Der 100-Betten-Neubau startet mit Verzögerung, weil ein städtebaulicher Vertrag für das Baugebiet fehlte

Harburg. Knapp dreieinhalb Jahre sind vergangen, seit die Wiesbadener B&B GmbH ankündigte, ein Hundert-Zimmer-Hotel an der Straße Karnapp im Harburger Binnenhafen bauen zu wollen. Das lange Warten hat jetzt ein Ende. Nachdem im Juli vergangenen Jahres mit dem Bau begonnen worden war, ist jetzt die Fertigstellung des Gebäudes in Sicht. „Ende April soll Eröffnung sein“, kündigt B&B-Sprecherin Melanie Klabunde an. An eine Eröffnungsfeier ist nicht gedacht.

Die B&B Hotel GmbH in Wiesbaden ist eine Tochter der drittgrößten französischen Economy-Hotelgruppe „B&B Hotel“. Das Hotel in Harburg zählt vier klimatisierte Etagen. Die Hotelkategorie bietet preiswerte Übernachtungen mit Komfort und Service: Zimmer ab 16 Quadratmeter Größe mit Französischem Bett oder zwei Einzelbetten. Schrank, Schreibtisch, Telefon, W-LAN und Fernseher mit Sky-Programm kostenlos, gefliestes Bad mit Dusche und WC, Preisgruppe 49, 59 oder 74 Euro. Frühstücksbüffet 7,50 Euro. Im und am Haus befinden sich 49 Parkplätze für die Hotelgäste. Geschäftsführer Mark Thompson hatte zur Wahl des Standorts Harburg erklärt: „Harburg ist einer der aufstrebendsten Stadtteile Hamburgs. Dazu passt unsere Präsenz ungemein.“ B&B baut derzeit auch noch in Barmbek. Dort soll im Juli Eröffnung sein.

Die lange Wartezeit zwischen Ankündigung und Beginn des Hotelbauprojekts hatte einen Grund. Und nicht nur das B&B Hotel zählte zu den Betroffenen sondern auch andere Bauvorhaben im Binnenhafengebiet wie das Gewerbepark- und Wohnprojekt „Neuländer Quarree“ oder auch die Ansiedlung des Bus-Betriebsplatzes der Hamburger Hochbahn. Mit dem Chemieunternehmen Brenntag, das seinen Sitz an der Hannoverschen Straße 40 hat, musste ein städtebaulicher Vertrag ausgehandelt werden. Der Vertrag ist inzwischen unterschrieben und sichert dem Unternehmen Bestandsschutz zu. Allerdings musste das Unternehmen am Standort den Umschlag von Chlor- und Ammoniumgas einstellen. So ist nun auch nach der Seveso-II-Richtlinie im Abstand von 200 Meter zum Unternehmen Wohnungsbau gestattet. Der B&B-Hotelbau liegt außerhalb des Sicherheitskreises.

Verkäufer des 1400 Quadratmeter großen Baugrundstücks, das ehemals der Deutschen Bahn AG gehörte, war die „Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG“, die sich zu gleichen Teilen in Besitz von Hochtief und der Fondsgesellschaft Redwood Grove International befindet. Aurelis vermarktet das insgesamt 7,5 Hektar große ehemalige Bahngelände zwischen Schellerdamm und Östlichem Bahnhofskanal, Karnapp und Veritaskai. Das gesamte Gelände befindet sich unter dem Namen „Harburger Brücken“ auf dem Immobilienmarkt. Sprecher Raik Packeiser: „Nur noch drei Grundstücke sind frei. Wer noch dabei sein will, muss sich beeilen.“ Aurelis war Initiator des städtebaulichen Vertrags mit der Firma Brenntag, um das Gelände vermarkten zu können. Das Gelände ist inzwischen in Nordsüd-Richtung, parallel zu Schellerdamm und Östlichem Bahnhofskanal, von einer Straße erschlossen, die den Namen Theodor-York-Straße trägt. An der Ecke Karnapp/Theodor-York-Straße steht das B&B Hotel. Beim Blick auf die andere Seite der Theodor-York-Straße kündigt sich das nächste Bauvorhaben im Gebiet des Harburger Binnenhafens an.

Mit der Adresse Karnapp 37 will die bislang am König-Georg-Stieg 4 in Wilhelmsburg ansässige Firmengruppe Horst Busch ihr Briefpapier beschriften. Die unter anderem mit Elektro-, Alarm- und Sicherheitstechnik befasste Firma kündigt an, bereits Ende dieses Jahres nach Harburg umziehen zu wollen. Ein 4750 Quadratmeter großes Grundstück wurde von der Aurelis Real Estate für den Bau eines neuen Verwaltungs- und Betriebsgebäudes gekauft. Die Gründungspfähle für den zweigeschossigen Neubau ragen bereits aus der Erde. Die Unternehmensgruppe teilt zur Standortentscheidung mit, dass besonders die Verkehrsanbindung und die Nähe zum öffentlichen Nahverkehr eine wichtige Rolle spielten.

Am nördlichen Ende der Theodor-York-Straße/Veritaskai befinden sich bereits fertiggestellt die Strahlenpraxis „Gesundheitsinsel“ mit Apotheke. Auch das Projekt „Wohnen am Hafencampus“ geht der Vollendung entgegen. Theodor York war 1830 in Breslau geboren und hatte sich 1856 in Harburg als Tischler-Handwerksmeister selbstständig gemacht. Er war Mitbegründer der SPD und hatte Anteil an deutschlandweiten Demokratisierungsbestrebungen.