenbar eher bereit, von ihm eine Werbung und den Cappuccino-Beutel anzunehmen.

Die Sonne wärmt jetzt angenehm. Aber Rempe muss los – zum Dienst ins Kreishaus.