Die Hamburger Künstlerin Almut Sach zeigt eine einzige Arbeit im Schauraum in Harburg. Aber die hat es in sich

Harburg. Die Farbe, der Raum und die Linie – das sind die zentralen Themen in den Arbeiten der Hamburger Künstlerin Almut Sach. Was sich bei der Auseinandersetzung mit diesen Themen ergibt, können die Besucher der Produzentengalerie Schauraum an der Schwarzenbergstraße derzeit erleben. Und dies ist durchaus wörtlich gemeint, denn in dem Ausstellungsraum ist nur ein einziges Werk von Almut Sach zu sehen.

Aber dies nimmt einen sofort gefangen. Und schnell beginnt man auch zu verstehen, worum es Almut Sach in ihrer Kunst geht. Eine ganze Wand nimmt ihr titelloses Bild ein. Es ist eine farbige Fläche, 2,24 mal 4,85 groß und diese Farbe wirkt einfach gewaltig. Ist es Türkis, ist es Petrolfarben, ist es Grün? Die auf den ersten Blick monochrome Fläche entwickelt bei längerer Betrachtung ein überraschendes Eigenleben. Man muss sich also Zeit nehmen und sich einlassen auf die Kunst von Almut Sach.

30 Schichten Aquarellfarbe liegen auf der Leinwand und geben dem Bild seine Intensität. Auf die Bildoberfläche hat die Künstlerin kleinere Formen gesetzt, die sich sowohl durch den grauen Kontrastfarbton, aber auch durch ihre Linien von dem farbmächtigen Untergrund absetzen und abgrenzen. Hinzu kommt, dass Almut Sach das Bild im Zusammenspiel mit dem Ausstellungsraum gesehen haben möchte. Die 49-Jährige hat eigens für die Ausstellung in Harburg ihr Bild angefertigt, und es als Tryptichon für eben diesen Raum konzipiert. Zwischen den drei Segmenten befindet sich jeweils eine kleine Lücke, die den Blick auf die dahinter liegende Wand freigibt, auch das ist gewollt und für Almut Sach damit eine reizvolle weitere Inspiration für den Betrachter.

Schneeweiß leuchten die Wände des Ausstellungsraums. Spannend ist, wie sie mit der mächtigen Farbigkeit des Bildes zusammenspielen. Denn aus jedem Blickwinkel, aus jeder Perspektive, mit der sich der Betrachter dem Raum und dem Bild nähert, wirkt dieses Ensemble anders. Hinzu kommt die unterschiedliche Beleuchtung, die die Künstlerin bewusst einsetzt. Die so erzeugten Farbabstufungen, der Ausstellungsraum – alles erzeugt Dynamik und Bewegung in das Bild: „Das ist so, wie beim Tennis: Raum und Farbe sind die Gegenspieler, aber zusammen sind sie das das, worum es geht“, sagt Almut Sach.

Sie ist eine Künstlerin, die analytisch vorgeht. Für die Ausstellung machte sie zunächst Fotos von den Räumen und mass sie genau aus, denn sie überlässt nichts dem Zufall. Diese Akkuratesse mit System hat ihr der bekannte Künstler Gotthard Graubner vermittelt, der ihr langjähriger Lehrer an der Hochschule für bildende Kunst (HfbK) in Hamburg war. Ihm verdankt sie ihre Sicht um die Bedeutung der Farbe.

Die Analyse und das Konzept sind, was für Almut Sach wichtig ist in ihrer Kunst. Bevor sie sich mit diesem Metier auseinandersetzte, studierte sie Chemie und Philosophie. Schon da interessierte sie sich für das Thema Farbe: „Ich habe mich dann gefragt, was man noch damit machen könnte.“ Das wollte sie untersuchen, „aber mit großem Respekt und zunächst wenig Kenntnissen“. Der Drang zur Analyse führte sie zur HfbK, ihre Art der Herangehensweise überzeugte auch ihre Lehrer dort.

Almut Sach ist eine Forscherin, die alles zu einem Thema herausfinden will – was da ist und wie man es weiterentwickeln könnte. Ihr geht es nicht primär um die Wirkung der Bilder, sondern darum, das sie da sind, dass sie existieren.

Heraus kommen diese Bilder voller monochromer Farbigkeit, die aber gerade dadurch wirken, beeindrucken, berühren, etwas mit dem Betrachter machen. „Kunst ist nicht niedlich und nicht harmlos.“ Wer sich unter diesen Vorzeichen auf das Bild von Almut Sach einlässt, wird erhellende Momente erleben.

Die Ausstellung im Schauraum, Schwarzenbergstraße 42, ist bis zum 20. April jeweils sonnabends und sonntags von 16 bis 18 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter: 040/77 60 27 38 geöffnet, der Eintritt ist frei.