Gastro-Tausendsassa Xhelil Musa übergibt das Hotel und Restaurant an der Bremer Straße an seinen Sohn Sami

Marmstorf. Dass Betriebe von einer Generation auf die nächste übergehen, wird immer seltener, beklagen die Mittelstandsverbände. Die Gründe sind vielfältig: Viele Kinder stellen fest, dass sie in etwas ganz anderem brillieren, als ihre Eltern. Andere sind des Wartens müde geworden, wenn die Elterngeneration zu lange mit der Übergabe zögert und haben sich woanders Karrieren aufgebaut. Einige wenige mögen auch ihre Eltern schlicht nicht. Und andere wenige übernehmen den Laden der Eltern doch – und mit Freude. Sami Musa zum Beispiel. Seit zwei Jahren ist er dabei, die Verantwortung in dem Marmstorfer Restaurant und Hotel „Grüne Tanne“ zu übernehmen. Sein Vater Xhelil und er lassen sich Zeit mit dem Loslassen und Anpacken. Sie haben sie ja.

Anders als sein Vater ist Sami Musa mit der Gastronomie aufgewachsen. Er ist 29 Jahre alt. Vor 30 Jahren eröffnete Xhelil Musa sein erstes Restaurant. Seitdem hat er fast nur Erfolge gefeiert: Restaurants übernommen, eröffnet, aufgebaut und dann weitergegeben – meist an Verwandte oder Angestellte. Wenn ein Laden erst mal lief, suchte Xhelil Musa die nächste Herausforderung. Nicht selten hauchte er Gaststätten wieder Leben ein, die andere längst aufgegeben hatten. Sein Konzept war stets das gleiche: Albanische Gastfreundschaft und große Portionen. „Man muss sich als Gastronom persönlich um seine Gäste kümmern, dann fühlen sie sich wohl und kommen wieder“, sagt er.

Sami hat das in vielen Restaurants und Hotels seines Vaters mitbekommen und sich bis heute gemerkt. Seine Ausbildungen absolvierte er allerdings außerhalb der Familie: Die Lehre zum Restaurantfachmann machte er im Privathotel Lindtner. „Dabei hat mir die Philosophie meines Vaters sehr geholfen“, sagt er, „in der gehobenen Gastronomie ist das unerlässlich.“ Seine Ausbildung zum Hotelfachmann genoss Sami Musa in einer Billighotel-Kette. „Dort habe ich zwar viel über Effizienz gelernt, aber noch viel mehr gesehen, was ich in keinem Betrieb nachmachen möchte. Gäste sind in erster Linie Gäste und erst dann Wirtschaftsfaktoren.“

Neben der Leidenschaft für die Gäste teilt Sami Musa mit seinem Vater die Leidenschaft für Fußball. Gemeinsam haben die beiden jetzt den FC Musa neu gegründet. Den Verein hatte es bereits einmal gegeben, aber dann hatte sich Gründer und Präsident Xhelil Musa mit dem Hamburger Fußballverband überworfen und sich zurückgezogen. Ohne sein Engagement war der Verein bald eingeschlafen. Die Differenzen sind beseitigt, Vater und Sohn packen auch hier gemeinsam mit an. Sami sorgt dabei für die diplomatischen Töne.

Die se Töne hat er nicht nur als Gastronom gelernt: Sami Musa ist Mitglied der SPD, hat die Jusos in Süderelbe und die Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt in der Harburger SPD mitgegründet und kandidiert für die Bezirksversammlung.

„Mein Vater war Landarbeiter und Dreher, als er nach Deutschland kam. Dass er die Chance hatte, hier erfolgreich zu werden, hängt auch mit sozialdemokratischer Politik zusammen. Deshalb ist die SPD meine Partei“, begründet Sami Musa sein Engagement.

Bei Gastronomie, Fußball und Politik steht das Privatleben hintenan. „Ich habe das Glück, dass meine Frau mich bei allem, was ich unternehme, unterstützt. Das Glück hatte mein Vater auch mit meiner Mutter. Sonst wären wir beide jetzt nicht hier in der Grünen Tanne", sagt Sami Musa.

Im Laufe des Jahres will sich Xhelil Musa ganz aus der „Grünen Tanne" zurückziehen und nur noch einspringen, wenn Politik, Fußball oder Familie Sami anderweitig fordern. Bis zum Ende des Jahres ist die Renovierung und der Ausbau des über 100 Jahre alten Gasthauses an der Bremer Straße abgeschlossen. Dann stehen 31 Zimmer zur Verfügung. „Mehr geht auch nicht, sonst verliert man den persönlichen Kontakt zu den Gästen“, sagt Sami Musa.

Die Entscheidungen in der Grünen Tanne trifft Sami jetzt schon. Und wenn der Vater mal nicht einverstanden ist? „Dann muss ich wohl damit leben“, sagt Xhelil Musa jovial. „Dann wird das Ganze wohl noch einmal diskutiert“, beschreibt Sami Musa den Generationenumgang diplomatisch. Geübt ist geübt.