Karl-Heinz Büchel betreibt seit 30 Jahren die Fähre von Hoopte nach Zollenspieker. Jetzt sollen neue Angebote her

Hoopte. Gerade hat Maik Rogge, 46, angelegt. Autos fahren über die heruntergeklappte Auffahrt auf das Deck der „Hoopter Möwe 2“. Der Decksmann verkauft die Tickets. Vier Euro pro Fahrzeug mit Fahrer. Dann geht es los, Richtung Zollenspieker. „Wir fahren immer hin und her“, sagt Rogge, der aus Dömitz stammt und einen Fährführerschein für die Elbe besitzt. Bei knapp neun Kilometer pro Stunde und vier Motoren mit jeweils 250 PS schafft er vier Doppelturns pro Stunde. Unterwegs ist Rogge von morgens sechs Uhr bis abends 20 Uhr. An Wochenende und Feiertagen wird um 8.30 Uhr erstmals abgelegt. „Wartezeiten“, sagt er, „gibt es für die Fähre nicht“.

Das gilt jetzt seit 30 Jahren, seit Karl-Heinz Büchel am 1. April 1984 die damals eingestellte Fährlinie und ihre Hinterlassenschaft übernahm. „Einen Schrotthaufen“, wie er sagt, der „im Hochofen landete“. Seitdem hat Büchel seine Erlebnis-Reederei Zollenspieker-Hoopte, die derzeit mit Aushilfen fünf Schiffsführer sowie weitere Mitarbeiter in den Imbissen an beiden Anlegestellen beschäftigt, weiter aufgebaut. Auf den Fährprahm, der heute noch an der Anlegestelle am Zollenspieker liegt, folgte die „Spieker Möwe“, die jetzt in Stöckte festgemacht hat. Mit der „Hoopter Möwe 2“ ist jetzt die bisher größte Fähre im Einsatz. Sie bietet Platz für bis zu 24 Autos. Gleichzeitig steht die für 50.000 Euro zu einem Ausflugs-Schiff umgebaute Barkasse „Patrick“ zum Verkauf. Und auch von der kleineren Fähre will sich Büchel gern trennen.

Weitergehende Zahlen über das Unternehmen hält der 75-Jährige, der „im Herzen St. Paulis“ aufgewachsen ist, jedoch geheim. Weder über den Umsatz von Fähre, Imbissen und den beiden Fahrgastschiffen will er reden, noch die Zahl der Pendler nennen, die die Elbe von Hamburg nach Niedersachsen überqueren. Er schreibe zwar schwarze Zahlen, aber „allein trägt sich das Fährgeschäft nicht“, versichert er. Immerhin kann Büchel auf die zahllosen Motorradfahrer setzen, die gern an der Elbe eine Pause einlegen, Pommes und Bratwurst essen oder bei einem Schnack Kaffee trinken. Um dieses Klientel habe noch ein Kollege geworben, der aber schon lange nicht mehr am Platz sei, sagt Büchel. Inzwischen kennt er viele der Biker persönlich. „Wichtig ist aber, dass alle mich kennen.“

Ohne Zweifel: Die Fähre, für die der Binnenschiffer mit Patent sein gut gehendes Barkassen-Geschäft an den Landungsbrücken verkauft hat, ist sein Lebenswerk. „Ich wünsche mit, dass sie immer bestehen bleibt, denn alle Menschen an den Ufern brauchen sie“, sagt Büchel. Das gilt vor allem, wenn sich auf den Autobahnen die Autos stauen. Als zweites Standbeim hat er aber auch ein Konzept für die beiden Fahrgastschiffe „St. Nikolaus“ und „Käpt. Kudd’l“ erstellt, das viele Monate weit in die Zukunft reicht. Büchel hat dabei sein größtes Schiff nach seinem Spitznahmen benannt. Denn aus Karl-Heinz machten die Hamburger am Hafen plattdeutsch „Kudd’l“. „Wenn ich einmal nicht mehr bin, gibt es aber wenigstens den Namen bei dem Schiff noch“, argumentiert sein Besitzer.

Jetzt hat Büchel für die „St. Nikolaus“ eine neue Strecke aufgelegt und dafür erst einmal 3000 bis 5000 Euro für die Werbung investiert. Das ist eine der wenigen Zahlen, die er nach außen dringen lässt. Das Schiff fährt montags und donnerstags um elf Uhr vom Zollenspieker und von Hoopte aus zu den Landungsbrücken. Dort ist drei Stunden Zeit für einen Landgang. Wer die Hamburger Innenstadt schon gut kennt oder nichts einkaufen will, hat zudem Gelegenheit, zu einer zweistündigen Fahrt um Wilhelmsburg herum zu starten. Danach kann man auf der „St. Nikolaus“ wieder den Rückweg antreten. Der Reeder setzt darauf, dass künftig auch Gäste des neuen Hotels am Zollenspieker die Verbindung in die Hansestadt nutzen werden. „Da rechne ich mit einiges aus.“ Denn für die Zukunft hat Karl-Heinz Büchel noch viel vor. Zur Ruhe setzen will sich der umtriebige Reeder noch lange nicht.

In den nächsten Tagen lösen wird sich ein Problem, das Büchel in den vergangenen Monaten mit Sorge betrachtet hatte. So hatte er Schäden am Anleger in Hoopte ausgemacht, der auch von der DLRG und der Feuerwehr genutzt wird. Am kommenden Freitag werden Taucher daran gehen, die Steine am Anlegerfuß neu zu setzen. Für die Anlage hat das Land mit dem Kreis Harburg vereinbart, dass er sich um die Reparaturen kümmern muss.

„Das Land hat 10.000 Euro freigegeben, um die Arbeiten zu finanzieren. Wir werden den Einsatz auf Freitag, 11. April, legen, dann herrscht Niedrigwasser. Dazu werden wir erst abends beginnen, wenn die Fähre nicht mehr unterwegs ist“, sagt Kreissprecher Bernhard Frosdorfer.