Eine Glosse von Rainer Burmeister

Radfahren ist gefährlich in diesen Tagen – auch für Autofahrer. Denn jetzt beginnt wieder die Saison, in der aus Leibeskräften in die Pedale getreten wird. Seit die Sommerzeit uns Tageslicht bis in die Abendstunden beschert, sind sie unterwegs: Furchtlos, flink und bar jeder Rücksicht auf den motorisierten Verkehr bahnen sich Drahtesel-Piloten ihren Weg durch den Asphalt-Dschungel.

Diese Rad-Artisten sorgen für Nervenkitzel, wenn sie diagonal über eine vielbefahrene Kreuzung nageln. Völlig losgelöst von den sie umgebenden Verkehrsgeräuschen sind jene Kamikaze-Fahrer, die ihre Ohren mit Kopfhörern zustöpseln und Hupsignale gar nicht mehr wahrnehmen. Muss schön sein, mit Heavy-Metal-Sound auf dem Rad einen Pkw zu umkurven.

Ähnlich schlimm sind die Pedalrittern der sportlichen Art. Wenn sie als Schwarm in ihren Strampelanzügen auf Ultraleicht-Rädern mit Reifen, dünn wie Schellack-Platten, durch die Marschdörfer rollen, gibt es kaum eine Chance, an ihnen vorbei zu kommen. Besonders schön ist es, wenn der Schwarm nur aus zwei Radsportlern besteht, die aber stur wie ein Panzer nebeneinander fahren. Keine Spur von Schwarm-Intelligenz. Wohl eher schon zugedopt für die Tour de Trance…

Zur Ehrenrettung aller vernünftigen Radler sei gesagt, dass ich selbst auch gern Rad fahre. Fair und rücksichtsvoll – selbstverständlich. Nur als mich kürzlich ein knapp Hundertjähriger mit seinem Elektro-Bike aufrecht sitzend bei Gegenwind bergauf lässig überholte, machte mich das echt rasend ...