Erstsemester-Studenten der Technischen Universität stellten bei einer Flugschau ihre eigenen Entwicklungen vor

Als der badische Kavallerieoffizier Ferdinand Graf von Zeppelin am 2. Juni 1900 sein erstes zigarrenförmiges Luftschiff mit der Bezeichnung „LZ1“ aufsteigen ließ, hatte er nur kurze Zeit Freude daran. Bei der Landung nach 18 Minuten ging das Luftschiff zu Bruch. Und als 1937 in Lakehurst (USA) das mit Wasserstoffgas gefüllte Luftschiff „Hindenburg“ explodierte und dabei 36 Menschen ums Leben kamen, war in der Deutschen Luftschifffahrt das Ende der Zeppeline besiegelt.

Aber auch heute, in Zeiten von Langstrecken- und Großraumflugzeugen, sind Zeppeline nicht gänzlich in Vergessenheit geraten – schon gar nicht, wenn es um die Ausbildung von Studenten der Ingenieurwissenschaften geht. Da geht es inzwischen deutlich weniger um dröge Theorie sondern vielmehr um Aufgabenstellungen und praktische Problemlösungen. Das Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL) hat dafür – gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung – an der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) das interdisziplinäre Bachelor-Projekt „Luftfahrt“ für Erstsemester-Studenten ins Leben gerufen. Und jetzt, zum Abschluss des Erstsemesters, traten 25 Studierende, die sich in den beiden Teams „FliegdING“ und „evengreener“ zusammengefunden hatten, zu einer Vorführung ihrer fernsteuerbaren Luftschiffe an. Im Foyer des TUHH-Gebäudes N an der Eißendorfer Straße hatten sich zahlreiche Zuschauer zur Mini-Luftfahrtschau eingefunden. Es gab spannende Szenen zu beobachten.

Oliver Nesso, Hendrik Stockhoff, Sven Möller, Jan Felix Topp, Simon Zeh, Volker Rudat und Daniel Jürgensen vom Team „FliegdING“ waren noch bis zur letzten Minute vor dem Start damit beschäftigt, ihr 3,4 Meter langes, mit dem leichten Edelgas Helium gefülltes Luftschiff mit kleinen Gewichten (Cent-Münzen) zwischen Bug und Heck im Gleichgewicht zu halten. Die aus leichter Kunststoffhülle bestehenden Luftschiffe hatte die TUHH vom Hersteller „Berlinzeppelin“ besorgt. Dass die Luftschiffe letztlich auch ferngesteuert und zielgenau durch die Luft fahren konnten, war die zu Beginn des Semesters an die Studenten vergebene Aufgabe. Uta Riedel vom Bachelor Projekt: „Die Teilnahme am Projekt ist freiwillig. Für ihre Arbeit bekommen die Studenten auch keine Extra-Punkte.“ Volker Rudat vom Team FliegdING: „Wir haben nach den Vorlesungen viele Stunden zusätzlich mit der Projektarbeit verbracht, dabei aber auch sehr viel kennengelernt, wovon wir im weiteren Studium oder auch im späteren Berufsleben profitieren werden. Gerade in den letzten Tagen vor der Flugshow haben wir noch viele Stunden an der Verbesserung der Technik gearbeitet.“

Der Start des Luftschiffs klappte gut. Oliver Nesso lenkte mit der Fernbedienung, gab Impulse an die kleinen, schwenkbaren Elektromotoren, die oben und unten an der Gondel des Zeppelins angebracht waren. Vorwärts, rechts herum im Kreis um eine Säule aus Lufballons fahren, mit der Nase des Luftschiffs gegen eine Zielscheibe steuern, dann vorwärts durch ein in der Luft schwebendes Tor aus rotem Krepp-Papier, über das Tor hinweg und unten auf dem Fußboden einen Zielpunkt ansteuern. Applaus. Das Team „FliegdING“ konnte sich über das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit freuen. Das Team „evengreener“ hatte etwas Pech. Ein Propeller hatte die Zeppelin-Hülle beschädigt. Das Luftschiff kam nicht mehr ins Ziel. Uta Riedel: „Das Team ist zwar traurig über das Ergebnis. Für uns spielt das aber keine Rolle, denn es geht ja darum, dass die Studenten im Team die Aufgabenstellung in eigener Regie bearbeiten.“

ZLL-Mitarbeiterin Siska Simon: „Die Erstsemester arbeiten weitgehend eigenständig. Sie können ihre hohe Motivation in ein konkretes Projekt einbringen. Die Studierenden erhalten lediglich eine Einführung zu dem Themen wie Teamarbeit und Projektmanagement.“ An dem Projekt arbeiteten unter anderem Studenten der Fachbereiche Maschinenbau, Elektrotechnik oder auch Allgemeine Ingenieurwissenschaften zusammen. Ziel ist es auch, dass sich die Studierenden untereinander besser kennen lernen.“

Bereits Studenten des vorigen Semesters hatten die Möglichkeit am ersten Luftfahrtprojekt gleicher Art teilzunehmen. Und damals war erstmals an der TUHH auch die Studierenden-Werkstatt unter Leitung von Hartmut Gieseler in Betrieb genommen worden. Uta Riedel: „Die Studierenden-Werkstatt ist eine echte Bereicherung für die Technische Ausbildung an unserer Universität. Die Werkstatt besteht jetzt seit einem Jahr, und ihre Nutzung und Bedeutung wächst von Tag zu Tag.“

In der Werkstatt hatten auch die Luftfahrtteams ihre technischen Entwicklungen voran gebracht. Bei der Entwicklung ging es unter anderem auch um nachhaltige, umweltfreundliche Technik. Volker Rudat: „Die Gondel unseres Luftsschiffs, in der die Akkus und die Steuerelektronik untergebracht sind, haben wir unter anderem aus natürlichen Flachsfasern und Harzen unter Vakuum in Form gepresst. Die Möglichkeiten zu allen Entwicklungen hat uns die Werkstatt geboten.“

In Zukunft sollen mehrere Themenfelder aus den Bereichen Green Technologie, Life Science und Aviation/Maritim angeboten werden.