Preise kennen nur eine Richtung: nach oben. Der Immobilienmarkt ist im Ausverkauf, sagt der Gutachterausschuss

Lüneburg. Es wird eng im Landkreis Harburg: Kein Kreis in Niedersachsen hat voriges Jahr mehr Baugenehmigungen erteilt, bis 2025 rechnet die Verwaltung mit steigenden Einwohnerzahlen. Die Folge: Die Preise für Grundstücke und Immobilien steigen. Wer nach Entspannung auf dem Markt sucht, ist hier fehl am Platze. Doch für die nähere südöstliche Umgebung gilt dasselbe: „Der Immobilienmarkt befindet sich im Ausverkauf, das Angebot ist rückläufig und die Preise steigen“, meldet der Gutachterausschuss für Grundstückswerte für den Landkreis Lüneburg.

Besetzt mit ehrenamtlichen Gutachtern, hat der Ausschuss nach eigenen Angaben die Transparenz auf dem Immobilienmarkt zur Aufgabe und zum Ziel. Die Mitglider sind Bausachverständige, Architekten, Bankfachleute, Immobilienmakler und -verwalter sowie landwirtschaftliche Sachverständige.

Die Geschäftsstelle speichert alle notariell beglaubigten Grundstückskaufverträge und wertet sie anonym aus. Einmal im Jahr veröffentlicht der Ausschuss seinen Grundstücksmarktbericht, er umfasst die Landkreise Lüneburg, Harburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg. Angesiedelt ist die Geschäftsstelle bei der Regionaldirektion Lüneburg des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN).

Für den aktuellen Bericht sagt die Vorsitzende Viola Rickel: „Der Geldumsatz bei bebauten Wohngrundstücken stieg um über 40 Prozent im Berichtzeitraum November 2012 bis Oktober 2013. Kaufinteressenten zahlen mehr als je zuvor für Wohneigentum in der Hansestadt Lüneburg, aber auch in der Hamburger Randlage.“

Untersucht haben die Gutachter die Verkäufe von Wohnhäusern, Wohnungseigentum, Büro- und Geschäftshäusern sowie unbebauten Grundstücken: insgesamt exakt 2341 Kaufverträge. Markant: Bei 6,5 Prozent weniger Verträgen als im Vorjahr ist der Umsatz um 29,5 Prozent gestiegen – auf 434 Millionen Euro. „Das zeigt deutlich, dass der Immobilienmarkt im Landkreis Lüneburg weiter floriert“, sagt Rickel.

Und ein Ende ist nicht in Sicht. Während die Neubaugebiete Rosenkamp I und II, Pilgerpfad-Süd, Brockwinkler Weg und Hanseviertel I nach Angaben der Stadtverwaltung komplett abverkauft sind, stehen die nächsten Neubürger schon in anderen Vierteln Schlange. Das Speicherquartier nahe dem Bahnhof darf noch um maximal 60 Wohneinheiten wachsen, dort entstehen ausschließlich Wohnungen und Gewerbe.

Im Hanseviertel, nebenan gelegen und Lüneburgs größten Neubaugebiet seit zehn Jahren, entstehen derzeit rund 150 Wohneinheiten für Senioren und Studenten, später kommen weitere 500 Wohneinheiten dazu, sobald der Bund die ehemaligen Kasernenflächen freigibt.

Direkt am Bahnhof, für Pendler ideal gelegen, sollen An der Wittenberger Bahn rund 400 Wohneinheiten entstehen, überwiegend Wohnungsbau und wenige Reihen- und Doppelhäuser. Nachbarn sind aus Angst vor Lärm jedoch gegen die Planungen erfolgreich vor Gericht gegangen, der Investor muss erst nachbessern, bevor er die ersten Häusern bauen kann. Vor 2015 wird ohnehin nicht mit den ersten Fertigstellungen gerechnet.

Im Auekamp haben Grundstückssuchende noch die Chance auf rund 25 Wohneinheiten, und zwar ausschließlich freistehende Einfamilienhäuser mit möglichem Baubeginn noch in diesem Jahr. Am Wilhelm-Hänel-Weg, der ehemaligen Sperli-Gelände, entstehen etwa 60 Wohneinheiten – allerdings nicht vor 2015 und voraussichtlich nur Wohnungen. Die Vermarktung hat noch nicht begonnen. Letzte freie Plätze bietet der Ortsteil Oedeme für 15 Einfamilien- und Doppelhäuser – auch die werden jedoch noch nicht verkauft und können erst ab 2015 bebaut werden.

Klar ist: Wer sich in Lüneburg und Umgebung eine Immobilie zulegen will, zahlt jedes Jahr mehr dafür. Die Preise für unbebautes Wohnbauland sind 2013 in der Hansestadt Lüneburg um 10,7 Prozent gestiegen. Ein- oder Zweifamilienhäuser sind 7,8 Prozent teurer geworden, Reihenhäuser oder Doppelhaushälften 2,9 Prozent, Eigentumswohnungen 8,9 Prozent.

Im Landkreis Lüneburg haben Käufer für Ein- oder Zweifamilienhäuser je nach Baujahr zwischen 1.043 Euro und 1.757 Euro je Quadratmeter Wohnfläche gezahlt.

Der Grundstücksmarktbericht 2014 für die Landkreise Harburg, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Uelzen kostet 50 Euro zuzüglich Versandkosten oder 40 Euro in digitaler Form. Informationen dazu gibt die Geschäftsstelle unter Telefon 04131/8545165 oder E-Mail gag-lg@lgln.niedersachsen.de.