Informationsabend im Gemeindehaus: Kleckens Pastorin Dorothea Blaffert berichtete von ihren Erfahrungen aus Rosengarten

Tostedt. Anfang April werden die ersten Asylbewerber in Tostedt ankommen. Der Landkreis Harburg will in der Ortschaft insgesamt 116 Flüchtlinge in Containeranlagen unterbringen. Aus diesem Grund lud die Johanneskirchengemeinde bereits jetzt zu einem Informationsabend ins Gemeindehaus ein. Zu Gast war auch Pastorin Dorothea Blaffert aus Klecken, wo bereits seit Monaten Asylbewerbern leben.

Die Veranstaltung begann mit einem Appell: „Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei den neuen Tostedter Bürgern um Menschen in Not handelt, die oft jahrelang auf der Flucht waren und manchmal stark traumatisiert sind. Wenn wir uns für diese Fremden einsetzen, dann handeln wir nach einer alten biblischen Tradition, aus einer christlichen Grundhaltung und Überzeugung heraus“, betonte Gerald Meier. Der Tostedter Pastor hatte den Informationsabend initiiert, um mit den Bürger der Gemeinde gemeinsam darüber zu diskutieren, was getan werden könne, um die Asylbewerber in die Gemeinschaft zu integrieren. Zudem gab Meier einen kurzen Überblick über das geltende Asylrecht und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Laut Grundgesetz können alle Personen, die politisch verfolgt werden, einen Antrag auf Asyl stellen. Als politisch verfolgt gilt, wer gezielten und intensiven ausgrenzenden Rechtsverletzungen ausgesetzt war und aus diesem Grund gezwungen war sein Heimatland zu verlassen und im Ausland Schutz zu suchen. Die Verfolgung muss im direkten Zusammenhang mit der Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder politischen Überzeugung stehen. Allgemeine Notsituationen wie eine Hungersnot oder Umweltkatastrophen werden nicht als Asyl- oder Fluchtgrund anerkannt.

Geregelt wird dieses Recht von der sogenannten Dublin-Verordnung. „Sie legt fest, welches Land für die Durchführung eines Asylverfahrens zuständig ist. Hat der Flüchtling vor seiner Ankunft in Deutschland einen sogenannten sicheren Drittstaat durchquert, kann er auch nur da einen Antrag stellen“, sagt Meier. Kommt also Flüchtender über das Mittelmeer ohne Einreiseerlaubnis nach Italien und gelangt anschließend weiter nach Deutschland, wird er nach Italien zurückgeschickt, um dort seinen Asylantrag zu stellen.

„Das ist das eigentlich Frustrierende an der Geschichte: Diejenigen, die sie in ihrer Mitte willkommen heißen, sind oft schnell wieder weg oder tauchen aus Angst vor Abschiebung einfach unter“, betonte Dorothea Blaffert. Die Pastorin aus Klecken engagiert sich seit Monaten für die Asylbewerber in der Gemeinde Rosengarten. Die Ausgangssituation in Tostedt sei aber eine andere. „Sie sind hier in der komfortablen Situation, dass sie schon jetzt wissen, dass Asylbewerber nach Tostedt kommen werden. In Nenndorf tauchten eines Tages Afrikaner auf und keiner wusste warum und woher sie kamen“, erzählt die Pastorin.

Sie riet, schnell den persönlichen Kontakt mit den Asylbewerbern zu suchen. „Warten Sie nicht zu lange. Gehen sie auf die Menschen zu, die als Flüchtlinge nach Tostedt kommen. Und fragen sie sie, was sie wissen wollen. Um was über die Leute zu erfahren, brauchen sie nicht immer erst Informationen von den zuständigen Behörden“, betonte Dorothea Blaffert. In Klecken habe die Kirchengemeinde den Kontakt zu den neuen Mitbürgern erst spät gesucht. „Die Asylbewerber haben uns irgendwann gefragt, warum wir sie erst jetzt einladen. Dafür haben wir uns dann geschämt.“

Die Mitglieder der Johanneskirchengemeinde wollen nun gezielt nach Möglichkeiten suchen, um ihre Hilfe genau da anzubieten, wo sie gebraucht wird. „Sprache ist das Allerwichtigste. Nur so können Asylbewerber ihr Umfeld verstehen lernen“, betonte Dorothea Blaffert. Zahlreiche Engagierte erklärten sich zum Ende der Veranstaltung bereit, mitzuarbeiten.