Eine Glosse von Lars Hansen

Der Bus fährt los, ich steh drin rum und vor mir sitzt einer und hält ein Smartphone in beiden Händen. Der sitzt im Bus und spielt Autorennen. Nicht mit dem Bus. Der ist aus der Haltestelle in den Feierabendverkehr eingefädelt und steht schon wieder. Stau. Der Typ spielt auf seinem Smartphone. Zig Autos vor uns, zig Autos hinter uns und hundert Leute im Bus stehen im Stau, nur er sitzt und fährt Rennen. Die Fahrgäste scharren mit den Füßen und der Rennfahrer gibt Gas - mit den Fingern. Auf seinem Mini-Bildschirm nähern sich Palmen und Kakteen. Die Rennstrecke scheint irgendwo in der Exotik zu liegen. Der Minibildschirm spiegelt sich in der Seitenfensterscheibe des Busses. Hinter der ist keine Exotik. Da ist Regenwetter. Leute schlurfen mit Einkaufstüten, grauen Schirmen und beigen Allwetterjacken durch das Ladenschlusszeitszwielicht.

Eine karierte Fahne auf dem Bildschirm zeigt die letzte Runde des Rennens an. Der Rennfahrer beschleunigt noch einmal, während der Bus schon wieder zum Halten kommt. Da singt das Smarthone einen Popsong. Anruf! Der Rennfahrer stellt auf Pause und spricht in das Mikrofon zwischen seinen Kopfhörerkabeln: „Ey, ja!“ Pause. „Ey spinn Bus Diggä, weissu?“ Pause. „Nää, schweiß nich wie lange – voll Stau, nä?“

Die Realität hat ihn also wieder. Erstmal. Er sieht sich den Stand des Rennens an, guckt gelangweilt und wählt ein neues Spiel. Flugsimulation. Der Bus steht noch. Er hebt schon ab. Zwischen den Daumen muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.