Der Heimatverein plant mit dem Projekt Dorfhaus einen Treffpunkt für alle Bürger genau in der Ortsmitte

Ashausen. Es ist ja so bequem, mit dem Auto zum Verbrauchermarkt oder zum Discounter zu fahren, um seine Einkäufe zu erledigen. Aber stimmt das wirklich? Wer will sich schon für jeden Brühwürfel ins Auto setzen? In Ashausen hat man derzeit aber kaum eine andere Wahl. Seit Anfang der 2000er-Jahre gibt es in der 3500-Einwohner-Ortschaft kein Lebensmittelgeschäft mehr. Lediglich ein Bäcker und ein paar Hofläden versorgen die Bürger mit dem Nötigsten. Für alles andere müssen sie nach Stelle oder Winsen fahren.

Das wollen sechs engagierte Männer aus dem Heimatverein Ashausen jetzt ändern. Seit einem Jahr ist die Gruppe dabei, ein Konzept zu entwickeln – jetzt sind die Pläne so weit fortgeschritten, dass sie der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Auf einem Gemeindegrundstück an der Ecke Ashausener Straße/Büllhorner Weg sollen auf rund 700 Quadratmeter Grundfläche ein Lebensmittelladen und ein Café entstehen, im Obergeschoss 13 barrierefreie Wohnungen.

Der Standort ist mit Bedacht gewählt: „Er liegt genau in der Ortsmitte und ist daher aus allen Richtungen fußläufig beziehungsweise mit dem Fahrrad zu erreichen. Und auch mit dem Rollator“, sagt Christian Popp vom Dorfhaus-Team, der nicht müde wird zu betonen, wie wichtig dem Verein die Belange der Älteren sind. „Die Senioren, die nicht so mobil sind, brauchen eine fußläufige Nahversorgung – oder sie müssten nach Winsen oder Stelle umziehen“, sagt er. Nicht zuletzt werde das Dorfhaus auch eine soziale Funktion erfüllen – die eines Treffpunkts. „Der Entsozialisierung entgegenwirken“, nennt es Friedrich Wilhelm Gräbner vom Dorhaus-Team. „Wir wollen auch an die Gemeinde appellieren, ihrer Verantwortung nachzukommen.“ Denn Stelle habe vom Landkreis Harburg ein Nahversorgungsdefizit für Ashausen bescheinigt bekommen.

Zum Betrieb des Ladens soll eine Genossenschaft gegründet werden, der Verein möchte unabhängig von Handelskonzernen bleiben, selbst wenn auch die „Tante Emma“ gerade wiederentdecken. So habe man freie Hand bei der Sortimentsgestaltung und bei der Personalwahl. Als Marktleitung „hätte ich am liebsten eine Frau“, sagt Christian Popp. Denn von Frauen geführte ähnliche Projekte seien sehr erfolgreich, „die Läden sehen immer sehr ordentlich aus“. Der Café-Teil könnte abends von Gruppen genutzt werden, „eine Idee ist Männerkochen“, sagt Popp. Im Laden sollen auch Kleinflächen für lokale Anbieter zur Verfügung gestellt werden, „es gibt hier zum Beispiel eine Pralinenmacherin, die würde gut ins Konzept passen.“ Beim Sortiment solle ein Schwerpunkt auf ökologischen und hochwertigen Produkten liegen.

Jetzt müssen nur noch die Bürger und die Gemeinde Stelle mitspielen. Am Donnerstag, 8. Mai, wird das Dorfhaus-Konzept ab 20 Uhr in Behns Gasthaus der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit der Gemeinde muss eine Regelung gefunden werden, um der noch zu gründenden Genossenschaft das Grundstück zu überlassen. Die Beiträge der Genossenschaftsmitglieder sollen den Eigenkapitalanteil für eine Baufinanzierung bilden. Denn immerhin geht es um Kosten von zwei bis zweieinhalb Millionen Euro. „Uns ist aber von Banken schon signalisiert worden, dass die Finanzierung möglich ist“, sagt Popp.

Sollte das Projekt am 8. Mai Anklang bei den Bürgern finden, will der Heimatverein in Verhandlungen mit der Gemeinde über die Grundstücksnutzung treten und einen Bauantrag stellen. Die Gründung der Genossenschaft soll bis Jahresende vollzogen sein, Baubeginn wäre dann im Sommer 2015, sodass der Laden nach etwa einjähriger Bauzeit im Sommer 2016 eröffnen könnte. Das Geschäft soll mit hauptamtlichen Mitarbeitern betrieben werden, „wir kalkulieren mit 150.000 Euro Personalkosten“, sagt Christian Popp. Für ihn geht es bei dem Projekt aber auch um Nachhaltigkeit: „Die Zahl der Läden nimmt ab, die Länge der Einkaufswege nimmt zu. 444 Millionen Kilometer pro Tag werden für Einkaufsfahrten zurückgelegt, vor 20 Jahren waren es halb so viele.“