Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums haben eine Podiumsdiskussion zur Europawahl am 25. Mai mit vier Jungpolitikern organisiert

Rönneburg. „Europawahlen? Nicht ohne uns!“ Das Motto der Podiumsdiskussion am Dienstagabend in der Turnhalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums (AvH) war auf den ersten Blick etwas verwirrend. Denn die überwiegende Mehrzahl der etwa 120 Schüler im bestens gefüllten Auditorium darf am 25. Mai ihre Kreuze allenfalls auf den Kandidatenlisten zur Bezirkswahl machen. Um bei der Europawahl mitzumischen, muss der Wahlberechtigte aber mindestens 18 Jahre alt sein. Und das waren unter den Zuhörern die wenigsten.

Dass die beiden AvH-Gymnasiasten Hilla Wali und Alexander Kartheiser, Initiatoren und Moderatoren des Abends in Personalunion, Vertreter der Jugendorganisationen der Parteien eingeladen hatten, war dennoch aller Ehren wert. Schließlich bietet die bevorstehende Europawahl beste Gelegenheit, Europapolitik, eines der Hauptfelder des Geschichts/PGW-Profils (PGW steht für Politik, Gesellschaft, Wirtschaft), mal ganz konkret anhand aktueller Ereignisse und Entwicklungen zu diskutieren.

Ob Eurokrise, Freihandelsabkommen, Bankenregulierung, Flüchtlingsströme oder die Geschehnisse in der Ukraine – an kontroversen Europa-Themen besteht derzeit kein Mangel. Zumal die einzelnen Parteien in all diesen Fragen durchaus unterschiedliche Positionen vertreten. Das spiegelte auch die Diskussion auf dem Podium wieder.

Einig waren sich die Jungpolitiker noch beim uneingeschränkten Ja zum Euro. Deutschland habe von der Einheitswährung vor allem profitiert, trotz der zahlreichen Hilfspakete für diverse südeuropäische Staaten, sagte Julia Grauvogel von der Grünen Jugend Hamburg. Für Daniel Oetzel, den Landesvorsitzenden der Jungen Liberalen, handelt es sich in Griechenland um eine Staatsschulden-, nicht um eine Eurokrise. Ronja Schmager, Harburgs Jusos-Chefin und selbst ehemalige AvH-Abiturientin, erntete viel Applaus für ihre Ansicht, es könne nicht richtig sein, dass zwar 700 Milliarden Euro in die Rettung von Banken geflossen seien, aber nur sechs Milliarden zur Förderung der Jugend.

Beim Thema Freihandelsabkommen aber war es mit der Einigkeit vorbei. Während Carsten Ovens, Landesvorsitzender der Jungen Union, das Vertragswerk als gut für Arbeitsplätze, gut für den Mittelstand und wichtig für Hamburgs Hafen bezeichnete, warnte Julia Grauvogel vor der ungehinderten Einfuhr von amerikanischen Chlorhähnchen und genetisch veränderten Nahrungsmitteln.

In Sachen Asylpolitik forderte Oetzel, man müsse den Flüchtlingen für ein selbstbestimmtes Leben viel früher ein Recht auf Arbeit einräumen, während sich Schmager und Ovens einig darin waren, es bedürfe dringend größerer Anstrengungen der Europäischen Union in den Herkunftsländern der Migranten, damit diese ihre Heimat erst gar nicht verlassen müssten.

Und wer konnte nun am meisten überzeugen? Für Kai Lion, 17, war Christdemokrat Carsten Ovens klarer Sieger: „Er hat am faktenreichsten und besten argumentiert, vor allem bei den Themen Eurokrise und Freihandelsabkommen.“ Anna Wendt, 17, tendierte schon vorher zu den Grünen und sah sich durch den Auftritt von Julia Grauvogel bestätigt: „Die CDU ist doch zumeist auf das Wohl der Unternehmen fixiert. Da sind die Grünen doch sehr viel sozialer eingestellt und eher auf der Seite des kleinen Mannes.“ Ebenso erging es der 15-jährigen Lena Köller. „Auch was Julia zum Thema G9 sagte, hat mir gefallen. Hier sollten wir als unmittelbar Betroffene viel mehr einbezogen und gehört werden.“

Etwas ratlos ließ der Abend Thies Dittrich zurück. „Ich könnte mich jetzt spontan auf keine Partei festlegen. Ich werde jetzt aber Kontakte knüpfen, weil mich die Standpunkte der Parteien zu bestimmten Sachfragen interessieren“, so der 16-Jährige. Und wem traut er kommunalpolitisch die größte Kompetenz zu? „Ich glaube, der SPD.“