Gemeinde Neu Wulmstorf tauscht ihre Beleuchtung im Ratssaal aus. Ein Hobbymodellbauer aus Rübke profitiert

Neu Wulmstorf/Rübke . Jedes Mal, wenn Walter Marbes aus Rübke bei einer Veranstaltung im Ratssaal des Neu Wulmstorfer Rathauses saß und die imposante Deckenbeleuchtung anschaute, dachte er: „Das wäre was, wenn ich die Glühbirnen mal haben könnte.“ Wozu? Na – um Schiffsmodelle darin unterzubringen. Jetzt hat er sie, und zwar alle. Werner Hansen vom Gebäudemanagement der Neu Wulmstorfer Gemeindeverwaltung hat ihm kürzlich die 300 Glühbirnen überreicht.

So eindrucksvoll die Lichtanlage im Rathaus war, so teuer war sie auch. Zudem war sie allein schon aus energetischen Gründen nicht mehr zeitgemäß. Deshalb hatten sich Politik und Gemeindeverwaltung darauf geeinigt, sich von den vielen Glühbirnen zu verabschieden und die Anlage auszutauschen. Das hätte eigentlich schon viel früher geschehen sollen. Seit 2010 hat die Verwaltung 40.000 Euro dafür zurückgestellt.

Jetzt kann die Beleuchtung endlich erneuert werden, da das Umweltministerium die entstehenden Kosten von knapp 68.000 Euro mit 40 Prozent bezuschusst. Die Gemeinde zahlt 41.000 Euro, und das Ministerium gibt 27.000 Euro dazu. Jetzt hängen keine 60-Watt-Birnen mehr an der Decke des Ratssaals, sondern die ersten LED-Leuchten. Auch die drei Räume neben dem Ratssaal und der Flur sollen auf LED-Lampen umgerüstet werden. Dadurch kann die Gemeinde 84 Prozent ihrer Stromkosten einsparen. Das sind 31.700 Kilowattstunden pro Jahr.

Was aber macht Buddelschiffbauer Walter Marbes mit all den Glühbirnen? Am Fließband Flaschenschiffe bauen? Marbes mit Schiffermütze und im Fischerhemd schüttelt den Kopf. „Das könnte ja eine langwierige Sache werden“, sagt er. So ein Buddelschiff zu bauen, ist eine knifflige Arbeit.

Um die Schiffe in Miniaturform abzubilden, setzt der 65-Jährige Zahnstocher, Lolli-Stiele, Knetmasse sowie kleine Stücken aus Holz oder Plastik ein. Die Flaschen sammelt er von Wegen an Straßenrändern ein. „Die findet man überall“, sagt er. Um die kleinen Schiffchen in die Flaschen zu bekommen, schwört Marbes auf die Zugtechnik.

Er befestigt dünne Bindfäden oder Zwirn an Mast und Segel. Dann faltet er das Papier des Segels, drückt es zusammen mit dem Mast ganz flach an den Rumpf, um so das kleine Modell durch den Flaschenhals schieben zu können. Die Fäden ragen aus dem Hals heraus. Indem er an ihnen zieht, richten sich Mast und Segel auf. Vor 25 Jahren hat Marbes sein erstes kleines Buddelschiff gebaut. Zuvor hatte er schon eine Leidenschaft für die Schifffahrt entwickelt – man sieht es ihm ja schon an seinem Outfit an. Marbes war viele Jahre Steuermann auf einem Küstenmotorschiff und kreuzte auf Nord- und Ostsee, bevor er zur Bundeswehr wechselte und dann seine Arbeit als Werksfeuerwehrmann aufnahm.

Mit Hilfe eines Buches hat er sich die feine Technik des Modellschiffbaus selbst angeeignet. Es war und ist immer noch ein Hobby. Den Anspruch, große Segler wie die Gorch-Fock originalgetreu abzubilden oder die Flaschenschiffe zu verkaufen, hat der Mann aus Rübke gar nicht. „So weit bin ich nicht“, sagt er. Er mag es einfach nur, seine eigenen Ideen umzusetzen. Aber bei 300 Flaschenschiffen gerät auch er an die Grenze seiner Kreativität.

Deshalb hat er beschlossen, auch andere Schiffmodellbauer an seinem reichen Schatz an Glühbirnen teilhaben lassen und hat die Deutsche Buddelschiffer Gilde, der er angehört, angeschrieben. Drei Schiffsmodellbauer aus Süddeutschland haben bereits Interesse an rund 40 Leuchten angemeldet. Und die Gemeindeverwaltung ist ihrerseits um die Entsorgung der zahlreichen Glühbirnen herumgekommen.