Trotz der Buxtehuder Deichpläne fällt der erwartete Höchstwasserstand niedriger aus, als in Cranz befürchtet

Neuenfelde. Die Estedeich-Pläne der Stadt Buxtehude beeinflussen die Grenzen des Überschwemmungsgebiets an der Estemündung zwischen Cranz und Neuenfelde nicht – noch nicht, und wenn alles optimal läuft, auch weiterhin nicht. Das konnte Olaf Simon, Wasserwirtschaftsexperte der Umweltbehörde, dem Regionalausschuss Süderelbe und den zur Sitzung anwesenden Bürgern am Mittwoch Abend in Neuenfelde mitteilen.

Der Grund dafür, dass die Buxtehuder Pläne keinen Einfluss haben ist einfach: Noch sind es nur Pläne. „Hamburg muss aber jetzt die Überschwemmungsgebiete festsetzen“, sagte Simon. „Wir sind eigentlich schon im Zeitverzug.“

Nach dem Wasserhaushaltsgesetz hätte Hamburg seine Überschwemmungsgebiete schon zum Ende des Jahres 2013 ausweisen müssen. Dabei geht es nicht unbedingt um Gebiete, in die Hochwasser abgeleitet wird, um andere Gebiete zu entlasten. Hauptsächlich geht es darum, zu dokumentieren, welche Gebiete bei einem Hochwasser ohnehin überflutet sind.

Ist ein Gebiet erst einmal als Überschwemmungsgebiet festgesetzt, gelten dort Baubeschränkungen. Das betrifft nicht nur die Este: In Hamburg treten beispielsweise Alster, Kollau und Bille öfter mal über ihre Ufer. In der Süderelberegion kam nun sogar ein zweites Gebiet hinzu: Der Falkengraben von der Fischbeker Heide ins Neugrabener Moor.

„Das Gesetz sieht es vor, ein Hochwasser zu berechnen, wie es einmal in 100 Jahren vorkommt“, sagt Simon. „Unser Szenario war anhaltender Starkregen im oberen Estelauf und drei Sperrtiden am Estesperrwerk, also Wasserstände bei denen das Sperrwerk auch bei Niedrigwasser nicht geöffnet werden kann, so dass das Este-Wasser nicht abfließt. Beim Falkengraben gehen wir von Starkregen aus.“

Im Vorwege seiner Berechnungen hat sich Simon mit den Wasserwirtschafttsingenieuren der Stadt Buxtehude zusammengesetzt und gemeinsam Topographien studiert und Wasserstandsmodelle entworfen. „Auf der Fachleute-Ebene war die Zusammenarbeit sehr kollegial“, sagt er.

Politisch hatte es Verstimmungen zwischen Hamburg und Buxtehude gegeben, weil Buxtehude seine Estedeiche ohne Absprache mit den flussabwärts Betroffenen gemacht hatte. Neue, durch modernere Messtechniken gewonnene Erkenntnisse über die Topografie und die Wassermengen der Este überraschten: Wurde bislang von einer Höchstwasserhöhe von 3,20 Meter über NN ausgegangen, erreicht man nach neuen Berechnungen nur noch 3,14 Meter. Die Eindeichung der Este in Buxtehude würde dazu nur 19 Zentimeter hinzufügen, statt – wie bislang befürchtet – bis zu 40 Zentimeter.

„Trotzdem werden wir uns im Planfeststellungsverfahren für die Buxtehuder Deiche dafür einsetzen, dass es auch zu den 19 Zentimetern nicht kommt“, sagt Simon. „Buxtehude muss die Folgen für die Untenlieger ausgleichen.“ Bei Wasserständen über 3,20 Meter wären nämlich die Cranzer Schule und der Sportplatz betroffen und am Estebogen würden die Keller volllaufen.

Dass die Buxtehuder Deichpläne zu einem formalen Planfeststellungsverfahren geführt hätten, habe auch Vorteile, die man nicht sofort wahrnimmt, sagt Simon. „Durch die Betrachtung der Gesamtlage kommt jetzt auch die zunehmende Flächenversiegelung durch Neubaugebiete in Neu Wulmstorf und Buxtehude in die Diskussion.“

Genaue Überschwemmungsgebietskarten auf Grundlage der neuen Erkenntnisse gibt es noch nicht. Sie werden im Juni ausgelegt.